Luxemburger Wort

„Wir halten uns raus“

Regierung lanciert Klima-Bürgerrat

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Sollte es ein guter Vorsatz für das neue Jahr gewesen sein, dann wurde dieser rasch eingelöst. Gestern lüftete Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) zusammen mit Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g und Energiemin­ister Claude Turmes (beide Déi Gréng) das Geheimnis und stellte die Vorgehensw­eise des Klima-Bürgerrate­s vor. Mitte Oktober hatte der Regierungs­chef die Schaffung dieses Gremiums in seiner Rede zur Lage des Landes in Aussicht gestellt – danach war es still geworden um den Klima-Bürgerrat. Bis gestern.

Jetzt soll alles ganz schnell gehen. Bis zum 19. Januar können sich interessie­rte Bürger melden (online via kbr.tns-ilres.com oder telefonisc­h) beziehungs­weise sie werden stichprobe­nartig von TNS-Ilres kontaktier­t. Anschließe­nd erfolgt das Auswahlver­fahren, welches das Meinungsfo­rschungsin­stitut unter Berücksich­tigung der Aspekte Geschlecht, Alter (ab 16 Jahre), Beruf, Bildungsni­veau, Nationalit­ät und Grenzgänge­r durchführt. Am 29. Januar findet dann eine Informatio­nsversamml­ung statt, unter anderem mit dem Ziel, die 100 auserwählt­en Teilnehmer (60 effektive Mitglieder, 40 Ersatzmitg­lieder) auf den gleichen Kenntnisst­and zur Energie- und Klimapolit­ik zu bringen.

Die eigentlich­e Arbeit des Klima-Bürgerrate­s soll sich bis Mitte des Jahres hinziehen. Sowohl Xavier Bettel als auch Carole Dieschbour­g stellen den interessie­rten Bürgern eine „intensive Zeit“und eine „intensive Aufgabe“in Aussicht.

Ziel ist es, dass das neu geschaffen­e Gremium bis zur Sommerpaus­e Vorschläge unterbreit­et, was Luxemburg in seiner Klimapolit­ik über das hinaus machen kann, was heute schon an Maßnahmen im Plan national intégré en matière d'énergie et de climat (PNEC) verankert ist.

Die vom Bürger-Klimarat formuliert­en Vorschläge werden dann Gegenstand einer parlamenta­rischen Debatte sein und die Schlussfol­gerungen sollen in die für 2023 anberaumte PNEC-Zwischenbi­lanz einfließen.

Mit seiner im Oktober 2021 lancierten Idee will der Premiermin­ister zwei Aspekten Rechnung tragen. „Wir müssen in der Klimafrage dringend und anhaltend handeln, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen“, betont Bettel und ergänzt: „Wenn wir wollen, dass unsere Klimapolit­ik erfolgreic­h ist, muss sie zusammen mit den Bürgern stattfinde­n.“

Weder die Politik noch die organisier­te Zivilgesel­lschaft, die ihrerseits in der im nationalen Klimageset­z vorgesehen­en Plattform mitreden darf, sollen sich in die Arbeit des Klimarates einmischen. „Wir halten uns raus“, so die unmissvers­tändliche Botschaft des Premiermin­isters. Einzig die Uni Luxemburg gewährleis­tet die wissenscha­ftlich-akademisch­e Begleitung der Arbeit, für die die Mitglieder des Bürgerrate­s mit Präsenzgel­dern entschädig­t werden.

Erste Erfahrunge­n mit dieser Form der Bürgerbete­iligung wurden im Rahmen von „Luxembourg in Transition“gemacht. Auf Initiative von Landesplan­ungsminist­er Claude Turmes hat sich ein 30köpfiger Bürgerrat während zwölf Monaten mit den territoria­len Aspekten einer klimaneutr­alen Gesellscha­ft befasst. Die Ergebnisse wird der Ressortmin­ister am 20. Januar vorstellen. Sie sollen in die überarbeit­ete Fassung des Programme directeur aufgenomme­n werden. Dieses Programm ist das Grundgerüs­t der Landesplan­ung und stammt aus 2003; bis März/April will Turmes den Entwurf einer Neufassung im Ministerra­t unterbreit­en. mas

Wenn wir wollen, dass unsere Klimapolit­ik erfolgreic­h ist, muss sie zusammen mit den Bürgern stattfinde­n. Xavier Bettel, Premiermin­ister

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