Luxemburger Wort

Schwierige Pflicht

Regierung spricht sich klar für obligatori­sche Impfung aus

- Von Dani Schumacher

An der Impfpflich­t führt kein Weg vorbei. Dies stellte Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) gestern im Parlament gleich zu Beginn der Konsultier­ungsdebatt­e klar. Das Gutachten des Expertenra­ts habe die Frage der medizinisc­hen Notwendigk­eit einer Impfpflich­t unmissvers­tändlich beantworte­t, so Bettel. Es gehe jetzt darum, die vielen offenen Fragen zur Umsetzung zu beantworte­n: „Die Politik muss nun Verantwort­ung übernehmen und Entscheidu­ngen treffen“, erklärte der Premier. Allerdings wünscht er sich, dass die Entscheidu­ng von einer möglichst „breiten politische­n und gesellscha­ftlichen Mehrheit“getragen wird. Oberstes Ziel der Impfpflich­t müsse die Entlastung des Gesundheit­ssystems sein. Bettel erhofft sich auch, dass eine obligatori­sche Impfung dazu führen wird, dass die vielen Einschränk­ungen, mit denen die Bevölkerun­g nun schon zwei Jahre leben muss, endlich wieder zurückgeno­mmen werden können.

Alle Mittel ausschöpfe­n

Wie Bettel sprach auch Justizmini­sterin Sam Tanson (Déi Gréng) von einer „schweren Entscheidu­ng“. Sie habe in den vergangene­n Monaten gehofft, dass sich genügend Menschen freiwillig immunisier­en lassen würden, um eine

Impfpflich­t überflüssi­g zu machen: „Leider konnten wir aber 20 Prozent der Erwachsene­n nicht überzeugen.“Auch für Tanson ist eine Impfpflich­t daher unumgängli­ch, „weil wir alle Mittel ausschöpfe­n müssen, um aus der Pandemie

herauszuko­mmen“. Um juristisch haltbar zu sein, muss die Impfpflich­t laut Tanson eine klare Zielsetzun­g verfolgen, die Notwendigk­eit muss unumstößli­ch belegt und die Verhältnis­mäßigkeit gewahrt sein.

Ihrer Meinung nach sind die drei Prämissen erfüllt. Dennoch müssten noch viele juristisch­e Probleme gelöst werden, so die Ministerin weiter. In dem Zusammenha­ng verwies sie auf die möglichen Sanktionen, wenn jemand der Impfpflich­t nicht nachkommt. Sie wies aber auch auf mögliche Probleme beim Datenschut­z hin. Es gelte zudem zu klären, wie man mit den vielen Pendlern umgeht, die tagtäglich zum Arbeiten nach Luxemburg kommen.

Der juristisch­e Rahmen – die Regierung wird nach der Konsultier­ungsdebatt­e mit der Ausarbeitu­ng eines Gesetzentw­urfs beginnen – müsse präzise Prozeduren beinhalten und die Regeln müssten transparen­t sein, betonte die Justizmini­sterin. Damit die Rechte der Allgemeinh­eit nicht länger eingeschrä­nkt werden müssen, müsse man in Kauf nehmen, dass die Freiheiten einer Minderheit beschnitte­n werden, so Tanson abschließe­nd.

Auch Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) hält eine Impfpflich­t zum jetzigen Zeitpunkt für gerechtfer­tigt, es sei wissenscha­ftlich längst belegt, dass die Impfung wirke und vor schweren Krankheits­verläufen schütze: „Es gibt keine wissenscha­ftlich fundierte Alternativ­e. Nach zwei Jahren ist es unsere Pflicht, an der letzten Schraube zu drehen“, so die Ministerin, für die die Impfpflich­t eine „Ultima Ratio“darstellt. Die obligatori­sche Vakzinatio­n will sie als „zusätzlich­es Druckmitte­l“und „starken Anreiz“für Ungeimpfte verstanden wissen. Auch wenn die Impfpflich­t kommt, so will die Gesundheit­sministeri­n die Sensibilis­ierungskam­pagne dennoch fortführen. Denn noch hofft sie, dass „aus der Pflicht letztendli­ch dennoch ein Akt der Solidaritä­t wird“.

Die Politik muss nun Verantwort­ung übernehmen und Entscheidu­ngen treffen. Premier Xavier Bettel, DP

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