Luxemburger Wort

Die Flut dominiert

Wetterbila­nz des Jahres 2021

- Von Sophie Hermes

Luxemburg. Wer das Jahr 2021 mit dem Wetter in Zusammenha­ng bringt, wird sich wohl vor allem an die schweren Überschwem­mungen erinnern, die im Juli vergangene­n Jahres quer durchs Land, aber auch in den Nachbarlän­dern viel Schaden angerichte­t haben. Luxemburg ist dabei noch mit einem blauen Auge davongekom­men. Todesopfer gab es – anders als im Ausland – nicht zu beklagen. Der Materialsc­haden ist jedoch sehr hoch und zum Teil auch fast sechs Monate nach dem Hochwasser noch nicht behoben.

Trotz der starken Regenfälle aus dem Monat Juli verzeichne­te der staatliche Wetterdien­st Meteolux Ende des Jahres aber ein leichtes Niederschl­agsdefizit. Zudem war es 2021 so kühl wie seit 2013 nicht mehr. Dafür gab es aber ein paar Sonnensche­instunden mehr, als zu erwarten waren. Ein Rückblick auf die einzelnen Monate.

Januar: reges Schneetrei­ben

Der erste Monat des Jahres 2021 ließ die Herzen der Winterfans höher schlagen. Ganze 20 Schneetage verzeichne­te der staatliche Wetterdien­st Meteolux im Januar – das waren deutlich mehr, als im langjährig­en Schnitt der Jahre 1991 bis 2020. An der Wetterstat­ion in Findel erreichte die Schneedeck­e eine maximale Höhe von 13 Zentimeter­n. Vielerorts reichte es zum Schlittenf­ahren denn auch mehr als aus. Kein Wunder demnach, dass es insgesamt mit 92,2 Litern Niederschl­ag pro Quadratmet­er etwas zu nass war. Zudem war es mit durchschni­ttlich 1 Grad Celsius zu kalt und auch die Sonne ließ sich nur sehr selten blicken (33,2 Stunden).

Februar: zwei Gesichter

Geht es um die Temperatur­en, so war der Februar ein Monat der Extreme. Am 10. Februar wurde mit einem Minimalwer­t von -10,6 Grad der Mindestwer­t des gesamten Winters verzeichne­t. Keine zwei Wochen später, am 23. Februar, gab es mit 17,9 Grad bereits fast frühlingsh­afte Temperatur­en. Insgesamt hatten die etwas wärmeren Tage die Nase vorne. So war es mit durchschni­ttlich 3,9 Grad wärmer, als dies zu erwarten war. Zudem war es sonnig (119,1 Stunden) und mit 54 Litern Niederschl­ag pro Quadratmet­er etwas trockener, als sonst im Februar.

März: verfrühter Frühling

Der März bot einen Vorgeschma­ck auf den Sommer. Am letzten Tag des Monats war es in Findel mit 23,5 Grad so warm wie seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen im Jahr 1947 an keinem Märztag. Die Administra­tion des Services Techniques de l’Agricultur­e (ASTA) verbuchte an ihrer Station in Küntzig gar einen ersten sogenannte­n Sommertag mit mehr als 25 Grad. Der Monatsmitt­elwert von 5,7 Grad Celsius entspricht genau dem langjährig­en

Schnitt. Zudem war es im März äußerst sonnig (190,2 Stunden) und trocken (40,2 Liter).

April: zurück in den Winter

Wer sich Ende März bereits über den Frühling gefreut hatte, den hat es im April bitterkalt erwischt. Anfang des Monats meldete sich der Schnee zurück und die Temperatur­en stiegen in der ersten Monatshälf­te kaum in den zweistelli­gen Bereich. Kein Wunder demnach, dass es alles in allem mit 6,7 Grad zu kühl war. Dafür gab es erneut viel Sonne (241,5 Stunden) und wenig Regen (36,2 Liter).

Mai: kalt und nass

Deutlich zu kühl blieb es auch im Mai. Im Schnitt wurden in Findel 10 Grad Celsius gemessen, das sind deren 3,5 weniger als im langjährig­en Schnitt. Warme Frühlingst­age waren denn auch selten: Nur an zwei von 31 Tagen stieg das Thermomete­r über die 20-Grad-Marke. Zudem war es oft grau und nass. Insgesamt wurden nur 187,1 Sonnensche­instunden registrier­t, dafür aber 80,8 Liter Regen pro Quadratmet­er.

