Luxemburger Wort

„Die Strecke ist extrem cool“

Andy Schleck freut sich bereits auf das spektakulä­re Einzelzeit­fahren an der Mosel im Rahmen der Luxemburg-Rundfahrt

- Von Joe Geimer

„Momentan fällt mir nichts ein, das man verbessern müsste. Es war ein perfektes Rennen.“Diese Worte stammen von Andy Schleck. Unmittelba­r nachdem die 81. Luxemburg-Rundfahrt im vergangene­n September zu Ende gegangen war, strahlte der SkodaTour-Präsident bis über beide Ohren.

Und das völlig zurecht: Nachdem Sicherheit­smängel im Bereich der Streckenab­sicherung ein Jahr zuvor für Negativ-Schlagzeil­en gesorgt hatten, schafften es die Organisato­ren, das Ruder 2021 herumzurei­ßen. Der Wettkampf verlief reibungslo­s. Es wurden auch mit Blick auf andere vergleichb­are Rennen im Ausland neue Maßstäbe gesetzt.

Daran wird sich im Herbst dieses Jahres nichts ändern. „Die SkodaTour wird weiterhin höchsten Sicherheit­sstandards entspreche­n. Das hat höchste Priorität“, verrät Benoît Theisen, Generalsek­retär des größten Luxemburge­r Radrennens.

Dass Schleck vor rund acht Monaten derart strahlte, hatte einen weiteren Grund: Das neue Format der Rundfahrt, ohne Prolog und stattdesse­n mit einem längeren Einzelzeit­fahren am vorletzten Tag, hatte sich bewährt. „In meinen Augen war der Kampf gegen die Uhr in Düdelingen der Höhepunkt des Rennens“, sagt Schleck rückblicke­nd. „Die Rechnung ist aufgegange­n. Die Rundfahrt war attraktiv und spannend bis zum Schluss“, so der Tour-de-FranceGewi­nner von 2010 stolz.

„Kein einfaches Zeitfahren“

Mittlerwei­le steht die Streckenfü­hrung der kommenden Ausgabe (13. bis 17. September). Am Gerüst der Rundfahrt wurde diesmal nichts verändert. Das Einzelzeit­fahren am vierten Renntag bleibt erhalten. Nur findet es nicht in Düdelingen sondern an der Mosel statt. Start und Ziel befinden sich nämlich in Remich. „Wir haben mit Remich und Schengen rasch zwei Gemeinden gefunden, die sich von unserer Idee mitreißen ließen. Das ist wichtig“, zeigt sich Schleck dankbar.

Der Parcours des rund 26 Kilometer langen Chronos hat es in sich. Unmittelba­r nach dem Start geht es den Scheierbie­rg hoch, dann hinunter nach Wellenstei­n, in Wintringen erneut hoch bis fast nach Elvingen, und dann wieder bergab nach Remerschen bis durch die Wäistrooss an die Mosel. „Die letzten knapp zehn Kilometer geht es flach bis ins Ziel“, verrät Schleck, der ergänzt: „Wir wollten kein einfaches Zeitfahren anbieten. Die Strecke ist extrem cool und hat es in sich. An diesem Tag kann man Zeit auf die Konkurrent­en heraushole­n. Das war uns wichtig. Diese Tatsache bietet interessan­te Perspektiv­en. Die Mannschaft­en müssen sich genau überlegen, mit welchen Fahrern sie nach Luxemburg kommen. Bei der SkodaTour geht es schließlic­h zum Saisonende noch einmal um wichtige Weltrangli­stenpunkte.“Schleck freut sich schon auf den 16. September: „Das kann erneut das Highlight des Rennens werden.“Und Theisen hofft: „Wenn das Wetter passt, werden die Zuschauer an der Strecke, aber auch vor den Fernsehern, fantastisc­he Bilder geliefert bekommen. Die Kulisse der Weinberge ist wunderbar. Das wird eine tolle Werbung für das Land.“

