Motiviert, aber realistisch
Mit einem bekannten Coach an der Seitenlinie wollen Mondorfs Basketballer im Pokal-Viertelfinale abliefern
Außenseiter spucken manchmal große Töne und sind zu sehr von sich selbst überzeugt. Nicht jedoch der Zweitligist Mondorf, dessen Trainer Philip Dejworek den Luxemburger Basketball zu gut kennt. „Wir müssen unser bestes Spiel abliefern und gleichzeitig darauf hoffen, dass Arantia einen schlechten Tag erwischt. Aber wenn die gut spielen, können wir sie nicht schlagen“, gibt der 43-Jährige seine realistische Einschätzung.
Für die Mondorfer ist es das Spiel des Jahres, wenn sie heute Abend um 20 Uhr den Drittplatzierten der LBBL in der Coupe de Luxembourg empfangen. Und es ist das zweite Mal in drei Jahren, dass die Mannschaft um Sven Bartholomey das Pokal-Viertelfinale erreicht – für einen Zweitligisten eher außergewöhnlich. „Wir brennen auf dieses Spiel“, sagt der Topscorer unter den einheimischen Mondorfer Spielern.
Coach Dejworek weiß, wie man den Pokal gewinnt – er hat es bereits 2016 mit T71 Düdelingen getan, wo er zwei Jahre lang in der Verantwortung stand. Mit Racing hat er einen weiteren Erstligisten gecoacht und war unter anderem auch Jugend-Nationaltrainer sowie Assistenzcoach bei der Luxemburger Männerauswahl.
Doch 2020 wollte sich Dejworek beruflich neu aufstellen und ging nach Mondorf: „Das Coaching ist nicht mehr so arbeitsintensiv. Weder für mich, noch für die Spieler. Wir haben deutlich weniger Trainingseinheiten als in der LBBL. Wir trainieren drei Mal die Woche, davon haben wir vielleicht zwei Mal zehn Spieler beisammen. Das ist der größte Unterschied zur ersten Liga.“
Dejworek ist bekannt im Luxemburger Basketball – ganz anders als das Team, das er trainiert. Der Viertplatzierte der Nationale 2 fliegt eher unter dem Radar. „Wir sind definitiv nicht die talentierteste Mannschaft der Liga, aber der Teamgeist ist unsere Stärke“, sagt Bartholomey. Und Dejworek glaubt: „Wir spielen bisher eine überraschend gute Saison. Unser Ziel ist es immer noch, den Abstieg in die Nationale 3 zu vermeiden. Unser größter Vorteil ist die Ausgeglichenheit. Alle Spieler kommen zum Einsatz.“
Luxemburger müssen punkten
Trotz der großen Rotation eilt Avanti Mondorf der Ruf voraus, dass es nur wegen seiner beiden Profis einigermaßen erfolgreich läuft. Diese These lässt sich statistisch belegen: Khalil Small und John Ross sind für zwei Drittel aller Ligapunkte der Mondorfer verantwortlich. Eine Tatsache, die Luxemburger Spieler vielleicht nicht gerne hören, die Dejworek und Bartholomey allerdings auch nicht leugnen. Wobei der Trainer relativiert: „Das kann man bei den meisten Zweitligisten behaupten. Unsere besten Spiele waren jene, in denen auch die Luxemburger zweistellig gepunktet haben. Gegen Arantia müssen wir es ebenfalls hinbekommen, dass die Amateure Akzente setzen.“
Besonders Profi Small lässt gegnerische Trainer und Spieler zittern. In der Nationale 2 erzielte er bisher im Schnitt überragende 30,3 Punkte pro Spiel. Aber es sind dann eben doch nicht nur die Profis, die Körbe werfen. Bartholomey steuerte in den ersten sieben Ligaspielen nämlich im Schnitt jeweils 14 Punkte bei, in den vergangenen fünf Partien waren es allerdings nur noch gut fünf Punkte. Die Gegner haben sich besser auf ihn eingestellt. „In der Hinrunde wurden unsere Profis oft von der Verteidigung gedoppelt und ich stand frei. Ich habe dann auch einige Würfe getroffen. Mittlerweile gesteht man mir aber weniger
Platz zu“, sagt der 26-Jährige. Arantia wird ein anderes Tempo, eine andere Physis an den Tag legen als das, was die Mondorfer bisher gewohnt waren. In den ersten beiden Pokalrunden mussten sie lediglich gegen andere Zweitligisten antreten. Als unterklassige Mannschaft profitieren die Gastgeber gegen Fels allerdings von einem Zehn-Punkte-Vorsprung. „Wir dürfen nicht nervös sein und müssen voller Elan und Energie ins Spiel gehen. Ich glaube nicht, dass wir chancenlos sind. Vor zwei Jahren haben wir im Achtelfinale Contern geschlagen und im Viertelfinale nur knapp gegen Etzella verloren (80:89), obwohl wir damals schwächer besetzt waren als jetzt“, erklärt Bartholomey.
Coach Dejworek fügt an: „Wir dürfen gegen die aggressive Felser Verteidigung nicht zu oft den Ball verlieren und selbst keine einfachen Körbe zulassen. Arantias Spieler sind sehr athletisch. Wir müssen deshalb vor allem unter dem Korb hart verteidigen.“
Mondorf geht das Viertelfinale nicht übermütig, sondern realistisch an – was in eigener Halle und mit den lautstarken Fans im Rücken dann doch dazu führen könnte, dass der krasse Außenseiter den Favoriten ärgert.
Ich glaube nicht, dass wir chancenlos sind. Sven Bartholomey