Luxemburger Wort

„Ein noch nie dagewesene­s Desaster“

Das Ausmaß des Vulkanausb­ruchs in Tonga wird nur langsam ersichtlic­h – Derweil senden die Nachbarlän­der Hilfe

- Von Matthias Stadler

Es muss sich um eine gewaltige Explosion gehandelt haben. Experten berichten, dass der Ausbruch des Unterseevu­lkans Hunga-TongaHunga-Ha'apai am Samstag im Südpazifik­staat Tonga gar auf der anderen Seite der Welt zu hören war. Sie sprechen vom weltweit wohl größten Vulkanausb­ruch seit über 30 Jahren, als 1991 auf den Philippine­n der Feuerberg Pinatubo ausbrach. Die Eruption im Königreich Tonga spuckte Asche, Dampf und Gas bis zu 20 Kilometer in die Höhe. Zusammen mit dem darauffolg­enden Tsunami kam es scheinbar zu apokalypti­schen Szenen.

Denn nach wie vor ist vieles unklar, da die Kommunikat­ion zur Außenwelt nur noch mit Satelliten­telefonen möglich ist – und auch das nur eingeschrä­nkt. Ein für die Internetve­rbindung elementar wichtiges Unterwasse­rkabel wurde beschädigt und ist noch immer außer Gefecht. Es könnten Wochen vergehen, bis die Leitung repariert ist.

Tsunami rollt über Insel hinweg

Auch die Regierung des Inselreich­s konnte während Tagen nicht nach außen kommunizie­ren. Vorgestern meldete sie sich schließlic­h. Es handle sich um ein „noch nie dagewesene­s Desaster“, schrieb sie in der Mitteilung. Die Regierung bestätigte drei Todesfälle, zwei Tongaer und eine Britin, wobei diese Zahl noch steigen könne. Die Behörden teilten mit, dass der Tsunami sämtliche Häuser auf der Kleinstins­el Mango zerstörte. Rund 50 Personen leben auf der tief liegenden Insel, von wo aus ein Notsignal empfangen worden war. Curtis Tu'ihalanging­ie, Vize-Botschafte­r von Tonga in Australien, sagte, dass der Tsunami auch einmal komplett über die Insel Atata mit rund hundert Einwohnern hinweggero­llt sei. Er nannte die Szenen „alarmieren­d“. Auch auf der Hauptinsel Tongatapu kam es zu Schäden. So sind etwa die Hauptstadt Nuku'alofa und der internatio­nale Flughafen von einer Ascheschic­ht bedeckt, weswegen Flugzeuge der australisc­hen und neuseeländ­ischen Luftwaffe nicht landen konnten. Sobald die Landebahn geräumt ist, sollen erste Maschinen mit Hilfsgüter­n eintreffen.

Erschweren­d kommt hinzu, dass noch immer Asche vom Himmel fällt. Neuseeland schickte vorgestern zwei Schiffe der Marine los, die am Freitag vor Ort sein sollen. Sie sind vollgepack­t mit Hilfsgüter­n wie Lebensmitt­eln und Wasser, auch Tauchspezi­alisten sind an Bord. Australien will unter anderem möglichst schnell ein Schiff losschicke­n. Zudem planen die beiden Länder weitere Erkundungs­flüge, um ein besseres Bild der Lage zu erhalten.

Tongas Parlaments­vorsitzend­er Fatafehi Fakafanua sitzt derweil in Neuseeland fest. Er erzählte gegenüber Medien, dass die Kommunikat­ion über Satelliten­verbindung­en in den nächsten 24 bis 48 Stunden stehen soll. Er bezeichnet­e die Szenen auf Fotos, welche die neuseeländ­ische Luftwaffe bei einem Erkundungs­flug

machte, als „katastroph­al. Manche der Bilder sind verstörend.“Die Vereinten Nationen hätten eine Mannschaft vor Ort, manche der Inseln würden evakuiert, berichtete Jonathan Veitch, Pazifikkoo­rdinator der UN. Viele Familien würden bei Angehörige­n unterkomme­n, manche in Evakuierun­gszentren. Die größte Herausford­erung sei, genügend Trinkwasse­r bereitzust­ellen.

Bis zu zehn Meter hohe Wellen

Der Unterwasse­r-Vulkan HungaTonga-Hunga-Ha'apai liegt rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Nuku'alofa entfernt. Die Behörden schätzen die Höhe des Tsunamis auf fünf bis zehn Meter. Auch in Japan, Neuseeland und in Nord- sowie Südamerika kam es zu Schäden entlang der Pazifikküs­te. In Peru starben zwei Personen an einem Strand.

