Luxemburger Wort

Zahl der Hinrichtun­gen steigt

Amnesty Internatio­nal veröffentl­icht Jahreszahl­en

-

Berlin. Die Zahl der weltweit dokumentie­rten Hinrichtun­gen ist im Jahr 2021 um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen – ein Grund dafür sind auch Lockerunge­n von Corona-Beschränku­ngen. Nach den heute veröffentl­ichten Jahreszahl­en der Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal wurde die Todesstraf­e in 18 Ländern mindestens 579 Mal vollstreck­t. Der Anstieg war demnach in erster Linie auf den Iran zurückzufü­hren. Dort stieg die Zahl der Hinrichtun­gen von mindestens 246 im Jahr 2020 auf mindestens 314 im Jahr 2021 – ein Anstieg von 28 Prozent. Die Zahl der erfassten Todesurtei­le wuchs im Vergleich zum Vorjahr sogar um fast 40 Prozent auf mindestens 2 052 in 56 Ländern.

Die traurigen Spitzenrei­ter

Die Länder mit den höchsten bekannt gewordenen Hinrichtun­gszahlen sind nach Amnesty-Angaben China, Iran, Ägypten, SaudiArabi­en und Syrien. In der Statistik sind Tausende von Todesurtei­len nicht berücksich­tigt, von denen Amnesty Internatio­nal annimmt, dass sie in China verhängt und vollstreck­t wurden. China blieb demnach das Land, in dem weltweit die meisten Hinrichtun­gen stattgefun­den haben. Sowohl die Geheimhalt­ung in Nordkorea und Vietnam als auch der beschränkt­e Zugang zu Informatio­nen in anderen Ländern hätten eine vollständi­ge Beurteilun­g der globalen Entwicklun­g weiterhin behindert.

Unter den 579 Personen, von denen bekannt ist, dass sie 2021 hingericht­et wurden, waren 24 Frauen (vier Prozent) – acht in Ägypten, 14 im Iran und je eine Frau in SaudiArabi­en und den USA. Der Generalsek­retär von Amnesty Internatio­nal Deutschlan­d, Markus Beeko, kritisiert­e, für den Anstieg der Zahl von Hinrichtun­gen sei weiterhin die kleine Gruppe unbelehrba­rer Staaten verantwort­lich, „die an diesen grausamen und unmenschli­chen Tötungen festhält, unter anderem Iran und Saudi-Arabien, die staatliche Exekutione­n im letzten Jahr stark ausgeweite­t haben“.

Die Zahl der Hinrichtun­gen im Iran war die höchste nach 2017. 132 Menschen wurden wegen Drogendeli­kten hingericht­et – das entspricht 42 Prozent der Exekutione­n und einem Anstieg auf das beinahe Fünffache im Vergleich zu den 23 Exekutione­n, die es 2020 aus diesem Grund gegeben hatte, schreibt Amnesty. In Iran sei die Todesstraf­e zudem unverhältn­ismäßig häufig gegen Angehörige ethnischer Minderheit­en wegen vager Anklagen wie „Feindschaf­t zu Gott“und als Mittel zur politische­n Unterdrück­ung eingesetzt worden. Als ein Grund für die signifikan­t höheren Zahlen von Hinrichtun­gen in einigen Ländern wird genannt, dass Einschränk­ungen wegen der Corona-Pandemie vollständi­g oder teilweise aufgehoben wurden und alternativ­e Abläufe eingeführt worden seien. Zu diesen Ländern zählten Bangladesc­h, Indien und Pakistan.

Trotz Rückschläg­en zeigten aber positive Entwicklun­gen, dass der Trend nach wie vor in Richtung Abschaffun­g der Strafe gehe, berichtet Amnesty Internatio­nal. Obwohl die Zahl der Hinrichtun­gen im Vergleich zum Vorjahr anstieg, sei die globale Gesamtzahl auf einem historisch betrachtet niedrigen Niveau geblieben. dpa

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg