Fünf mal Acht gleich Vierzig
Warum die fünfte Ausgabe des Jazzfestivals Reset in Neimënster eine Wegmarke ist
Ginge es nach der Zahlensymbolik würden die fünf Ausgaben des Reset-Jazzfestivals mit 40 Musikerinnen und Musikern quasi 40 Brückenpfeiler eines immer größer werdenden Verbunds zu einer großen tragfähigen Brücke machen. Auch 2022 kommen trotz aller Widrigkeiten acht Künstlerinnen und Künstler mit mal mehr mal weniger Profierfahrungen im Jazzbusiness in Neimënster zusammen, um miteinander zu arbeiten und dabei neue Perspektiven zu entwickeln – und dank der Passion für die Musik übliche Scheuklappen zu überwinden. Die bewusste Offenheit, das Grenzüberschreitende – in der Musik, zwischen den Nationalitäten und über den Profialltag und die künstlerischen Schulen des individuellen Künstlerlebenslaufs hinaus, macht das Projekt so reizvoll. Und was einst als Versuchsballon von Neimënster startete steht inzwischen auf festen Beinen.
Mit Stolz verweisen das Team um die Neimënster-Direktorin Ainhoa Achutegui und den künstlerischen Festivalkurator, den Komponisten und Vibrafonisten Pascal Schumacher, auf die Erfolge: „In den letzten fünf Jahren hat das Reset-Festival Künstlern die Möglichkeit gegeben, neue künstlerische Kooperationen einzugehen“, schreiben die Verantwortlichen im Rückblick.
„Kürzlich teilten sich die Harfenistin Julie Campiche und der Komponist Sven Helbig (Reset 2019) das Poster des DAVE-Festivals in Deutschland. Veronika Harcsa und Jan Brauer – bei der Ausgabe 2018 dabei – sind zu neuen Aufträgen nach Luxemburg zurückgekehrt. Die ungarische Sängerin wurde Teil des Projekts Next.Ape mit dem luxemburgischen Keyboarder Jérôme Klein, während der deutsche Electrotüftler auf mehreren Partys auflegte. Der Jahrgang 2020 nahm am Resonanzen-Festival in Saarbrücken teil, die erste Satellitenveranstaltung
in der Großregion, die aus der Reset-Residenz hervorgegangen ist. Die britische Trompeterin Yazz Ahmed (Ausgabe 2020) hervorging, wurde zu einem Stammgast auf den luxemburgischen Bühnen“, so Neimënster gegenüber der Presse.
Lokalmatador Jeff Herr
Und wie wird das diesmal sein? Wird die Mischung unter den Pfeilern Nummer 33 bis 40 der fünften Festivalausgabe stimmen? Zum ersten kleinen Jubiläum hat das Team des Festival Sylvain Rifflet (Saxofon), Berlinde Deman (Tuba), Johanna Summer (Klavier), Mikkel Ploug (Gitarre), Sanne Rambags (Gesang), Jeff Herr (Schlagzeug), Nelson Cascais (Kontrabass) und Mona Matbou Rihahi (Klarinette) eingeladen.
Jeff Herr? Genau der Luxemburger Schlagzeuger ist der diesjährige Lokalmatador unter den Acht – die andern kommen aus Belgien, Frankreich, Deutschland, Dänemark, Österreich/Iran, den Niederlanden
und Portugal. Herr ist den Insidern längst bekannt. Mit seinem Projekten und als Lehrkraft tritt er immer wieder in den Fokus der Luxemburger Szene. Seine Erfahrungen in immer anderen musikalischen Zusammenarbeiten machen ihn zum idealen Kandidaten. Das gilt für die Brückenschläge zu Musikern wie dem Gitarristen Adam Rogers, dem Saxofonisten Zhenya Strigalev, dem isländischen Saxofonisten Sigurdur Flosason oder dem iranischen Sänger Shahab Tiam und natürlich den eigenen Ensembles wie der „Jeff Herr Corporation“oder „TelePort“. Jenseits der wechselnden Musikerinnen und Musikern reifen in Neimënster dabei auch die Erfahrungen im Umgang mit solchen Treffen. Wäre das nicht auch ein Pfund, in dem sich auch Kultur:LX noch besser als Export- und Kooperationsförderer aktiv engagieren könnte? Wer weiß, welcher neue Pfeiler den Verbund noch zu einer starken Zukunftsbrücke macht.