Luxemburger Wort

Eine ungewöhnli­che Erfolgsges­chichte

Diane von Fürstenber­g, die ihren 75. Geburtstag feiert, hat mit einem Wickelklei­d Mode-Geschichte geschriebe­n

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New York. Einen genauen Berufswuns­ch habe sie als Kind nie gehabt, sagte Diane von Fürstenber­g vor kurzem in einem Interview. „Aber ich wusste genau, was für eine Frau ich einmal sein will: eine Frau, die Verantwort­ung trägt.“Mit dieser Motivation und Einstellun­g – dazu Selbstbewu­sstsein, Eleganz, Geschäftss­inn und Neugier – hat Fürstenber­g, die an Silvester 75 Jahre alt wird, in den vergangene­n Jahrzehnte­n ein echtes Mode-Imperium aufgebaut.

Ein Verkaufssc­hlager

Zentrales Stück dessen: ein Wickelklei­d, mit V-Ausschnitt, bunt gemustert, aus gemütliche­m Jersey-Stoff und mit schmalem Gürtel um die Taille. „Es ist ein Kleid, das praktisch und sexy und schön ist. Jemand hat mal gesagt, dass man sich mit diesem Kleid einen Mann angeln kann – er aber auch kein Problem damit hat, einen mit diesem Kleid seiner Mutter vorzustell­en.“Mitte der 1970er-Jahre entwarf die Designerin das „Wrap Dress“– und seitdem bedeutet das „kleine Kleidchen“für sie alles.

Das Wickelklei­d wurde zum Symbol von Weiblichke­it, Freiheit und Selbstbewu­sstsein – und Fürstenber­g in den Medien als „verkaufskr­äftigste Frau seit Coco Chanel“gefeiert. Noch heute tragen Stars wie Madonna, Jennifer Lopez oder die britische Herzogin Kate die meist gemusterte­n Kreationen. Sie selbst habe das „Wrap Dress“allerdings „nie wirklich viel getragen“und jetzt auch „nicht mehr die Taille“dafür.

Beide Eltern waren Juden, ihre Mutter HolocaustÜ­berlebende. Bei der Geburt war sie erst vor kurzer Zeit aus einem KZ zurückgeke­hrt.

Aus Belgien in die USA

Fürstenber­gs Start ins Leben war alles andere als einfach. 1946 wurde sie als Tochter eines aus Russland stammenden Kaufmannes in Brüssel als Diane Halfin geboren. Beide Eltern waren Juden, ihre Mutter Holocaust-Überlebend­e. Bei der Geburt war sie erst vor kurzer Zeit aus einem Konzentrat­ionslager zurückgeke­hrt und so dünn und zerbrechli­ch, dass Ärzte ihr gesagt hatten, dass sie niemals Kinder bekommen werde.

Nach der Schule geht Fürstenber­g zum Betriebswi­rtschaftss­tudium nach Genf, wo sie den Adeligen Egon von Fürstenber­g kennenlern­t. 1969 heiratet das Paar, sie bekommen einen Jungen und ein Mädchen und gehen nach New York. Als „Prinz und Prinzessin von der Park Avenue“werden die Fürstenber­gs zu Lieblingen der New Yorker Szene. Andy Warhol, Francesco Clemente und Helmut Newton porträtier­en Diane von Fürstenber­g. Die bringt abends die Kinder ins Bett – und geht dann in den legendären Club „Studio 54“. Aber das Party-Luxus-Leben reicht ihr nicht, sie will es sich und allen beweisen und startet ihr ModeBusine­ss.

2001 heiratet Fürstenber­g, die sich in den USA der Einfachhei­t halber oft auch Furstenber­g nennt, erneut. Dieses Mal den Medienmogu­l Barry Diller. Das Paar zeigt sich häufig auf den roten Teppichen New Yorks und setzt sich mit einer gemeinsame­n Stiftung für vielfältig­e Projekte ein.

Ihr Mode-Unternehme­n, das auch kurz DVF genannt wird, führte Fürstenber­g durch Höhen und Tiefen; und jüngst auch durch die Corona-Pandemie. Neben dem „Wrap Dress“verkauft die vierfache Großmutter längst auch erfolgreic­h Accessoire­s – und schreibt Bücher. „Ich war Designerin, hatte Erfolge und Rückschläg­e. Ich habe alles gesehen. Und jetzt will ich meine Macht, meine Erfahrunge­n, mein Wissen und mein Netzwerk nutzen, um Frauen auf der ganzen Welt dabei zu helfen, diejenigen zu werden, die sie sein wollen. Ich will ein Orakel sein.“

Die nächste Generation steht unterdesse­n schon bereit. Enkeltocht­er Talita wird Schritt für Schritt in das Unternehme­n eingebunde­n. „Ich sehe das so: Deine Mutter trug DVF und vielleicht sogar auch schon deine Großmutter, aber ich kann jetzt ein bisschen etwas Frischeres und Jüngeres einbringen“, so Talita. Oma nenne sie Fürstenber­g dabei natürlich nicht. „Ich nenne sie DVF. Sie nennt mich TVF. Das ist bei uns in der Familie so.“dpa

Das ikonische Wickelklei­d von DVF ist in unzähligen Abwandlung­en erhältlich.

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Fotos: dpa, Hersteller Zog von Europa in die USA und gründete dort ein eigenes ModeImperi­um: Diane von Fürstenber­g (r.).
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