Ein Turm in der Abwehr
Handballer Joé Schuster stabilisiert mit seiner Größe und körperlichen Präsenz die Luxemburger Defensive
Am vergangenen Wochenende verpasste die Luxemburger Handball-Nationalmannschaft denkbar knapp den Einzug in die nächste Runde der WM-Qualifikation – am Ende fehlte nur ein Tor. Trotzdem zeigte das Team von Nationaltrainer Nikola Malesevic starke Leistungen, insbesondere beim 31:26-Auftaktsieg gegen die Gastgeber von den Färöern.
Ein Spieler, der bei dem Miniturnier einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, ist der 21-jährige Joé Schuster vom deutschen Drittligisten Northeimer HC. Mit seinem Gardemaß von 1,95 m ragt der Defensivspieler wie ein Fels in der Brandung aus der Luxemburger Abwehrreihe und bringt seine Gegenspieler ein ums andere Mal zur Verzweiflung. Auch im Offensivspiel stellt sich der Hüne in den Dienst der Mannschaft und reißt Lücken, wo immer es möglich ist. Heute, in der EM-Qualifikation gegen Belgien im Gymnase der Coque,
wird der Handballer dies erneut versuchen.
Schuster begann bereits im zarten Alter von vier Jahren mit dem Handball in Petingen, wechselte mit zwölf nach Düdelingen und stand dort als Jugendlicher mit 16 zum ersten Mal im Aufgebot der Männermannschaft. Nur ein Jahr später wechselte er nach Deutschland in die Jugend des Zweitligisten VFL Gummersbach und kam von Beginn an schon zu Einsätzen in der zweiten Mannschaft.
Wegen zahlreicher verletzter Spieler und guter Leistungen gelang ihm später sogar der Sprung in den Profikader. Nachdem er in der Saison 2020/2021 neun Zweitligaspiele für Gummersbach absolvierte, wurde ihm dennoch kein Profivertrag angeboten und eine Rückkehr zur zweiten Mannschaft kam nicht in Frage. Um seine Karriere weiter voranzutreiben, schloss sich Schuster im Sommer 2021 dem Northeimer HC an.
„In Gummersbach bot man mir keinen Profivertrag an. Northeim hat mich als Abwehrchef geholt und bietet mir eine Plattform, auf der ich mich zeigen kann“, erklärt Schuster den Vereinswechsel. „Hier habe ich praktisch eine Spielgarantie und kann mich handballerisch sehr gut weiterentwickeln.“Das Ziel sei es, die Saison mindestens als Sechster abzuschließen und den Klassenerhalt so direkt zu sichern. Mit der Nationalmannschaft hat der Northeimer ebenfalls noch einiges vor.
Ärger, Stolz und Zeitstrafen
„Einerseits ist es richtig ärgerlich, dass wir in der WM-Qualifikation gescheitert sind, vor allem, weil es letztendlich an nur einem Tor lag“, sagt der gelernte Rückraumspieler. „Auf der anderen Seite hat aber jeder gesehen, was wir als Mannschaft gemeinsam leisten können und dass man uns nicht unterschätzen sollte.“Zum Schluss fehlte leider das berühmte Quäntchen Glück. Trotzdem habe man jetzt Blut geleckt und brenne schon auf das Heimspiel gegen Belgien.
„Die Mannschaft ist zu einer wirklichen Einheit zusammengewachsen. Die Einstellung stimmt zu hundert Prozent,“findet Nationaltrainer Nikola Malesevic, dem nach der Rückkehr von den Färöern nur drei Trainingseinheiten blieben, um sein Team taktisch auf die Belgier vorzubereiten. Obwohl die Spieler noch ein wenig unter den Reisestrapazen leiden, ist sich Schuster sicher, dass man bis zum Anpfiff vollständig regeneriert sein wird. Ein Punkt, den es allerdings noch zu verbessern gilt, sind die vielen Zeitstrafen, die mitunter noch gegen die Mannschaft verhängt werden.
„Allein gegen Lettland spielen wir 16 Minuten in Unterzahl. Hier müssen wir cleverer agieren“, analysiert Schuster. „Aber ich habe trotzdem lieber mehr Zeitstrafen und eine harte Abwehr als keine Zeitstrafen und eine weiche Abwehr.“Der 21-Jährige weiß, wovon er spricht, wird die Abwehrkante wegen seines intensiven Einsatzes von den Schiedsrichtern doch immer mal wieder auf die
Strafbank geschickt. Was allerdings vermeidbar ist, sind Blaue Karten. Eine Aktion (grobe Unsportlichkeit) wie gegen die Färöer sollte sich Milasin Trivic also besser sparen. Der Spieler von Käerjeng wird aber sicherlich aus seinem Verhalten gelernt haben und sein Temperament im richtigen Moment etwas zügeln.
Ich habe lieber mehr Zeitstrafen und eine harte Abwehr als keine Zeitstrafen und eine weiche Abwehr. Joé Schuster
Gute Chancen gegen Belgien
Dass mit Ben Weyer und Lé Biel wieder zwei Spieler in den Kader zurückkehren, die in der WM-Qualifikation noch wegen positiver PCR-Tests ausfielen, macht ebenfalls Mut und steigert die Siegchancen gegen Belgien. Auch Julien Kohn könnte noch hinzukommen, hier steht allerdings ein PCRTest noch aus. Es fallen zudem keine Spieler verletzungsbedingt aus. Ohnehin sei das Team sehr gut eingespielt und viele Spieler kennen sich schon seit ihrer Zeit in den Jugendmannschaften, so Schuster.
Das Motto scheint klar: Aus einer harten Defensive heraus sollen unnötige Fouls vermieden werden. Den Rest erledigt die Offensive. Beim Duell mit Belgien sind unter Beachtung der 2G+-Bedingungen sogar Zuschauer zugelassen. „Ich hoffe, die werden dafür sorgen, dass die Hütte brennt“, freut sich der Abwehrspieler. „Wir alle sind topmotiviert, die Belgier zu schlagen.“