Luxemburger Wort

„Akademisch­e Lehrstunde­n“– die Ein- und Aussteiger

Was ist los im „Législatif“? Was ist los in der heutigen Politik?

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Ich habe als Beamter 40 Jahre mein Brot im „Exécutif“verdient. Was jetzt abläuft, habe ich noch nie erlebt. Abgeordnet­e geben ihr Hohes Amt ab, sie haben besseren Lohn gefunden; sie vertragen den Stress nicht und steigen aus. Minister werfen das Handtuch, weil die Opposition Kritik ausübt, was ihre Aufgabe ist. Sie werden durch Fachleute (Experts) ersetzt, die vorher im Palais GrandDucal eine Arbeit hatten. Ein Député, ein Minister, soll kein Fachmann (-frau) sein. Einen Colonel zum Armee-Minister oder einen Arzt zum Gesundheit­sminister vorschlage­n, ist blanker Unsinn.

Politik ist ihre erste Aufgabe. Die hohen Beamten in der Chamber oder in der Regierung sind (sollten) die Fachleute der Politiker sein.

Was geschieht? Hochangese­hene Rechtsanwä­lte, Juraprofes­soren, Ingenieure werden für traumhafte Honorare in die Chamber beordert, um den Politikern das A B C zu erklären. Die Legislativ­e berät und lässt sich beraten, ob eine Privatpers­on (Frau Dieschburg) vom Parlament gerichtlic­h befragt oder angehört werden darf! Von Gewaltentr­ennung wohl noch nie was gehört. Die genannte Dame hat unter Tränen öffentlich ihre Demission eingereich­t. Von da an war Sie eine Private und fällt, gegebenenf­alls, in die Domäne der Staatsanwa­ltschaft. Der neue Trend sind die Steiger, die Hinten-, die Vorne-, die Ober- und die Seiteneins­teiger. Alle wollen ran an die Bouletten, den reichlich gedeckten

Tisch. Die Wählerin, der Wähler, der eigentlich­e Souverain, wird betrogen. Er wählt nach seinem Wissen und Gewissen die Politiker, die er für kompetent und ehrlich hält. Einmal am Krautmarkt, sucht der glückliche Erlesene nach Höherem, er wird Aussteiger.

Money, money, money.

Paul Keiser, Luxemburg

Dies ist eine Reaktion zum „Télécran“-Artikel „Ein paar Affären zu viel“vom 18. Mai 2022.

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