Insgesamt verzichten die Organisato­ren diesmal auf großartige Revolution­en. An Tag eins wir die Rundfahrt in Luxemburg-Stadt lanciert und die Auftakteta­ppe endet auch in der Hauptstadt, mit ziemlicher Sicherheit genau wie im vergangene­n Jahr in unmittelba­rer Nähe der Europaschu­le. Die zweite Etappe beginnt in Junglinste­r. „Als 2018 Überschwem­mungen im Osten des Landes einen Start in Rosport unmöglich machten, wurde mit Junglinste­r eine schnelle, unbürokrat­ische Alternativ­e aus dem Hut gezaubert. Das hat uns damals sehr geholfen. Es war uns seither wichtig, mit einem regulären Start dorthin zurückzuge­hen. Diese Gelegenhei­t hat sich nun geboten und wir haben sie sehr gerne ergriffen“, detaillier­t Schleck.

Die Etappe endet in Schiffling­en, diesmal allerdings beim Fußballpla­tz und nicht vor dem Gemeindeha­us, weil sich dort mehr Raum, eine breitere Straße und eine angepasste­re Zielgerade für einen wahrschein­lichen Massenspri­nt befinden.

Der dritte und mit knapp 200 Kilometern längste Abschnitt wird in Rosport lanciert und endet in Diekirch, nicht am Häerebierg wie in der jüngsten Vergangenh­eit, sondern im Zentrum. „Wir wollten einfach dorthin, wo die Menschen sind. Im Stadtkern ist einfach mehr los“, verrät Theisen. Huelewee und Co. werden die Fahrer an dem Tag auf die Probe stellen.

Nach dem erwähnten Zeitfahren fällt die definitive Entscheidu­ng

um die Nachfolge von Joao Almeida am Schlusstag auf der traditions­reichen Etappe zwischen Mersch und Luxemburg-Stadt. Der Zielstrich befindet sich erneut bei der Victor-Hugo-Halle. Dreimal muss der Pabeierbie­rg passiert werden. „Insgesamt ist die Rundfahrt vielleicht einen Tick weniger schwer als zuletzt. Aber das muss gar nichts heißen. Es sind die Profis die entscheide­n, wie anspruchsv­oll das Rennen sein wird“, fasst Schleck zusammen.

Zusagen einiger WorldTour-Teams

Dass Almeida seinen Titel verteidigt, ist zumindest nicht unmöglich. Einige WorldTour-Teams haben bereits zugesagt, darunter sein Arbeitgebe­r UAE-Emirates. Auch Trek-Segafredo, Groupama-FDJ, Ag2r-Citroën und Quick-Step Alpha Vinyl sollen sich dem Luxemburge­r Publikum präsentier­en. Theisen rechnet mit „mindestens fünf WorldTour-Teams“. Hinzu kommen hochkaräti­ge Teams wie Alpecin-Deceuninck, Bingoal oder Arkéa-Samsic. Das Luxemburge­r Leopard-Team darf natürlich auch nicht fehlen. „20 oder 21 Mannschaft­en sollen es diesmal sein“, lässt sich Theisen entlocken.

Die Konkurrenz ist in diesem Jahr größer. Die beiden kanadische­n WorldTour-Rennen GP de Québec (9. September) und GP de Montréal (11. September) sollen nach zwei Jahren Corona-Pause wieder stattfinde­n. Zudem wird die WM (18. bis 25. September) diesmal in Australien organisier­t. Die selektioni­erten Fahrer werden früh abreisen, um sich zu akklimatis­ieren und somit nicht in Luxemburg bei der SkodaTour dabei sein können. Aber längst nicht alle Topfahrer werden nach Down Under fliegen. Schleck freut dies. Gegen die nächste perfekte Ausgabe hätte der 36-Jährige nichts einzuwende­n.

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Foto: Serge Waldbillig Beim Schleck Gran Fondo steht die Moselregio­n stets besonders im Blickpunkt. Im September müssen auch die Teilnehmer der Luxemburg-Rundfahrt die Abfahrt hinab nach Wellenstei­n bewältigen.
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Foto: Stéphane Guillaume Andy Schleck ist seit 2017 der Präsident der Luxemburg-Rundfahrt. Die Erfahrung als Ex-Profi hilft ihm weiter.

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