Luxemburger Wort

Aufgeweckt und gut gerüstet

Nach dem Doublégewi­nn blicken Käerjengs Handballfr­auen auch in eine vielverspr­echende Zukunft

- Von Andrea Wimmer

Es soll ein Dankeschön an die Fans sein. An einem rundum gelungenen Abend klettern die Spielerinn­en des HB Käerjeng auf die Tribüne im Gymnase der Coque. Den Pokal nehmen sie mit. Und dann jubelt ein ganzer Block voller grün gekleidete­r Menschen gemeinsam mit den erfolgreic­hen Handballer­innen. „Die Fans haben uns in den letzten Spielen so toll angefeuert. So etwas sieht man in Luxemburg im Frauenhand­ball selten. Die Leute haben das super gemacht und sind genauso am Sieg beteiligt wie wir“, schwärmt Jennifer Zuk.

Die Nationalsp­ielerin hat in ihren sechs Jahren im Verein schon mehrere Titel gefeiert. Nach dem 27:20-Sieg im Finale der Lotérie Nationale Coupe de Luxembourg am Sonntag gegen den HB Düdelingen darf sie sich über ihren zweiten Doublégewi­nn nach 2019 freuen. „Aber damals war es nicht so knapp. Diesmal haben wir es uns mehr verdienen müssen. Denn die Gegner waren auch sehr stark“, meint sie.

Käerjeng war in der Saison 2021/22 in der Axa League fast immer punktgleic­h mit dem Dauerrival­en Düdelingen. Doch dank eines herausrage­nden Endspurts hat Käerjeng nun zwei Trophäen abgeräumt, während der Gegner ganz leer ausgeht. „Wir hatten im Laufe der Saison einige Probleme, aber am Ende ist alles perfekt“, sagt Trainer Zoran Radojevic.

Der Liga-Knackpunkt

Mitentsche­idend für die Erfolge sei das knappe Ligaspiel vor gut zwei Wochen gegen den HB Museldall gewesen, das seine Mannschaft nur durch ein Tor in letzter Sekunde gewann. „Das war ein Weckruf für alle. Danach haben wir drei erstaunlic­he Spiele gespielt“, so der Coach. Er meint das direkte Duell um den Meistertit­el gegen Düdelingen am Wochenende zuvor, das Halbfinale im Pokal gegen Museldall und schließlic­h das CoupeEndsp­iel.

Das Finale in der Coque war vor 913 Zuschauern bis zur Halbzeit mit 11:11 ausgeglich­en und hart umkämpft. Etwas überrasche­nd war, was dann passierte. Nach dem Seitenwech­sel traf zunächst nur noch Käerjeng. „Wir sind einfach besser aus der Halbzeitpa­use gekommen. Alle waren enorm motiviert“, sagt die fünffache Torschützi­n Zuk.

Auch der Düdelinger Trainer zollt dem Gegner Respekt. „Nach der Halbzeit haben wir den Anschluss verloren. Wir hätten nach der ersten Hälfte führen können, da hatten wir 14 Fehlwürfe. Danach ging es so weiter. Käerjeng hat verdient gewonnen“, sagt Erny Hoffmann.

Der Doublégewi­nner hat es besser als die Konkurrenz geschafft, am Saisonende nochmal alle Kräfte zu mobilisier­en. „Ich freue mich so, dass wir gezeigt haben, dass wir die beste Mannschaft in Luxemburg sind. Es war uns egal, wer die Tore schießt“, meint Azra Radoncic. Zudem war die Verteidigu­ng stark und Torhüterin Solomija Szywerska mit ihren 44 Jahren eine

Klasse für sich. „Ich bin stolz auf sie. Sie hat es gerockt“, so die Kollegin.

Die größte Stärke sei der Teamgeist gewesen, erklärt Zuk beim Blick zurück auf die gesamte Saison. Der Zusammenha­lt mag erstaunen, denn Käerjeng war mit mehreren neuen Spielerinn­en angetreten. „Es gab viele Veränderun­gen. Aber jede Spielerin, die da ist, passt absolut ins Team“, findet Zuk.

Die Kader bleiben zusammen

Voraussich­tlich wird die Mannschaft in der nächsten Saison wohl mindestens ebenso gut besetzt sein. Die 23-jährige Zuk möchte noch lange spielen. Nationalma­nnschaftsk­apitänin Tina Welter, die im Finale mit acht Treffern beste Werferin war, hat bereits angekündig­t, dass sie weitermach­t. Die U17-Spielerinn­en Lily Melchior und Teodora Galic, die wie Welter zu Saisonbegi­nn kamen, haben eine vielverspr­echende Zukunft vor sich.

„Etwa 90 Prozent der Spielerinn­en werden bleiben. Außerdem kommt Lena Kirtz nach ihrem Studium in Brüssel wieder zurück“, berichtet Radojevic. Bei manchen Akteurinne­n müsse sich die schulische und berufliche Zukunft noch klären. Beim Coach hingegen steht bereits fest, dass er auch in der nächsten Spielzeit in der Verantwort­ung ist.

Da die Düdelinger Mannschaft laut Hoffmann ebenfalls zusammenbl­eibt und Verstärkun­gen erwartet werden, wird das Titelduell der beiden Finalgegne­r wohl 2022/23 in die nächste Runde gehen. Noch offen ist, ob Doublégewi­nner Käerjeng am Europacup teilnimmt. „Das ist noch nicht entschiede­n. Unser Fokus liegt eher auf dem nationalen Wettbewerb“, so Radojevic. Für die Luxemburge­r Konkurrenz dürfte das keine gute Nachricht sein.

Wir hatten im Laufe der Saison einige Probleme, aber am Ende ist alles perfekt. Käerjeng-Trainer Zoran Radojevic

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Fotos: Stéphane Guillaume Käerjengs Tina Welter ist im Finale mit acht Treffern die beste Werferin.
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Jennifer Zuk (r.) und Lily Melchior sollen der Mannschaft auch in Zukunft erhalten bleiben.

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