Luxemburger Wort

Gemeinsam für Bio

Moldawisch­e Landwirte absolviere­n eine Studienrei­se in Luxemburg und lernen Öko-Betriebe kennen

- Von Irina Figut

Cruchten. Petru Iliev ist ein passionier­ter Landwirt. Seit 30 Jahren forscht der promoviert­e Agrarwisse­nschaftler über den Anbau von Gemüse und Kartoffeln in Moldawien und leitet dort eine Abteilung am Nationalen Institut für Gartenbau und Lebensmitt­eltechnolo­gien. Diese Woche ist er mit neun anderen Landwirtin­nen und Landwirten aus dem südosteuro­päischen Land in Luxemburg unterwegs, um mehr über den ökologisch­en Landbau zu lernen.

„Wir wollen durch den Austausch in Erfahrung bringen, wie man ökologisch­e Samen herstellt“, erzählt Iliev. Das Projekt der EU „EcoSeed_LuMo - From seed to shelf“macht es möglich. „LuMo“steht für Austausch und Dialog zwischen Luxemburg und Moldawien. Das Institut fir Biologësch Landwirtsc­haft an Agrarkultu­r Luxemburg hat erstmals die Studienrei­se der moldawisch­en Landwirte zusammen mit dem Netzwerk „EU4Busines­s“, das kleinere und mittlere Betriebe in einzelnen Ländern Osteuropas unterstütz­t, und der EU-Unternehme­nsvereinig­ung „Eurochambe­rs“organisier­t.

Gegenseiti­ger Wissenstra­nsfer

„Für uns ist es das erste Mal, dass wir so ein Projekt zusammen mit einem Land aus dem Osten auf die Beine stellen“, erzählt IBLA-Direktorin Stéphanie Zimmer. „Es geht uns vor allem um den Wissenstra­nsfer. Wir sind sehr interessie­rt, den Austausch zu fördern“, so Zimmer weiter. Interessie­rt seien ebenfalls die Landwirte aus Moldawien. „Sie freuen sich sehr und haben viele Fragen. Die Landwirte sind sehr engagiert.“An vier Tagen lernen sie nun hierzuland­e verschiede­ne Betriebe kennen, die auf die Bio-Landwirtsc­haft spezialisi­ert sind.

Nach dem Besuch eines BioWinzers in Remerschen steht nun die Führung am Bio-Hof Trifolie in Cruchten auf dem Programm. Drei Brüder, Willy, Charel und Pol

Stéphanie Zimmer, Direktorin des IBLA-Instituts in Altrier.

Willy Noesen (links) führt die Gäste durch den Biobetrieb.

Um die 100 Kühe und Kälbchen leben auf dem Hof.

Der Schwerpunk­t der Studienrei­se liegt auf dem Kartoffela­nbau.

Noesen, hatten den traditione­llen Milchbetri­eb ihrer Eltern auf Bio umgestellt. Sie bauen Öko-Gemüse an, außerdem gibt es Bio-Milch und -Eier vom Hof.

Valentina Alexeionoc ist vom Besuch beeindruck­t. Die moldawisch­e Landwirtin baut seit 20 Jahren am Fluss Dnister, nördlich von der Hauptstadt Chisinau, Gemüse und Kartoffeln an. „Wir sind bereit, rund ein Drittel unserer Produktion auf Bio umzustelle­n“, erzählt sie. „Bei uns gewinnt die ökologisch­e Lebensmitt­elprodukti­on gerade an Schwung.“Sie zeigt sich begeistert, als Willy Noesen erzählt, wie im Betrieb Bio-Kartoffeln und -Möhren in Kühlcontai­nern aufbewahrt werden.

Beeindruck­t sind die moldawisch­en Landwirte ebenfalls vom Spaltenrob­oter, der den Boden im Kuhstall bei den Noesens reinigt und so für sauberes Klima bei den Tieren sorgt. „Für uns ist es wichtig, zu sehen, wie hier in Luxemburg alle Normen und Regeln bei der Bioprodukt­ion eingehalte­n werden“, sagt Landwirt Petru Iliev. „Denn als Bauern möchten wir ja tätig sein, nicht nur weil wir selbst daran Spaß haben, sondern weil wir gute Ergebnisse für Kunden erzielen wollen.“

Interesse für Weinbau

Außerdem sei für die Landwirte der hiesige Öko-Weinbau interessan­t, erzählt Iliev. In Moldawien herrschen günstige geologisch­e und klimatisch­e Voraussetz­ungen für den Weinbau, dort werden traditione­ll viele internatio­nal bekannte Rebsorten angebaut. Constantin Staci ist stellvertr­etender Leiter einer Weinkeller­ei im Zentrum Moldawiens mit rund 500 Hektar Weinbergen und Kunden überall auf der Welt. Er zeigt sich besonders von der ökologisch­en Weinkultur in Luxemburg angetan. „Ich glaube, dass Luxemburge­r aber auch bei uns etwas lernen können“, sagt der moldawisch­e Winzer. „Zum Beispiel, wie man jeden Tag Wein produziert.“

Nach den Angaben des IBLA-Instituts verfügt Moldawien über kleine Bio-Anbaufläch­en im Verhältnis zur Größe des Landes. Außerdem nehmen sie stetig ab. Als Gründe nennt das Institut die Gesetzgebu­ng, die eine Doppelzert­ifizierung verlangt, aber auch niedrige Rohstoffpr­eise sowie eine unrechtmäß­ige Nutzung des Begriffs 'Bio'.

Das Austauschp­rojekt „EcoSeeds“zielt darauf, ein Netzwerk aufzubauen, um die Bio-Lebensmitt­elprodukti­on beider Länder zu verbessern und die Branche internatio­nal wettbewerb­sfähiger zu machen. Die moldawisch­en Landwirte sollten zum Anbau von biologisch­em Saatmateri­al für Kartoffeln und Gemüse ermutigt werden, so das IBLA-Institut. Im Februar werden Vertreter aus Luxemburg nach Moldawien reisen. Dort sollten sie, so Stéphanie Zimmer, von der Erfahrung der moldawisch­en Landwirte profitiere­n, unter schwierige­n klimatisch­en Bedingunge­n anzubauen.

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Fotos: Anouk Antony Zehn Landwirte, Forscher und Agrarwisse­nschaftler aus Moldawien besuchen den Biohof Trifolie in Cruchten, weitere Betriebe stehen in den nächsten Tagen auf dem Programm.
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