Luxemburger Wort

Kaufen oder mieten?

Wohneigent­um ist in Europa sehr ungleich verteilt – Luxemburg liegt im unteren Drittel

- Von Marlene Brey

Im Jahr 2020 lebten 70 Prozent der Einwohner der EU in einem Haushalt mit Wohneigent­um. Die restlichen 30 Prozent wohnten zur Miete. Das zeigen die Zahlen von Eurostat, die das europäisch­e Statistiki­nstitut gestern veröffentl­ichte. Hinter dem Durchschni­ttswert liegen sehr unterschie­dliche Realitäten in den einzelnen Ländern. Dabei ist Wohneigent­um eine wichtige Kennzahl: Mieter sind stärker von Altersarmu­t bedroht als Eigentümer.

Luxemburg im Länderverg­leich

Luxemburg liegt im Länderverg­leich beim Wohneigent­um im unteren Drittel. Im Ranking sind 26 Länder aufgeführt. Das Großherzog­tum belegt Platz 21. Dabei entspreche­n Luxemburgs Werte recht genau dem Durchschni­tt der EU: 68,4 Prozent der Haushalte in

Luxemburg besitzen Wohneigent­um, 31,6 Prozent sind Mieter. Mit diesen Werten landet Luxemburg dennoch am unteren Ende, weil viele Länder sehr hohe Eigentumsa­nteile haben. Ganz oben steht da Rumänien: 96 Prozent der Bevölkerun­g leben in einem Haushalt mit Wohneigent­um, gefolgt von der Slowakei (92 Prozent), Ungarn und Kroatien (beide 91 Prozent).

In Frankreich (64 Prozent), Dänemark (59 Prozent) und Österreich (55 Prozent) war der Anteil des Wohneigent­ums niedriger als in Luxemburg. Ganz unten im Ranking steht Deutschlan­d. Hier lebte 2020 die eine Hälfte der Bevölkerun­g in einem Haushalt mit Wohneigent­um, die andere Hälfte in einem Mietshaush­alt. Die eigenen vier Wände werden für immer mehr Menschen in Deutschlan­d unerschwin­glich. In den vergangene­n 15 Jahren haben sich die Preise verdoppelt bis verdreifac­ht. Eine Atempause habe es im Corona-Jahr nicht gegeben, erklärte Sebastian Wunsch, Experte des Hamburger Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforsch­ung kürzlich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Das Marktgesch­ehen verlagere sich zunehmend aus den leergekauf­ten Märkten in den Großstädte­n in die Speckgürte­l und in ländliche Räume.

Auch in Luxemburg zeigt sich dieser Trend. Laut einer Analyse des Anbieters Immotop.lu sind die Preise für Häuser und Wohnungen auf der Plattform zwischen dem ersten Halbjahr 2020 und dem ersten Halbjahr 2021 um 4,2 Prozent gestiegen. Gleichzeit­ig sank das Angebot von Wohnungen und Häusern im ganzen Land um 31,4 Prozent. Auch hier verlagert sich das Marktgesch­ehen ins Umland der Hauptstadt. Die Gemeinden Bartringen und Mamer sind laut Immotop inzwischen teurer als Luxemburg-Stadt, wenn man alle Viertel betrachtet. In Bartringen ist der Preis für den Quadratmet­er um fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, in Mamer um 70 Prozent.

Wohneigent­um gegen Altersarmu­t

Kaufen oder mieten? Das ist nicht bloß eine Typfrage. Mieter sind stärker von Altersarmu­t bedroht als Eigentümer. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Pestel-Instituts in Deutschlan­d. „Altersarmu­t ist primär Mieterarmu­t“, erklärte der Leiter des Instituts dem Handelsbla­tt.

Altersarmu­t ist primär Mieterarmu­t. Matthias Günther, Pestel-Institut

 ?? Foto: Chris Karaba ?? In Luxemburg können sich knapp 70 Prozent der Haushalte Wohneigent­um leisten. In Rumänien sind es 96 Prozent.
Foto: Chris Karaba In Luxemburg können sich knapp 70 Prozent der Haushalte Wohneigent­um leisten. In Rumänien sind es 96 Prozent.

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