Omikron auf dem Vormarsch
Laut britischen Gesundheitsexperten wird die neue Variante des Corona-Virus Delta schon bald verdrängen
Vorgestern bestätigte Gesundheitsminister Sajid Javid, dass die neue Variante des Corona-Virus mittlerweile fester Bestandteil der Pandemie in Großbritannien geworden ist: Omikron werde nicht mehr nur über Eingereiste ins Land gelangen, sondern übertrage sich innerhalb der Bevölkerung, und zwar in mehreren Landesteilen. Damit steht das Land laut Experten vor einem schnellen Anstieg der Covid-Fallzahlen.
Javid zitierte eine neue Analyse der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency, laut der „das Fenster zwischen Ansteckung und Übertragbarkeit bei Omikron kürzer sein könnte als bei der Delta-Variante“– was bedeutet, dass sich Omikron noch rapider ausbreiten kann als alle früheren Covid-Varianten.
Am Montag wurden in Großbritannien insgesamt über 51 000 Neuinfektionen gemeldet. Aufgrund der hohen Übertragungsrate, und weil zudem nur ein kleiner
Teil der Neuerkrankungen genetisch analysiert wird, ist es gemäß Experten schwierig zu sagen, wie viele Omikron-Fälle es in Großbritannien bereits gibt. Wahrscheinlich seien bereits über 1 000 Menschen an der neuen Variante erkrankt, sagte Professor Paul Hunter von der University of East Anglia: „Die ersten Zeichen deuten darauf hin, dass Omikron die Delta-Variante überholt und innerhalb der nächsten Wochen oder des nächsten Monats dominant wird.“
Einreisebeschränkungen
Laut Neil Ferguson vom Imperial College in London verdoppelt sich die Zahl der Omikron-Fälle alle drei Tage, möglicherweise noch schneller. Weiterhin ist unklar, ob die neue Variante eine ähnliche Erkrankung wie Delta verursacht, oder ob der Krankheitsverlauf schwerer oder milder ist. Ebenso unsicher ist, ob die Impfung ausreichend gegen Omikron schützt.
Obwohl Omikron schon längst in Großbritannien angekommen ist, hat die Regierung die Einreisebestimmungen weiter verschärft. Britische Staatsangehörige dürfen zwar weiterhin nach Hause fliegen, aber sie müssen nach der Ankunft zehn Tage lang in die Hotelquarantäne. Nebst Nigeria stehen rund ein Dutzend südafrikanische Länder auf der roten Liste.
Und auch für den Rest der Welt sind die Bestimmungen stringenter geworden: Reisende müssen bei der Ankunft einen negativen Covid-Test vorweisen, und am zweiten Tag ist erneut ein PCR-Test fällig. Frühere Mutationen hätten gezeigt, dass „robuste Grenzkontrollen“einen wichtigen Teil dazu beitragen, neue Covid-Varianten zu bewältigen, sagte Gesundheitsminister Javid.
Demgegenüber sind derzeit noch keine zusätzlichen Maßnahmen geplant, um die Verbreitung von Omikron innerhalb Großbritanniens einzudämmen. Die Regierung hat vergangene Woche lediglich die Maskenpflicht in Innenräumen und im öffentlichen Verkehr wiedereingeführt. Vielmehr setzt London auf das Impfprogramm, um die Bevölkerung vor einer neuen Welle zu schützen; bislang haben etwa 30 Prozent der Bevölkerung die dritte Impfung erhalten.
Allerdings ist diese BoosterKampagne ins Stocken geraten: Zwar hat Premierminister Boris Johnson schon vor einer Woche angekündigt, dass er die Auffrischungsimpfung priorisieren wolle und die Unter-40-Jährigen bald zur dritten Impfung eingeladen würden, aber bislang ist unklar, wann das Programm tatsächlich starten wird.