Das Karussell nimmt Fahrt auf
Nach dem Rücktritt von Sébastien Grandjean und der Entlassung von Aniello Parisi beginnt das Trainerstühlerücken
Dass sich die Trainer im Dunstkreis der BGL Ligue nach der Saison um offene Posten prügeln, ist eigentlich nur eine Metapher. Die Geschehnisse rund um den letzten Spieltag in Luxemburgs FußballOberhaus machen aber deutlich, wie viel Emotionalität mit diesem Beruf einhergeht.
Denn wie „Le Quotidien“berichtet, soll es am Sonntag zwischen Fola-Trainer Sébastien Grandjean und Mondorfs Coach David Zitelli nach dem 1:1 ihrer Mannschaften zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung gekommen sein. Es wird sogar berichtet, dass Grandjean Anzeige erstattet habe, weil Zitelli ihm ins Gesicht geschlagen haben soll.
Wenn ich sehe, was im Moment auf meinem Handy los ist, könnten wir uns mehrere Trainerteams hinstellen. Fola-Sportdirektor Pascal Welter
Mit Grandjeans Rücktrittsentscheidung beim Escher Club hat dieses Vorkommnis wohl nichts zu tun, denn die stand schon zuvor fest: „Der Coach hat am Samstag den Vorstand informiert, dass er aus persönlichen Gründen aufhören will“, erläutert Fola-Sportdirektor Pascal Welter. Die Kombination aus Berufstätigkeit und dem Trainerjob bei der Fola sorge nun eben dafür, dass für Privatleben kein Platz mehr sei.
Wie es mit dem mutmaßlichen Übeltäter in der Causa Grandjean weitergeht, ist ebenfalls eine spannende Frage. Denn das Engagement von Zitelli stand nach dem Abschied des beliebten Arno Bonvini ohnehin auf dem Prüfstand. Der Vertrag des 53-jährigen Franzosen in Mondorf läuft nur noch bis Ende Juni.
Hesperingen schafft Fakten
Doch es gibt noch weitere Trainerstühle, die für die Spielzeit 2022/23 neu besetzt werden müssen. Auch die Zeit von Aniello Parisi in Hesperingen ist abgelaufen. Das teilte der Club gestern Abend mit. Der 48 Jahre alte Italiener hatte die ambitionierte Mannschaft im September von Vincent Hognon übernommen. Parisis Nachfolger will der Club um Geldgeber Flavio Becca noch in dieser Woche bekanntgeben.
Ein Fragezeichen steht hinter den Plänen von Titus Petingen. Denn Coach Yannick Kakoko (32 Jahre), der den Posten erst im März von Nicolas Grézault übernommen hatte, gilt offiziell nur als Interimstrainer.
Doch es gibt weitere BGL-Ligue-Vereine, die bereits Fakten geschaffen haben. So werden die beiden direkten Aufsteiger Anfang August mit neuen Übungsleitern in das Abenteuer erste Liga starten. In Monnerich wird Angelo Fiorucci
durch Dinis de Sousa ersetzt, der von Jeunesse kommt. Bei Käerjeng übernimmt RosportTrainer Marc Thomé von David Zenner, der eine Pause einlegen will.
Und der FC Victoria hat die Thomé-Lücke bereits geschlossen. Mit dem ehemaligen deutschen Zweitliga-Profi Martin Forkel steht der neue Übungsleiter seit gestern fest. Der 42-Jährige kommt aus der Ehrenpromotion von Berburg und soll die Rosporter, die am letzten Spieltag nur knapp den Klassenerhalt schafften, wieder stabilisieren.
Das soll auch Forkels Landsmann Lars Schäfer in Hostert gelingen. Ob der 39-Jährige seine neue Aufgabe in der BGL Ligue oder der Ehrenpromotion antritt, hängt davon ab, wie sein scheidender Vorgänger Henri Bossi am Donnerstag im Barragespiel gegen Zweitligist Mamer abschneidet.
Dass das sich immer schneller drehende Trainerkarussell in der BGL Ligue Begehrlichkeiten weckt, gehört zum Geschäft. „Wenn ich sehe, was im Moment auf meinem Handy los ist, könnten wir uns mehrere Trainerteams hinstellen“, sagt Welter. „Aber wir machen uns Gedanken und haben unsere Vorstellungen.“
Bei den Spekulationen um die Trainerjobs in der BGL Ligue gibt es immer übliche Verdächtige. So sollen unter anderem die Namen Roland Vrabec (ehemals Niederkorn), Emilio Ferrera (ehemals F91) und Pascal Carzaniga gefallen sein.
Vor allem Letzterer weiß mit seinen Stationen Düdelingen, Niederkorn, Differdingen und Hesperingen zwischen 2013 und 2021 genau, wie das Stühlerücken im Luxemburger Fußball-Oberhaus funktioniert.