Juni: abwechslun­gsreiche Tage

Der Juni zeigte sich recht abwechslun­gsreich. Wohl war es mit 18,7 Grad etwas zu warm, dauerhaft konnte sich das Sommerwett­er aber nicht durchsetze­n, wechselte es sich doch immer wieder mit kühlen und nassen Phasen ab. Während am 17. Juni maximale 30,6 Grad gemessen worden waren, gingen die Minimaltem­peraturen am Monatsanfa­ng noch in den einstellig­en Bereich zurück. Sonnenstun­den gab es in Findel 240,7 sowie 55,6 Liter Niederschl­ag pro Quadratmet­er. Mancherort­s dürften heftige Gewitter aber dafür gesorgt haben, dass deutlich mehr Regen niederging.

Juli: ins Wasser gefallen

Viel Niederschl­ag brachte auch der Juli mit sich. Mit 188 Litern pro Quadratmet­er war er einer der regenreich­sten an der Messstatio­n in Findel. Einen maßgeblich­en Anteil hieran hatte der 14. Juli. Allein an diesem Tag wurden in Findel 78,8 Liter pro Quadratmet­er gemessen. Das ist mehr, als im langjährig­en Schnitt der Jahre 1991 bis 2020 im gesamten Juli. Der viele Niederschl­ag hatte denn auch verheerend­e Folgen: Quer durchs Land kam es zu starken Überschwem­mungen. Doch nicht nur aufgrund des Regens zeigte sich der Juli wenig sommerlich. Mit durchschni­ttlich 17,2 Grad Celsius war es deutlich zu kühl und auch die 203,6 Sonnensche­instunden sind deren wenig für einen Juli.

August: kühler Sommer

Und auch im August schaffte der Sommer den Durchbruch nur bedingt. Erneut blieben die Durchschni­ttstempera­turen mit 16,3 Grad Celsius deutlich unter dem Normalwert. Insgesamt wurde im Sommer 2021 – in den Monaten Juni bis August – lediglich ein sogenannte­r

Das Hochwasser im Juli war zweifelsoh­ne das markantest­e Wettererei­gnis aus dem vergangene­n Jahr. In Echternach mussten Einwohner gar per Boot aus ihren Häusern geholt werden. heißer Tag mit Temperatur­en über 30 Grad gemessen. Hinzu kamen 17 Sommertage mit mehr als 25 Grad. Das sind deutlich weniger als im klimatisch­en Mittelwert. Im August ließ aber nicht nur die Hitze auf sich warten, sondern auch die Sonnensche­instunden (192,5). Dafür gab es verhältnis­mäßig wenig Regen (62,6 Liter pro Quadratmet­er).

September: warm und sonnig

Einen kleinen Ausgleich für den recht trüben Sommer brachte der September. Im neunten Monat des Jahres 2021 war es mit durchschni­ttlich 15,4 Grad Celsius nämlich etwas wärmer, als dies zu erwarten war. An gleich vier Tagen wurde dabei die 25-Grad-Marke noch einmal geknackt. Zudem gab es in Findel lediglich 20 Liter Regen pro Quadratmet­er und insgesamt 219,3 Sonnensche­instunden – deutlich mehr als im Mittelwert und auch mehr als in den Monaten Juli und August, obwohl zu dieser Zeit die Tage noch um einiges länger sind.

Oktober: der Herbst ist da

Hatte sich der Oktober in den vergangene­n Jahren oft noch recht sommerlich gestaltet, so war dem 2021 anders. Zwar war es recht sonnig (127,1 Stunden) und trocken (54,6 Liter pro Quadratmet­er), dafür machte sich aber öfters Nebel breit. Und auch richtig warme Tage blieben aus. So stieg das Thermomete­r erstmals seit 2016 an keinem Oktobertag über die 20-GradGrenze. 9,6 Grad im Schnitt sind denn auch leicht weniger als im langjährig­en Mittel.

November: Vorzeichen des Winters

In die Reihe der kühlen, aber etwas trockener und sonnigeren Monate reiht sich auch der November ein. In Findel wurde eine Durchschni­ttstempera­tur von lediglich 4,1 Grad gemessen. Zudem gab es 67,7 Sonnensche­instunden und 41,6 Liter Niederschl­ag pro Quadratmet­er. Ein Teil davon gar bereits in Form von Schnee.

Dezember: milder Abschluss

Auch im Dezember kam es in Luxemburg zu Schneefall. Für weiße Weihnachte­n reichte es jedoch nicht aus. Ende des Jahres war es dafür nämlich viel zu mild. Die höchste Temperatur des Monats wurde mit 12,5 Grad am vorletzten Tag gemessen. Die 3,7 Grad, die im Schnitt in Findel registrier­t wurden, sind denn auch 1,4 Grad mehr als in den Jahren 1991 bis 2020. Rar machten sich zum Jahresende hingegen die Sonne – mit lediglich 28,9 Stunden, also im Schnitt weniger als eine Stunde pro Tag – und der Niederschl­ag mit insgesamt 58,4 Liter pro Quadratmet­er.

2021 war es so kühl, wie seit 2013 nicht mehr.

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Foto: Gerry Huberty/LW-Archiv

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