Im Königreich Tonga leben rund 104 000 Menschen. Der Inselstaat im Südpazifik besteht aus über 170 Inseln – einige davon Vulkaninse­ln. Die großen Nachbarsta­aten Neuseeland und Australien liegen mehrere Flugstunde­n entfernt. Im Land kommt es immer wieder zu Naturkatas­trophen. 2014 fegte ein Zyklon mit bis zu 200 Stundenkil­ometern über das Inselreich hinweg, wobei die nördliche Inselgrupp­e Ha’apai besonders stark getroffen wurde. In einem jährlich erscheinen­den Weltrisiko­bericht liegt Tonga auf Rang drei der Länder mit dem höchsten Katastroph­en-Risiko. Das hat auch mit der Lage zu tun: Tonga liegt auf dem Pazifische­n Feuerring.

Preis beim 3,5-fachen des Ursprungsp­reises“, so Stephan Hostert, Geschäftsf­ührer von Steffen Holzbau aus Grevenmach­er. „Konstrukti­onsvollhol­z hat normal um die 300 Euro gekostet, im vergangen Jahr sind wir auf 450 Euro gegangen. Dabei waren wir aber noch sehr zurückhalt­end. Es gab Sägewerke, die bis zu 1 000 Euro verlangt haben, also mehr als das Dreifache“, sagt Brever. „Das konnten wir aber nicht mit unserem Gewissen vereinbare­n. Den Preisansti­eg muss ja dann letztlich der Privatkund­e tragen.“

„Panik“unter den Abnehmern

Zuletzt habe sich der Preis wieder auf einem erträglich­eren Niveau eingepende­lt und auch die Verfügbark­eit von Holz sei wieder normal, so Hostert. Dennoch sei die Volatilitä­t am Holzmarkt weiterhin hoch. Aktuell ziehen die Preise wieder leicht an.

Eine der wichtigste­n Ursachen für den Nachfrages­chub war der enorme Bedarf als Nebeneffek­t der Pandemie. Viele US-Bürger steckten zum Beispiel das Geld, das sie im Rahmen der „Stimulus“Schecks der amerikanis­chen Konjunktur­programme ausgezahlt bekommen hatten, in Ausbesseru­ngsarbeite­n ihrer Häuser. Auch in China zog die Konjunktur schneller an als in Europa. Als diese Nachfrage von lokalen Anbietern nicht mehr bedient werden konnte, stürzten sich die Zwischenhä­ndler auf den europäisch­en Markt.

Dabei sei Rohholz eigentlich immer ausreichen­d vorhanden gewesen und auch die Preise in diesem Bereich seien nur moderat gestiegen, sagt Corinne Brever. Die Preisexplo­sion beim Schnitthol­z sei vor allem eine Folge der Engpässe

bei den Sägewerken infolge der sprunghaft gestiegene­n Nachfrage gewesen. „Wir kamen mit dem Sägen und Trocknen nicht mehr nach. Wir hatten sehr lange Lieferfris­ten, was sich jetzt allmählich wieder beruhigt“, sagt sie. Weil der Markt plötzlich so leer gefegt war, sei unter manchen Abnehmern regelrecht Panik ausgebroch­en, da ihre normalen Lieferante­n auch nicht lieferten oder ihr Holz zu höheren Preisen exportiere­n konnten.

„Wir sind plötzlich von Kunden kontaktier­t worden, von denen wir zuvor noch nie etwas gehört hatten, weil sie irgendwo ihr Holz herbekomme­n mussten“, sagt sie. Ihr Unternehme­n habe aber zunächst die Stammkunds­chaft bedient, neue Kunden habe man kaum angenommen. „Natürlich verdient man gutes Geld, wenn man Holz in Containern nach China oder Amerika verschifft. Das ist ja auch nicht illegal. Aber nicht zuletzt mit Blick auf die Umwelt finde ich das schrecklic­h. Man sollte doch immer erst die lokale Nachfrage bedienen“, sagt Brever.

Der Verkauf von Luxemburge­r Holz an Kunden in Fernost oder in den USA entspricht kaum dem, was sich die Luxemburge­r Regierung unter dem Stichwort „Kreislaufw­irtschaft“auf die Fahnen geschriebe­n hat. Daher kündigte sie im letzten Jahr eine elektronis­che Handelspla­ttform für den Sektor an, die helfen soll, das regionale Angebot und die Nachfrage besser zusammenzu­bringen, den sogenannte­n „e-Holzhaff“. Eigentlich sollte die Webseite vergangene­n Herbst den Betrieb aufnehmen, das Projekt verzögert sich aber aufgrund von Komplikati­onen, erklärt Luxinnovat­ion.

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