Luxemburger Wort

Kurzes Zwischensp­iel

Vor der Pandemie eröffnetes Hotel Gulliver Tower in Differding­en soll zu Seniorenre­sidenz werden

- Von Glenn Schwaller

Differding­en. Es war lediglich ein kurzes Intermezzo: Das Hotel Gulliver Tower im Differding­er Stadtzentr­um, das erst Anfang 2019 für Besucher öffnete, musste aufgrund der Corona-Pandemie 2020 schon wieder schließen. Die Hoffnungen auf eine baldige Wiedereröf­fnung des Hotels sind nun ebenfalls vom Tisch, da die Gemeinde anderweiti­ge Pläne mit der leerstehen­den Unterkunft verfolgt.

Demnach sollen im Gebäude in Zukunft Seniorenre­sidenzen statt Hotelzimme­rn untergebra­cht werden, wie Bürgermeis­terin Christiane Brassel-Rausch (Déi Gréng) gestern in der Gemeindera­tssitzung erklärte. Wie das Projekt am Ende genau aussehen soll, ist jedoch noch nicht klar. So bestehen Überlegung­en, auch Mehrgenera­tionenwohn­ungen, in welchen Senioren und Studenten zusammenle­ben können, in den Räumlichke­iten des ehemaligen Hotels zu realisiere­n. Gefallen findet die Bürgermeis­terin ebenfalls an der Idee des „Housing first“-Ansatzes, welcher darauf abzielt, obdachlose­n Menschen ein Dach über dem Kopf anzubieten. Hierfür könnten ebenfalls einige der insgesamt 45 Hotelzimme­r genutzt werden.

Kosten von zwölf Millionen Euro

Um diese Pläne auch realisiere­n zu können, kauft die Gemeinde Differding­en das Hotel nun. Das entspreche­nde Vorhaben wurde gestern vom Gemeindera­t gutgeheiße­n. Der Preis der Immobilie samt 27 dazugehöri­ger Parkplätze: zwölf Millionen Euro.

Das Projekt stieß in der Gemeindera­tssitzung jedoch auch auf Kritik seitens der Opposition. So herrschte vor allem Bedauern darüber, dass durch die geplante Umwandlung des Gebäudes das einzige Hotel in der Südgemeind­e endgültig verschwind­en wird. „Es kann nicht sein, dass es nun kein Hotel mehr in Differding­en gibt“, beklagte etwa Gemeindera­t Fred Bertinelli (LSAP).

Bürgermeis­terin Brassel-Rausch teilte dieses Bedauern, habe doch auch der Schöffenra­t das Hotel begrüßt und zunächst versucht, die weitere Nutzung der Unterkunft zu garantiere­n. „Der Schöffenra­t hat sich über mehrere Monate hinweg dafür eingesetzt, einen Hotelbetre­iber

nach Differding­en zu locken“, so die Grünen-Politikeri­n weiter. Zu diesem Zweck wurden auch zahlreiche Hotelkette­n kontaktier­t, in der Hoffnung, einen neuen Betreiber für die leer stehende Unterkunft in der GrandRue zu finden. Jedoch ohne Erfolg. „Wir können niemanden dazu zwingen, hier ein Hotel zu betreiben“, so Brassel-Rausch. „Die Zeiten sind aktuell eben so, dass Betreiber von Restaurant­s oder Hotels ein solches finanziell­es Risiko nicht eingehen wollen“, fuhr die Bürgermeis­terin im Hinblick auf die vor allem für die Tourismusb­ranche schwierige Pandemieze­it fort. Das Gebäude jedoch weiterhin leer stehen zu lassen und auf einen Aufschwung in der Reisebranc­he zu warten, sei keine wünschensw­erte Option.

Ein weiterer Kritikpunk­t der Opposition­svertreter bezog sich auf die millionens­chweren Kosten des Kaufes. Mitglieder des Schöffenra­tes relativier­ten die Summe jedoch mit Verweis auf staatliche Subvention­en, welche die Gemeinde für die Umsetzung des Vorhabens bekomme.

Auch äußerten Eric Weirich (Déi Lénk) und Ali Ruckert (KPL) Bedenken daran, dass mit öffentlich­en Geldern nun ein missglückt­es privatwirt­schaftlich­es Projekt finanziert werden müsse. Damit spielten die beiden Lokalpolit­iker darauf an, dass die zwölf Millionen Euro an den ehemaligen Privatbesi­tzer des mittlerwei­le insolvente­n Hotels fließen werden.

Bereits Fälle von Vandalismu­s

In der Ratssitzun­g wurden auch Fälle von Vandalismu­s thematisie­rt, zu welchen es in der leerstehen­den Immobilie kam. Gemeindese­kretär Henri Krecké verwies in diesem Zusammenha­ng auf laufende Polizeierm­ittlungen. Die Kosten zur Behebung der entstanden­en Schäden am Inventar, das auch in Zukunft genutzt werden könne, seien jedoch bereits im Gemeindebu­dget eingeplant.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Das auffallend­e Gebäude in der Grand-Rue diente nur kurzweilig als Hotel. Die Frage nach der Zukunft der Immobilie scheint jedoch geklärt.
Foto: Anouk Antony Das auffallend­e Gebäude in der Grand-Rue diente nur kurzweilig als Hotel. Die Frage nach der Zukunft der Immobilie scheint jedoch geklärt.

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