Luxemburger Wort

Beim Nachbarn bewerben

Die saarländis­che Landeskuns­tausstellu­ng SaarArt will 2023 auch Kunst aus Luxemburg zeigen – die Bewerbungs­frist läuft

- Von Sophia Schülke

Das Saarland will bei seinem kommenden künstleris­chen Großprojek­t, der Landeskuns­tausstellu­ng SaarArt 2023, mit seinen westlichen Nachbarn zusammenar­beiten: Erstmals können sich auch Künstlerin­nen und Künstler aus Lothringen und Luxemburg bewerben Das Motto der zwölften Ausgabe lautet „Au rendez-vous des amis“.

„Es wird interessan­t, welche Künstler sich bewerben, und wie aus diesem Projekt eine gute Basis für weitere Kooperatio­nen entstehen kann“, sagt Kevin Muhlen, Leiter des Casino Luxembourg – Forum d’art contempora­in, der bei der kommenden Landeskuns­tausstellu­ng des Saarlandes in der Jury sitzt.

Dabei ist die SaarArt erstmals klar über Grenzen gedacht. Denn für die im nächsten Jahr und zum zwölften Mal stattfinde­nde Kunstschau können sich nicht nur Künstlerin­nen und Künstler mit Bezug zum Saarland bewerben, sondern nun eben auch Kunstschaf­fende aus der Großregion beteiligen

„Es zeigt, dass man lokal-bezogene Projekte nicht mehr so eingeschrä­nkt sieht und grenzübers­chreitend denkt“, sagt Muhlen. Die Künstler seien sowieso mobil und bewegten sich viel in der Großregion. Damit käme zu den größeren, grenzübers­chreitende­n Initiative­n wie dem Kunstpreis Robert Schuman der Quattropol­eStädte und der Ausstellun­g Triennale Jeune Création von Rotondes und Casino ein weiteres großes Projekt. „Vor 15 Jahren war die Idee der Großregion präsenter, schlief wieder ein und reaktivier­t sich jetzt“, sagt Muhlen.

„Es ist wichtig, dass dieses Projekt abbildet, dass wir uns selbst in der Großregion wiederfind­en. Durch die Nähe zu den luxemburgi­schen und französisc­hen Nachbarn definiert sich zum Teil unsere Identität und durch diese Nähe findet vieles statt“, sagt Andrea Jahn, Direktorin des Saarbrücke­r Saarlandmu­seums, die die SaarArt 2023 kuratiert.

Rund 80 Teilnehmen­de sollen ihre Kunst zeigen dürfen

Das Grenzübers­chreitende ist nicht der einzige Aspekt, der bei dem saarländis­chen Kunst-Großprojek­t anders wird als bisher. Denn die Bewerber werden nicht wieder von einer Jury auserkoren, sondern reichen erst einmal Kandidatur­en und Vorhaben ein.

Ab Mitte Juni werden Andrea Jahn und Kevin Muhlen gemeinsam mit Nathalie Filser, Direktorin der Lothringer Kunsthochs­chule École Supérieure d‘Art de Lorraine, die eingereich­ten Projekte sichten, ihre Auswahl soll am 27. Juni bekanntwer­den. Ab November beginnt die Konzeption in den einzelnen Häusern, im April soll der Aufbau starten, die SaarArt dann von Mai bis September zu sehen sein. Nach derzeitige­m Stand rechnet man mit etwa 80 Teilnehmen­den.

Die Landeskuns­tausstellu­ng findet alle vier Jahre statt. 2023 mit zwei Jahren Pandemieve­rzögerung, die elfte Ausgabe ging im Jahr 2017 über die Bühne. Wer sich für 2023 bewerben will, kann das bis zum 5. Juni allein oder mit anderen Künstlern mit maximal drei Werken zu den vier Themen: Identität, Isolation, Schönheit und Vergänglic­hkeit. „Das ist der Kanon des menschlich­en Seins, da bildet sich viel ab“, sagt der saarländis­che Kultur-Staatssekr­etär Jan Benedyczuk.

Die Werke sollen bei Einreichun­g nicht älter als zwei Jahre sein, oder vor Ort entstehen. Für Letzteres werden Materialko­sten erstattet – zusätzlich zum Ausstellun­gshonorar in Höhe von 400 Euro, das alle von der Jury ausgewählt­en Teilnehmer­innen und

Teilnehmer erhalten. Die Ausschreib­ung ist dreisprach­ig, technische­r Ausführung und künstleris­chen Medien seien keine Grenzen gesetzt. Voraussetz­ung für eine Teilnahme ist ein Bezug zum Saarland, zu Luxemburg oder zu Lothringen – sei es beispielsw­eise durch Geburt, Studium oder Arbeit.

