Luxemburger Wort

Omikron auf dem Vormarsch

Laut britischen Gesundheit­sexperten wird die neue Variante des Corona-Virus Delta schon bald verdrängen

- Von Peter Stäuber (London)

Vorgestern bestätigte Gesundheit­sminister Sajid Javid, dass die neue Variante des Corona-Virus mittlerwei­le fester Bestandtei­l der Pandemie in Großbritan­nien geworden ist: Omikron werde nicht mehr nur über Eingereist­e ins Land gelangen, sondern übertrage sich innerhalb der Bevölkerun­g, und zwar in mehreren Landesteil­en. Damit steht das Land laut Experten vor einem schnellen Anstieg der Covid-Fallzahlen.

Javid zitierte eine neue Analyse der Gesundheit­sbehörde UK Health Security Agency, laut der „das Fenster zwischen Ansteckung und Übertragba­rkeit bei Omikron kürzer sein könnte als bei der Delta-Variante“– was bedeutet, dass sich Omikron noch rapider ausbreiten kann als alle früheren Covid-Varianten.

Am Montag wurden in Großbritan­nien insgesamt über 51 000 Neuinfekti­onen gemeldet. Aufgrund der hohen Übertragun­gsrate, und weil zudem nur ein kleiner

Teil der Neuerkrank­ungen genetisch analysiert wird, ist es gemäß Experten schwierig zu sagen, wie viele Omikron-Fälle es in Großbritan­nien bereits gibt. Wahrschein­lich seien bereits über 1 000 Menschen an der neuen Variante erkrankt, sagte Professor Paul Hunter von der University of East Anglia: „Die ersten Zeichen deuten darauf hin, dass Omikron die Delta-Variante überholt und innerhalb der nächsten Wochen oder des nächsten Monats dominant wird.“

Einreisebe­schränkung­en

Laut Neil Ferguson vom Imperial College in London verdoppelt sich die Zahl der Omikron-Fälle alle drei Tage, möglicherw­eise noch schneller. Weiterhin ist unklar, ob die neue Variante eine ähnliche Erkrankung wie Delta verursacht, oder ob der Krankheits­verlauf schwerer oder milder ist. Ebenso unsicher ist, ob die Impfung ausreichen­d gegen Omikron schützt.

Obwohl Omikron schon längst in Großbritan­nien angekommen ist, hat die Regierung die Einreisebe­stimmungen weiter verschärft. Britische Staatsange­hörige dürfen zwar weiterhin nach Hause fliegen, aber sie müssen nach der Ankunft zehn Tage lang in die Hotelquara­ntäne. Nebst Nigeria stehen rund ein Dutzend südafrikan­ische Länder auf der roten Liste.

Und auch für den Rest der Welt sind die Bestimmung­en stringente­r geworden: Reisende müssen bei der Ankunft einen negativen Covid-Test vorweisen, und am zweiten Tag ist erneut ein PCR-Test fällig. Frühere Mutationen hätten gezeigt, dass „robuste Grenzkontr­ollen“einen wichtigen Teil dazu beitragen, neue Covid-Varianten zu bewältigen, sagte Gesundheit­sminister Javid.

Demgegenüb­er sind derzeit noch keine zusätzlich­en Maßnahmen geplant, um die Verbreitun­g von Omikron innerhalb Großbritan­niens einzudämme­n. Die Regierung hat vergangene Woche lediglich die Maskenpfli­cht in Innenräume­n und im öffentlich­en Verkehr wiedereing­eführt. Vielmehr setzt London auf das Impfprogra­mm, um die Bevölkerun­g vor einer neuen Welle zu schützen; bislang haben etwa 30 Prozent der Bevölkerun­g die dritte Impfung erhalten.

Allerdings ist diese BoosterKam­pagne ins Stocken geraten: Zwar hat Premiermin­ister Boris Johnson schon vor einer Woche angekündig­t, dass er die Auffrischu­ngsimpfung priorisier­en wolle und die Unter-40-Jährigen bald zur dritten Impfung eingeladen würden, aber bislang ist unklar, wann das Programm tatsächlic­h starten wird.

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Foto: AFP Die Omikron-Variante verbreitet sich derzeit rasend schnell. Doch statt auf strengere Corona-Maßnahmen setzt die britische Regierung auf Einreisebe­schränkung­en und die Booster-Impfung.

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