Aufgeweckt und gut gerüstet
Nach dem Doublégewinn blicken Käerjengs Handballfrauen auch in eine vielversprechende Zukunft
Es soll ein Dankeschön an die Fans sein. An einem rundum gelungenen Abend klettern die Spielerinnen des HB Käerjeng auf die Tribüne im Gymnase der Coque. Den Pokal nehmen sie mit. Und dann jubelt ein ganzer Block voller grün gekleideter Menschen gemeinsam mit den erfolgreichen Handballerinnen. „Die Fans haben uns in den letzten Spielen so toll angefeuert. So etwas sieht man in Luxemburg im Frauenhandball selten. Die Leute haben das super gemacht und sind genauso am Sieg beteiligt wie wir“, schwärmt Jennifer Zuk.
Die Nationalspielerin hat in ihren sechs Jahren im Verein schon mehrere Titel gefeiert. Nach dem 27:20-Sieg im Finale der Lotérie Nationale Coupe de Luxembourg am Sonntag gegen den HB Düdelingen darf sie sich über ihren zweiten Doublégewinn nach 2019 freuen. „Aber damals war es nicht so knapp. Diesmal haben wir es uns mehr verdienen müssen. Denn die Gegner waren auch sehr stark“, meint sie.
Käerjeng war in der Saison 2021/22 in der Axa League fast immer punktgleich mit dem Dauerrivalen Düdelingen. Doch dank eines herausragenden Endspurts hat Käerjeng nun zwei Trophäen abgeräumt, während der Gegner ganz leer ausgeht. „Wir hatten im Laufe der Saison einige Probleme, aber am Ende ist alles perfekt“, sagt Trainer Zoran Radojevic.
Der Liga-Knackpunkt
Mitentscheidend für die Erfolge sei das knappe Ligaspiel vor gut zwei Wochen gegen den HB Museldall gewesen, das seine Mannschaft nur durch ein Tor in letzter Sekunde gewann. „Das war ein Weckruf für alle. Danach haben wir drei erstaunliche Spiele gespielt“, so der Coach. Er meint das direkte Duell um den Meistertitel gegen Düdelingen am Wochenende zuvor, das Halbfinale im Pokal gegen Museldall und schließlich das CoupeEndspiel.
Das Finale in der Coque war vor 913 Zuschauern bis zur Halbzeit mit 11:11 ausgeglichen und hart umkämpft. Etwas überraschend war, was dann passierte. Nach dem Seitenwechsel traf zunächst nur noch Käerjeng. „Wir sind einfach besser aus der Halbzeitpause gekommen. Alle waren enorm motiviert“, sagt die fünffache Torschützin Zuk.
Auch der Düdelinger Trainer zollt dem Gegner Respekt. „Nach der Halbzeit haben wir den Anschluss verloren. Wir hätten nach der ersten Hälfte führen können, da hatten wir 14 Fehlwürfe. Danach ging es so weiter. Käerjeng hat verdient gewonnen“, sagt Erny Hoffmann.
Der Doublégewinner hat es besser als die Konkurrenz geschafft, am Saisonende nochmal alle Kräfte zu mobilisieren. „Ich freue mich so, dass wir gezeigt haben, dass wir die beste Mannschaft in Luxemburg sind. Es war uns egal, wer die Tore schießt“, meint Azra Radoncic. Zudem war die Verteidigung stark und Torhüterin Solomija Szywerska mit ihren 44 Jahren eine
Klasse für sich. „Ich bin stolz auf sie. Sie hat es gerockt“, so die Kollegin.
Die größte Stärke sei der Teamgeist gewesen, erklärt Zuk beim Blick zurück auf die gesamte Saison. Der Zusammenhalt mag erstaunen, denn Käerjeng war mit mehreren neuen Spielerinnen angetreten. „Es gab viele Veränderungen. Aber jede Spielerin, die da ist, passt absolut ins Team“, findet Zuk.
Die Kader bleiben zusammen
Voraussichtlich wird die Mannschaft in der nächsten Saison wohl mindestens ebenso gut besetzt sein. Die 23-jährige Zuk möchte noch lange spielen. Nationalmannschaftskapitänin Tina Welter, die im Finale mit acht Treffern beste Werferin war, hat bereits angekündigt, dass sie weitermacht. Die U17-Spielerinnen Lily Melchior und Teodora Galic, die wie Welter zu Saisonbeginn kamen, haben eine vielversprechende Zukunft vor sich.
„Etwa 90 Prozent der Spielerinnen werden bleiben. Außerdem kommt Lena Kirtz nach ihrem Studium in Brüssel wieder zurück“, berichtet Radojevic. Bei manchen Akteurinnen müsse sich die schulische und berufliche Zukunft noch klären. Beim Coach hingegen steht bereits fest, dass er auch in der nächsten Spielzeit in der Verantwortung ist.
Da die Düdelinger Mannschaft laut Hoffmann ebenfalls zusammenbleibt und Verstärkungen erwartet werden, wird das Titelduell der beiden Finalgegner wohl 2022/23 in die nächste Runde gehen. Noch offen ist, ob Doublégewinner Käerjeng am Europacup teilnimmt. „Das ist noch nicht entschieden. Unser Fokus liegt eher auf dem nationalen Wettbewerb“, so Radojevic. Für die Luxemburger Konkurrenz dürfte das keine gute Nachricht sein.
Wir hatten im Laufe der Saison einige Probleme, aber am Ende ist alles perfekt. Käerjeng-Trainer Zoran Radojevic
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