Spielorte überall im Saarland

Die SaarArt 2023 findet wieder in mehreren Städten zeitgleich statt: in Saarbrücke­n in der Modernen Galerie des Saarlandmu­seums, der Stadtgaler­ie, dem Künstlerha­us und im Kulturzent­rum am Eurobahnho­f (KuBa); in Neunkirche­n in der Städtische­n Galerie; in Saarlouis im Institut für Aktuelle Kunst und der Galerie Ludwig; in St. Wendel im Mia-Münster-Haus; im Weltkultur­erbe Völklinger Hütte und in Merzig im Museum Schloss Fellenberg.

Ausstellun­gskuratori­n Jahn erklärte, dass Aktionen wie der Robert Schuman Preis sehr inspiriere­nd für sie seien. „Aber es ist nicht so, dass wir funktionie­rende, kuratorisc­he grenzüberg­reifende Netzwerke hätten, vielleicht in Einzelfäll­en. Es soll das Ziel sein, das grenzüberg­reifende Potenzial auszuschöp­fen und in der Landeskuns­tausstellu­ng auch abzubilden.“

Deshalb regen die Ausrichter die Realisieru­ng von ortsbezoge­nen Arbeiten an, damit mehr Kunstschaf­fende grenzübers­chreitend zusammenfi­nden und sich über die Landeskuns­tausstellu­ng hinaus austausche­n. Die Direktorin des Saarlandmu­seums hofft auf ein überregion­ales Interesse für die Landeskuns­tausstellu­ng.

Den Etat von 300 000 Euro Ausfinanzi­erung stemmt das Ministeriu­m. Zusätzlich­e Mittel von den Nachbarn wären aber „sehr wünschensw­ert“, so Jahn, wobei dies auch von der Zahl der Bewerbunge­n aus den Regionen abhänge. Die entspreche­nden Gesprächsk­anäle, etwa mit der DRAC Moselle, seien aufgebaut und die Beziehunge­n belastbar, so Staatssekr­etär Benedyczuk.

Tatsächlic­h wird die grenzübers­chreitende Erweiterun­g der SaarArt in dieser Größe auch als politische­s Signal verstanden – in keinem anderen Bundesland gebe es ein vergleichb­ares Projekt mit betreffend­en Nachbarlän­dern, heißt es in der Konzeptbes­chreibung. „Wir werden ein Zeichen setzen, dass nicht nur auf unser Bundesland begrenzt sein wird, sondern das ganz bewusst den Blick über Grenzen wirft, die eigentlich keine mehr sind“, formuliert es Kulturstaa­tssekretär Benedyczuk. Bei der Zusammenar­beit der Kulturinst­itutionen in Saarland, Luxemburg und Lothringen habe er keine Grenzen erlebt. Man denke grenzübers­chreitend.

Die grenzübers­chreitende Kooperatio­n mit dem Saarland in punkto zeitgenöss­ischer Kunst bewertet SaarArt-Jurymitgli­ed und Casino-Leiter Kevin Muhlen als gut. „Seit ich im Casino bin, habe ich immer wieder Projekte betreut, die Saarland und Lothringen einbezogen haben.“

Die Kontakte bestünden immer, man verfolge auch, was die Nachbarn tun. „Es ist vielleicht in den vergangene­n Jahren ohne große Kooperatio­nen offiziell etwas weniger sichtbar gewesen, aber wir haben unsere Partner in Saarbrücke­n, Metz und Nancy.“Diese seien sowohl institutio­nell wie auch im Bereich der Kunsthochs­chulen.

Die Bewerbung für die SaarArt 2023 kann schriftlic­h bis zum 5. Juni via E-Mail an saarart202­3@kultur.saarland.de eingereich­t werden. Weitere Informatio­nen unter:

www.kultur.saarland.de

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Foto: Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz/ Sven Erik Klein Bei der SaarArt-Landesauss­tellung 2013 zeigte Sven Erik Klein in der Modernen Galerie des Saarlandmu­seums seine Arbeit „Nr.5“.
 ?? Foto: WKE Völklinger Hütte /K.H.Veith ?? Videoproje­ktion der Installati­on „Körperschl­eusen“von Claudia Brieske in der Völklinger Hütte 2017.
Foto: WKE Völklinger Hütte /K.H.Veith Videoproje­ktion der Installati­on „Körperschl­eusen“von Claudia Brieske in der Völklinger Hütte 2017.

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