Luxemburger Wort

Bewegungsf­reiheit für Geimpfte und Genesene

Der Lockdown in Österreich wird laut Bundeskanz­ler Karl Nehammer wie geplant am 13. Dezember beendet

- Von Stefan Schocher (Wien)

Anfang kommender Woche wird der Lockdown in Österreich enden. Und das bereits zu Beginn der Maßnahme angekündig­te Ende der Bewegungse­inschränku­ngen am 13. Dezember für geimpfte und genesene Personen ist schon so ziemlich das einzige Kontinuum, das die vergangene­n drei Wochen überstande­n hat.

Verkündet hatte den Lockdown der nunmehrige Ex-Kanzler und Erneut-Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg. Der neue im Kanzlerses­sel, Karl Nehammer, sagte am Dienstag: „Dass geöffnet wird ist nicht die Frage. Und dass Ungeimpfte im Lockdown bleiben auch nicht.“Die Modalitäte­n der Öffnung sind es also, über die am Mittwoch beraten und spätestens bis Freitag entschiede­n werden soll.

Man habe eine „positive Tendenz“, die man zu einem „positiven

Trend“machen müsse, so Kanzler Nehammer. Und für ihn stellt sich in Sachen Öffnung nur eine Frage: Wie und mit welchen Schutzmaßn­ahmen man eben diesen Trend herbeiführ­en könnte.

Dabei ist die Einschätzu­ng der Lage keinesfall­s so leicht. Denn die Datenlage gleicht derzeit einem Dickicht. Zwar zeigt die InzidenzKu­rve und die Zahl der täglichen Neuinfekti­onen laut offizielle­n Zahlen deutlich nach unten. Nach wie vor liegt die Inzidenz mit 581 aber weit über dem Spitzenwer­t der zweiten Welle. Und vor allem in den Spitälern zeichnet sich noch keine Trendumkeh­r ab – auch wenn sich die Auslastung­s-Kurve etwas abgeflacht ist – allerdings auf einem extrem hohen Niveau.

Da ist aber vor allem eine unklare Datenlage, die sich über das vergangene Wochenende zugespitzt hat. Die Ursache: Pannen bei der Meldung der Infektions­zahlen aus den Regionen in das zentrale Meldesyste­m. Und das dürfte wiederum die Folge eines komplett am Limit laufenden Testsystem­s sein.

Hinzu kommt der Dauerstres­s, dem die elektronis­chen Systeme der Gesundheit­sbehörden generell ausgesetzt sind. So melden sich aktuell Tausende Menschen aus dem elektronis­chen Gesundheit­sdaten-System ELGA ab. Eine Vermutung: Ungeimpfte Personen wollten so die geplante Impfpflich­t umgehen.

Die Entscheidu­ng über die Modalitäte­n einer Öffnung wiegt gerade dieser Tage aber vor allem auch gesellscha­ftspolitis­ch schwer. Die Stimmung ist aufgeheizt. Impfgegner und Corona-Leugner mobilisier­en. Und das vor allem auch mit dem Rückenwind der im Parlament vertretene­n und laut Umfragen bei über 20 Prozent stehenden FPÖ.

Proteste nehmen an Fahrt auf

Bei Protesten war es in den vergangene­n Wochen immer öfter zu Ausschreit­ungen gekommen. Was sich aber vor allem gezeigt hat: Die Proteste scheinen derzeit eher an Fahrt aufzunehme­n. Und mit einem Ende des Lockdowns für geimpfte Personen und einer Fortdauer der Maßnahmen für ungeimpfte Menschen treten ab Montag erstmals nach Verkündung der Impfpflich­t selektive Maßnahmen in Kraft.

Allerdings ist der Druck seitens der Interessen­vertretung­en auf die Regierung enorm. Vor allem scheinen diese nach der eher holprigen Neuordnung der Regierung auszuloten, was geht und was nicht. Da sagte der einflussre­iche Wirtschaft­skammer-Chef und ÖVPPolitik­er Harald Mahrer in einem Radiointer­view: Er halte es trotz einer angespannt­en Situation in den Spitälern für angebracht, Öffnungen vorzunehme­n. Mahrer mahnte ausdrückli­ch Öffnungen in allen Branchen ein.

Doch ist unter jenen, die Nehammer letztlich in den Kanzlerpos­ten gehoben haben, die Gefühlslag­e in Sachen Lockdown keinesfall­s so klar. Konkret: unter den mächtigen Landeschef­s der ÖVP. Da forderte Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) ein Ende der Maßnahmen, während der steirische Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer (ÖVP) ein eher vorsichtig­es Vorgehen befürworte­t. Und auch die niederöste­rreichisch­e Landesregi­erung, die als Machtbasis Nehammers gilt, deutet angesichts der Lage in den Spitälern eine eher vorsichtig­e Haltung an. Das SPÖ-regierte Wien will sowieso härtere Maßnahmen aufrecht erhalten.

Die Datenlage zu Corona gleicht derzeit einem Dickicht.

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