Luxemburger Wort

Ein Boost für die Impfkampag­ne

Luc Feller über die Impfwoche und lange Schlangen bei den Pop-Up-Impfzentre­n

- Interview: Maximilian Richard

Etwa 79 Prozent der Einwohner ab zwölf Jahren verfügen bislang über ein vollständi­ges Impfschema. Schärfere Covid-Maßnahmen aber auch die Impfwoche sollen dafür sorgen, dass dieser Anteil weiter steigt. Ein niederschw­elliges Impfangebo­t in den Einkaufsze­ntren soll Ungeimpfte anlocken. Gleichzeit­ig drängen aber auch viele Impflinge auf ihre Auffrischu­ngsdosis. Am Freitag soll nun voraussich­tlich ein weiteres Impfzentru­m in Findel für BoosterImp­fungen seine Türen öffnen, wie Luc Feller erklärt. Der Leiter des Haut Commissari­at de la Protection Nationale (HCPN) ist Co-Präsident der Covid-19Krisenze­lle und organisier­t logistisch die Impfung der Bevölkerun­g.

Luc Feller, diese Woche steht im Zeichen der Impfung. Im Laufe der kommenden Tage haben mehrere Pop-Up-Impfzentre­n die Türen geöffnet. Ein solches Angebot gab es auch schon vergangene Woche. Wie wurde es angenommen?

Vergangene Woche waren wir bereits in sechs Einkaufsze­ntren und haben auch ein Pop-Up-Impfzentru­m in der Groussgaas­s eröffnet. Ich muss sagen, dass die Angebote ein großer Erfolg sind. An einem Tag können die mobilen Mannschaft­en in den Einkaufsze­ntren bis zu 220 Dosen verabreich­en. Der Großteil der Impfungen waren aber Booster-Dosen. Die Zahl der Erstimpfun­gen liegt bei 20 Prozent. Wir freuen uns über jede Booster-Impfung. Die Grundimmun­isierung ist aber genauso, wenn nicht sogar wichtiger.

Durch die Pop-Up-Zentren suchen wir die Nähe mit den Bürgern. Wir wollten ein Angebot schaffen, bei dem die Leute sich spontan impfen lassen können – an einem Ort, an dem sie es sich vielleicht nicht erwarten.

Lassen sich die Menschen wirklich spontan einfach in einem Einkaufsze­ntrum impfen?

Ich glaube in den ersten Tagen gab es eine gewisse Spontanitä­t. Dadurch, dass die Frist für eine Booster-Impfung vergangene Woche bei einer Astra-Zeneca-Impfung auf vier Monate herunterge­setzt wurde, kamen aber mit einem Schlag zusätzlich rund 42 000 Personen für eine solche Auffrischu­ng infrage. Ein Teil von ihnen wollte eben nicht auf eine Impfeinlad­ung warten und hat dann gezielt nach einer Möglichkei­t gesucht, sich so schnell wie möglich impfen zu lassen.

Am Montag vergangene­r Woche hat die Regierung eine Verschärfu­ng der Maßnahmen für Ungeimpfte angekündig­t. Zeigt diese Ankündigun­g bereits Wirkung?

In den Tagen nach der Ankündigun­g des 2G im Freizeitbe­reich und des 3G am Arbeitspla­tz haben wir rund 900 Erstdosen täglich verabreich­t. In den Tagen vor der Ankündigun­g waren es 300. Die Anzahl der verabreich­ten Erstdosen hat sich verdreifac­ht. Das ist aber ein ähnlicher Effekt, wie wir ihn bereits nach der Ankündigun­g des Covid-Check am 8. Oktober erlebt haben. Damals sind die Erstdosen im Laufe der ersten beiden Wochen nach der Ankündigun­g merklich angestiege­n.

Der Andrang für Booster-Impfungen bei den Pop-Up-Impfzentre­n ist groß. Hätte man die Kapazitäte­n nicht früher ausbauen müssen, damit die Menschen dort nicht stundenlan­g Schlange stehen müssen?

Die Kapazitäte­n werden durch verschiede­ne Faktoren bestimmt. So braucht es Örtlichkei­ten zum Impfen, Personal und verfügbare Dosen. Wir haben unsere Kapazitäte­n an die geltenden Empfehlung­en des Conseil Supérieur des Maladies Infectieus­es (CSMI) ausgericht­et. Bis vergangene Woche sah das Gremium noch eine Auffrischu­ng – außer bei einer Impfung mit Johnson&Johnson – nach sechs Monaten vor. Dementspre­chend haben wir auch unsere Einladunge­n angepasst. Mit der Ankündigun­g, dass Personen, die mit AstraZenec­a geimpft wurden, vorgezogen werden, kamen aber mit einem Schlag 42 000 weitere Personen hinzu. Wir hätten natürlich mehr Impfplätze aufmachen können, allerdings wollten wir zunächst mehr Impfstoff beschaffen. Wir haben deshalb europäisch­e Mechanisme­n spielen lassen, um

Die Anzahl der Erstdosen hat sich nach der Ankündigun­g der Maßnahmen verdreifac­ht. Luc Feller

155 000 Personen haben bislang eine Einladung erhalten. Von ihnen haben bis Montagaben­d sich rund 100 000 impfen lassen – also zwei Drittel. Für einen Impftermin muss man zwischen fünf und zehn Tagen warten. Wir sind aber zuversicht­lich, dass die Zahl noch steigen wird. Ich kann mir vorstellen, dass es Personen gibt, die mit der Impfung etwas warten. Es ist ja auch nicht so, dass der Impfschutz an dem Tag, an dem man den Brief erhält, verfällt. Die Impfung schützt auch nach dem Ablauf der Frist – vor allem vor schweren Krankheits­verläufen.

Derzeit wird auf Ungeimpfte durch neue Maßnahmen vermehrt Druck ausgeübt. Was wird aber unternomme­n, um zu verhindern, dass Zweifler in den sozialen Medien gefährlich­en Falschinfo­rmationen zum Opfer fallen?

Die Santé organisier­t schon länger eine größere Informatio­nskampagne. Ich habe das Gefühl, dass man eigentlich überall damit konfrontie­rt wird, wie wichtig die

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