Heilen mit der Kraft der Seele
Wie das Immunsystem gegen Eindringlinge verteidigt
Es gibt kein größeres Wunder im uns bekannten Universum als das menschliche Gehirn. Hier entscheidet sich, ob der Mensch glücklich oder verzweifelt, krank oder gesund ist. Der mentale Weg zur Stärkung der Gesundheit führt zum Immunsystem, der körpereigenen Abwehr. Es funktioniert nicht autonom, also von selbst, sondern wird von den Kräften des Geistes gesteuert. Sind wir positiv gestimmt, wird der Schutzschirm des Immunsystems gestärkt. Eine negative, vielleicht sogar depressive Stimmung, aber auch chronischer Stress, schwächen die Abwehrzellen, und der Körper wird krank.
In jeder Sekunde unseres Lebens werden wir angegriffen. Bakterien, Viren, Pilzsporen und andere Lebewesen wollen in unseren Körper eindringen, unsere Energie rauben und uns krank machen. Doch dann werden sie von einer riesigen Armee angegriffen, unserem Immunsystem. Die Zellen kämpfen dabei wie ein gigantischer Saurier und opfern oft ihr eigenes Leben. Ohne Immunsystem würden wir innerhalb von Sekunden sterben. Das klingt einfach, ist aber in Wirklichkeit ziemlich kompliziert.
Philipp Dettmer gelingt in seinem Bestseller eine Einführung in das riesige System, mit dem unser Organismus gegen Infektionen und andere Bedrohungen kämpft. Diese Informationen können mit den Kräften unseres Geistes beeinflusst werden, zum Beispiel während der Meditation. Wissenschaftler raten, mit unserer Vorstellungskraft jede der Millionen menschlichen Zellen in ein wunderbares Licht zu tauchen. Diese Botschaft würde als positive Nachricht in alle Teile des Körpers transportiert. So wie eine dadurch erreichte positive Lebenseinstellung das Immunsystem stärke und helfe Krankheiten zu vermeiden, so führten umgekehrt negative Gedanken zu einer Schwächung des Organismus. Hypochonder leben deshalb gefährlich, weil eine „eingebildete Krankheit“leicht zu einem pathologischen Zustand führen kann.
Tod nach Theateraufführung
Ein berühmtes Beispiel bietet der französische Dichter Jean-Baptiste Molière, der mit „Le Malade imaginaire – der eingebildete Kranke“einen noch heute aktuellen Klassiker verfasst hat. Ähnlich wie Shakespeare spielte auch Molière in seinem Theater gerne die Hauptrolle. Im letzten Akt kommt es zu einer makabren Pointe: Argan – der eingebildete Kranke – steigert sich so sehr in den Wahn unheilbar krank zu sein, dass er wirklich stirbt. Nach der vierten Aufführung des Stückes ging wie immer der Vorhang auf, damit die Schauspieler sich zum Schlussapplaus verbeugen konnten. Alle kamen, nur Molière blieb auf dem Boden liegen, wo er kurz zuvor theatralisch gestorben war. Genial, mag das Publikum für einen kurzen Moment gedacht haben. Doch schnell war aus dem Spiel Wirklichkeit geworden: Molières Theatertod war diesmal das echte Ende seiner irdischen Existenz. Er hatte sich seinen Tod im wahrsten Sinne eingebildet. Man brachte ihn nach der Vorstellung noch fiebernd in sein Haus in der Rue Richelieu, wo er dann aber tatsächlich starb.
Molières tragisches Ende ist eines von vielen Beispielen für das Wirken des menschlichen Geistes auf seinen Organismus. Wir selbst haben es also in der Hand, ob wir glücklich oder verzweifelt, gesund oder krank sind. In seinem Buch „Immun“hilft uns Dettmer all dies zu verstehen. Und zu praktizieren.
Philipp Dettmer: „Immun – alles über das faszinierende System, das uns am Leben hält“. Ullstein, 430 S., 19,90 Euro.