Zwei Luxemburger bei Olympia
Neben Matthieu Osch darf auch die erst 16-jährige Gwyneth ten Raa zu den Winterspielen nach Peking
In 15 Tagen beginnen die Olympischen Winterspiele in Peking und aus luxemburgischer Sicht sind sie schon jetzt historisch. Denn das erste Mal seit den Spielen vor 86 Jahren in Garmisch-Partenkirchen ist Luxemburg mit mehr als einem Athleten vertreten. An der Seite von Matthieu Osch, der bereits vor vier Jahren im südkoreanischen Pyeonchang auf Medaillenjagd ging, ist die erst 16-jährige Gwyneth ten Raa – beide gehen im Slalom und Riesenslalom an den Start.
Die junge Luxemburgerin, die auch noch über einen niederländischen Pass verfügt, steht bereits seit ihrem dritten Lebensjahr auf den Brettern und trainierte fortan in einem Schweizer Verein. Es dauerte nicht lange und die talentierte Skifahrerin konnte erste Erfolge feiern. Bei ihrer Premiere im Riesenslalom der Juniorinnen raste sie auf den dritten Platz und mit 14 Jahren wurde sie schon Zweite der Landesmeisterschaften in der Schweiz.
Seit diesem Jahr fährt ten Raa Rennen des Weltverbandes FIS und glänzt auch hier mit starken Leistungen. Mit einigen Resultaten in den Top 30 hat sie die vom COSL (Comité Olympique et Sportif Luxembourgeois) geforderte Norm problemlos erfüllt, unter anderem mit einem beachtlichen 16. Platz und 54 FIS-Punkten am Wochenende beim Riesenslalom auf dem Kronplatz in Südtirol.
„Ich denke, als Eltern musst du dein Kind so gut unterstützen, wie du kannst“, sagt Vater Roger ten Raa, der schon früh das Talent seiner Tochter und ihre Begeisterung für die Berge erkannte. „Es gab eine Zeit, da sind wir jedes Wochenende über 1 000 km mit dem Auto in die Schweiz zu Gwyneths Skigymnasium gefahren.“
Die strengen Corona-Restriktionen in China verbieten es den Athleten allerdings, Gäste oder Familienangehörige ins Reich der Mitte mitzunehmen. „Ich hätte am liebsten meine Familie dabeigehabt,“klingt ein bisschen Wehmut in der Stimme der jungen Sportlerin mit. „Aber ich habe ein tolles Team um mich herum, das mir immer hilft und mich gut auf alles vorbereitet.“
„Vor zwei Jahren hat mir Gwyneth noch gesagt, dass sie einmal ein Rennen gegen die Skisportlegende Mikaela Shiffrin und all die anderen Stars fahren möchte,“erinnert sich ihr Vater. Ein Traum, der jetzt greifbar ist. Natürlich wäre Roger ten Raa in Peking gern dabei gewesen, um seine Tochter anzufeuern, aber er ist sich sicher, „für Gwyneth wird das auch so eine großartige Erfahrung“.
Nationaltrainer Gilles Osch ist davon überzeugt, dass „ten Raa das beste weibliche Talent ist, das der luxemburgische Skisport jemals hatte. Bei ihr kommt viel zusammen, was eine gute Skifahrerin ausmacht: Talent, bereits mit 16 Jahren viel Skitraining in guten Strukturen, eine starke Physis, die sie sich gewissenhaft aufbaut und viel Passion für ihren Sport. Dazu ein familiäres Umfeld mit engagierter Unterstützung sowie der Kopf und die Intelligenz, das alles auch umzusetzen.“Die Athletin hat sich selbst hohe Ziele gesetzt und peilt bei den Winterspielen einen Platz in den Top 30 bis 40 an.
Zum zweiten Mal in Folge
Große Erwartungen liegen auch auf den Schultern von Matthieu Osch, dem Sohn des Nationaltrainers, der als einziger Vertreter Luxemburgs bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang am Start war. Osch konnte schon relativ früh in der Saison die erforderlichen FISPunkte für die Olympia-Qualifikation sammeln und fuhr bei der WM sogar in die Top 30.
„Eine Kulisse wie Innsbruck oder in Cortina 2026 ist natürlich schöner. Auch weil der Wintersport dort einen anderen Stellenwert hat als in China und viel mehr Zuschauer vor Ort sind“, äußert sich Osch über den Austragungsort. „Es sind aber immer noch die Olympischen Spiele,“sagt er.
Persönlich hat sich Osch das Ziel gesetzt, bessere Resultate als vor vier Jahren in Pyeonchang zu erzielen, auch wenn Heinz Thews, Missionschef des COSL, der Meinung ist, dass „Matthieu da vielleicht etwas tiefstapelt“, besonders im Hinblick auf seine gute Form. Thews wird noch vor den Athleten bereits am 21. Januar nach China abreisen, um vor Ort alles für die Sportler vorzubereiten.
Ten Raa geht am 7. Februar und Osch am 13. Februar im Riesenslalom an den Start (Beide ab 3.15 Luxemburger Zeit). Die Rennen im Slalom finden dann am 9. Februar (ten Raa) und am 16. Februar (Osch) statt (Beide ab 6.45 Luxemburger Zeit).
Nicht dabei sein wird hingegen Minister Georges Engel, der sich auf seine neuen Missionen in den Ressorts Sport, Arbeit und Solidarwirtschaft konzentrieren möchte.
Verpasste Chancen
Auch ein Sportler, der bis zuletzt auf seine Teilnahme hoffte, fehlt. Kari Peters (Langlauf) verpasst seine zweiten Olympischen Spiele nach 2014 in Sochi (RUS). Der
Langläufer musste krankheitsbedingt einige Rennen der Saison absagen und konnte nur im Sommer Rennen auf Rollerskiern fahren. Weil diese nach dem gleichen FISPunktesystem bewertet werden, erreichte Peters zwar die für die Qualifikation nötigen Punkte, das erste Rennen auf Schnee konnte er aber erst am Wochenende in Spanien fahren – mit ziemlich enttäuschendem Ergebnis.
„Das war so ziemlich mein schlechtester Tag, den ich in den letzten Jahren hatte“, meinte Peters angefressen. Gemeinsam mit dem COSL wurde daher entschieden, wegen fehlender Form nicht an den Spielen teilzunehmen.
Ebenfalls nicht dabei sind Skeleton-Fahrer Jeff Bauer, der in Nordamerika und Europa insgesamt nicht genug Punkte sammeln konnte und Shorttrack-Spezialist Peter Murphy, der sich im Sommer einer Operation unterziehen musste und nicht mehr rechtzeitig für die Qualifikationsrennen fit werden konnte. Laut Thews sei Murphy aber eine große Hoffnung für die Zukunft.
Eine Athletin, die in vier Jahren auch zum Luxemburger Olympiakader gehören könnte, ist Joyce ten Raa, die zwei Jahre ältere Schwester von Gwyneth. Mit aktuell 80 FIS-Punkten ist Cortina 2026 ein realistisches Ziel. Und wer weiß, vielleicht gesellt sich dann auch noch die Dritte im Bunde hinzu, denn mit Laurene hat die jüngste der drei Schwestern auch wieder mit dem Skifahren angefangen.
Ich habe ein tolles Team um mich herum, das mir immer hilft und mich gut auf alles vorbereitet. Gwyneth ten Raa