Luxemburger Wort

CSV ist für allgemeine Impfpflich­t

„Gesellscha­ftlicher Zusammenha­lt ist durch die Restriktio­nen porös geworden“

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Die CSV sprach sich klar für eine allgemeine Impfpflich­t ab dem Alter von 18 Jahren aus. „Die Politik ist jetzt gefordert und nicht erst in ein paar Monaten“, sagte Claude Wiseler, der die Diskussion lieber schon auf Basis eines konkreten Gesetzespr­ojekts zur Impfpflich­t geführt hätte, so wie die CSV es bereits im Dezember gefordert hatte. „Wir können nicht damit fortfahren, alle paar Wochen Restriktio­nen zu machen. Unsere Gesellscha­ft erleidet irreversib­le Konsequenz­en, auch psychologi­scher Natur: Die Aggressivi­tät steigt, der gesellscha­ftliche Zusammenha­lt ist porös geworden“, mahnte er. „Vor allem die jungen Generation­en mussten bei der schulische­n und sozialen Entwicklun­g zurückstec­ken, ihr in dem Alter so wichtiges soziales Leben stark einschränk­en. Das ist eine große Problemati­k.“

Wiseler führte auch die ökonomisch­en Konsequenz­en an: Die Regierung habe viel getan, aber verschiede­ne Sektoren seien hart getroffen. „Wir müssen der Gesellscha­ft ihre ganze Freiheit wieder zurückgebe­n. Das ist unser erstes Ziel.“Es gehe nicht um den individuel­len Schutz, jeder entscheide jeder selbst, welche Risiken er nimmt oder nicht. Es gehe darum, es der Pandemie so schwer wie möglich zu machen. „Das geht nur, wenn jeder seinen Beitrag leistet.“Daneben gehe es auch um den Schutz des Gesundheit­ssystems.

„Dass die Impfung der einzige Weg ist, ist bewiesen“, betonte er und unterstric­h auch das Urteil des Menschenre­chtsgerich­tshofs, das die Verhältnis­mäßigkeit einer Impfpflich­t bestätigt. „Wenn wir ein Gesetz zur Impfpflich­t machen, dann muss es auch wasserdich­t sein, denn es wird sicher angegriffe­n“, mahnte er noch an, ehe er auf die einzelnen Fragen der Regierung einging.

Das Gesetz müsse so schnell wie möglich verabschie­det und umgesetzt werden. „Wenn wir das weiter verzögern, haben wir auch den Wettlauf um die nächste Welle schon verloren.“Die Gültigkeit müsse so kurz wie möglich sein – am liebsten bis Ende 2023. Der Impfpflich­t müssten auch die Grenzgänge­r unterliege­n. „Das scheint uns aus sanitärer Sicht der einzig logische Schritt, auch wenn es juristisch schwierig wird.“Für Touristen müssten die G2- und G3Maßnahme­n im Covid-Gesetz beibehalte­n werden.

Eine sektoriell­e Impfpflich­t werfe mehr Fragen auf, als sie löse.

„Eine allgemeine Impfpflich­t bringt Ordnung in die Regelungen und juristisch und ethisch ist sie besser geeignet, damit die Jüngeren nicht meinen, für sie bestünde keine Gefahr mehr und sich nicht impfen lassen.“Beim Impfschema sollen zwei Impfungen plus Booster gelten, so wie es derzeit gilt. Es müssten auch Ausnahmen gelten, wie für Schwangere und verschiede­ne Krankheite­n. „Die Entscheidu­ng muss individuel­l getroffen werden und dem Kontrollar­zt unterliege­n.“

Wiseler sprach sich auch für eine freie Wahl der Impfstoffe aus. „Das ist bei einer Impfpflich­t selbstvers­tändlich.“Auf eine Durchseuch­ung zu setzen, sei heikel: „Der Genesungss­chutz ist nicht so hoch wie beim Impfen. Das Krankheits­bild ist bei den unter 50-Jährigen nicht so schlimm, aber wie sieht es mit Long-Covid aus?“Strafen müssten allgemein erfolgen und nicht erst durch Kontrollen auf der Straße, die Höhe müsste bei 200 bis 500 Euro liegen und repititiv für jeden Verstoß bei einer Impfeinlad­ung gelten.

Parallel zum autonomen Gesetz zur Impfpflich­t soll das Covid-Gesetz bestehen bleiben, das stufenweis­e gelockert wird. „Die Impfpflich­t wird auf Widerstand stoßen, die Politik muss klare Worte finden und aus einem Mund sprechen. Die Regierung täte gut daran, in ihren Aussagen klar und eindeutig zu sein“, schloss Wiseler. wel

Wir müssen der Gesellscha­ft ihre ganze Freiheit wieder zurückgebe­n. Claude Wiseler, CSV

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