Denkwürdige Schlammschlacht
Rot-grüner Schöffenrat in Kayl/Tetingen muss zurücktreten, nachdem Misstrauensantrag stattgegeben wurde
Kayl. Nach dem Eklat während der Haushaltssitzung im Gemeinderat Kayl/Tetingen musste dieser am Mittwochabend in der „Schungfabrik“erneut zusammenkommen, um über den eingebrachten Misstrauensantrag abzustimmen (siehe auch LW von gestern). Nicht weniger als 35 Bürger fanden sich ein, um einem Trauerspiel, welches Bürgermeister John Lorent (LSAP) als „Tragödie-Komödie von schlechtem Geschmack“bezeichnete, beizuwohnen.
Sowohl die Zuhörer als auch die Gemeinderäte hatten sich erwartet, dass der abtrünnige LSAP-Rat Marcel Humbert die Gründe seines Vorgehens erläutern würde. Diese Erwartungen wurden jedoch nicht erfüllt, Humberts Platz im Sitzungssaal blieb leer. Laut CSV-Fraktionssprecher Jean Weiler, der den früheren LSAP-Schöffen vertrat, wurde Humbert positiv auf Corona getestet und musste in Quarantäne verweilen.
Am Ratstisch kam es dann zu einer regelrechten Schlammschlacht. Alle Mitglieder der nun zur Geschichte gewordenen rotgrünen Mehrheit meldeten sich zu Wort, um ihren früheren Mitstreiter Humbert mit Vorwürfen zu überhäufen. So wurde dessen Vorgehen als verantwortungslose Aktion, als politische Intrige, als Verrat aus den eigenen Reihen sowie als Betrug am Bürger bezeichnet. Ebenfalls war die Rede von einem Mandatsklau sowie einem Marionettentheater. Bürgermeister Lorent bezeichnete die Situation gar als Desaster, welches in die Annalen des Luxemburger Landes eingehen wird.
Viviane Petry und Marc Lucas (beide Déi Gréng) stellten die Legitimität
einer beabsichtigten neuen Koalition infrage und sprachen sich für Neuwahlen aus. Weiler betonte hingegen, dass die Opposition lediglich ihrer demokratischen Pflicht nachgekommen sei, als sie gemäß dem Gemeindegesetz einen Misstrauensantrag stellte. Ihm zufolge fänden nun Gespräche zwischen den beiden Oppositionsparteien CSV und DP sowie dem nun unabhängigen Ratsmitglied Humbert statt, um eine neue Koalition auf die Beine zu stellen und die Gemeindegeschäfte schnellstmöglich wieder zum Laufen zu bringen.
Heftiger Schlagabtausch
Neuwahlen hingegen würden die Gemeindeführung für längere Zeit auf Eis legen. Romain Becker (DP) bekräftigte, dass die DP-Fraktion stets für eine konstruktive Oppositionspolitik eingetreten sei. Auch sei man nun bereit, Verantwortung zu übernehmen. Nach einem teilweise heftigen Schlagabtausch zwischen Mehrheit und Opposition brachte Noch-Bürgermeister Lorent den Misstrauensantrag schließlich zur Abstimmung.
In Folge dieser wurde dann dem Schöffenrat das Vertrauen entzogen. Oppositionspolitiker Jean Weiler, der gute Aussichten auf den Bürgermeisterposten hat, stellte derweil eine Koalition aus CSV, DP und dem unabhängigen Gemeinderat Humbert in Aussicht, wollte sich jedoch noch nicht endgültig festlegen. LuWo