Ein „Dorf“im Dorf
Das „Musée A Possen“in Bech-Kleinmacher wird neu ausgerichtet und bekommt ein neues Konzept verpasst
Bech-Kleinmacher. Vor rund 400 Jahren wurde das älteste Gebäude des Museums „A Possen“in BechKleinmacher errichtet. Im Jahr 1617 entstand das Possenhaus, das das Leben der Winzerfamilie Post im 18. und 19. Jahrhundert zeigt und zum Herzstück des Museumskomplexes wurde. Im Laufe der Zeit ist das Museum auf sieben Gebäude angewachsen, die unterschiedliche Geschichten erzählen. Nachdem das „Possenhaus“in der Vergangenheit mehrmals umgestaltet und ausgebaut worden war, verpasst der Staat dem Museum erneut ein neues Konzept. Die ersten Vorbereitungen dafür sind bereits angelaufen: Die Internetseite des Museums wurde angepasst, auch wurde vor Kurzem Catherine Krier als neue Verwalterin eingestellt, um das angedachte Konzept umzusetzen.
Lebendige Begegnungsstätte
„Ziel des Konzeptes ist eine Aufwertung des Museumserlebnisses, um die Einrichtung interessanter für Besucher jeden Alters zu gestalten“, lässt das Tourismusministerium in einer zusammen mit der neuen Koordinatorin vorbereiteten schriftlichen Antwort mitteilen. Das Konzept solle integral überarbeitet werden, um „das Museum und dessen Ausstellungen in neuem Glanz erscheinen zu lassen und es so an die heutige Museumspraxis anzupassen“. Die ersten Umbauarbeiten und der Beginn der konkreten Umsetzung sind im kommenden Jahr geplant.
Das Wein-, Folklore- und Spielzeugmuseum, das auf Eigeninitiative der Familie Kayser-Gales gegründet wurde, öffnete 1967 erstmals seine Türen. Der als Sammler und Ahnenforscher bekannte Arzt Prosper Kayser erwarb 1965 zusammen mit seiner Frau Gaby ein altes Winzerhaus der Familie Post im Zentrum von Bech-Kleinmacher, um seine Sammelkollektionen dort unterzubringen. Das Museum befindet sich seit 1993 im Besitz des Staates und wird durch die für diesen Zweck gegründete „Fondation Possenhaus“verwaltet. Der Fondation gehören die Vertreter der zuständigen Ministerien, der Gemeinde, der Asbl „Amis du Possenhaus et du Folklore Mosellan“und der Gründerfamilie Kayser-Gales an.
Entworfen hat das neue Konzept die Beratungsagentur „The Impact Lab“. „Es ist auf partizipativen Kriterien aufgebaut“, erklärt
Catherine Krier ist neue Museumsverwalterin.
Giny Laroche, eine von zwei Gründerinnen der Agentur. „Im Museum soll eine lebendige und aktive Begegnungs- und Erfahrungsstätte entstehen, wo interaktive Wissensvermittlung Hand in Hand mit Austausch, Geselligkeit, Emotionen und Authentizität einhergeht.“Laut Laroche soll das Museum „ein 'Dorf' im Dorf, also ein offenes Museum“werden. „Zum einen wollen wir ein übergreifendes, lebendiges Bild über die Geschichte des Weinbaus vermitteln und zum anderen dem Museum so zu einer klaren Identität verhelfen, im Einklang mit einem einzigartigen regionalen Kulturerbe, das es zu bewahren gilt.“
2,2 Millionen Euro fürs Lifting
Von den Traditionen, die zu pflegen sind, spricht ebenfalls das Tourismusministerium: Das Ziel sei die Aufwertung des immateriellen und materiellen Kulturerbes der Region. „Thematisch bleibt das Museum seiner Vergangenheit treu: Im Fokus steht der Weinbau im lokalhistorischen Kontext und soll so gemeinsam mit dem künftigen Centre Mosellan eine komplementäre Sicht auf die Weinkultur der Moselregion geben.“Auch sollten die historischen Lebensumstände der Einwohner der Region sowie das lokale Handwerk in den Mittelpunkt rücken. Giny Laroche verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff des „Écomusée“(siehe Kasten links) und einer „Oral History Kollektion“, einer mündlich überlieferten und aufgezeichneten Geschichte. Als Beispiel könnte das Écomusée d'Alsace in Frankreich dienen, das als Grundlage für das neue Konzept gilt.
Das Budget für die Neuausrichtung beträgt nach den Angaben des Ministeriums 2,2 Millionen Euro. Die Generaldirektion für Tourismus
kommt für den Großteil des Budgets auf und gilt als Hauptfinanzierer des Projektes. Die Gemeinde Schengen übernimmt zehn Prozent der anfallenden Kosten.
Die Gemeinde selbst steht dem neuen Projekt positiv gegenüber: „Wenn das Museum durch das neue Konzept mehr Zuspruch findet, dann ist es vorteilhaft für die Gemeinde und speziell für den Ort Bech-Kleinmacher“, meint Pierre
Hirtt, Vizepräsident der „Fondation Possenhaus“und Mitglied im Schengener Gemeinderat. Tatsächlich sorgten schwindende Besucherzahlen und die Finanzlage des Museums früher öfter für Gesprächsstoff bei den Gemeinderäten. Die Kommune trägt im Rahmen ihrer finanziellen Beteiligung einen Teil der laufenden Kosten des Museums. „Die Besucherzahlen haben sich in den vergangenen Jahren nicht so wie früher entwickelt“, erzählt Hirtt. Wie viele Besucher genau das Museum pro Jahr zählt, kann das Tourismusmusministerium jedoch nicht sagen. „In den vergangenen Jahren wurden die Zahlen nicht systematisch erfasst“, meint Sprecher Damien Valvasori. „Im Rahmen des neuen Museumskonzepts wird in Zukunft darauf geachtet, die Besucherströme zu messen.“