Warten auf bezahlbaren Wohnraum
300 Wohneinheiten hat die SNHBM 2021 gebaut – über 10 000 Haushalte sind auf den Wartelisten
Im vergangenen Jahr hat die „Société Nationale des Habitations à Bon Marché“(SNHBM) eine neue Rekordzahl an Wohnungen realisiert: 300 Einheiten konnten fertiggestellt werden, dies trotz sanitärer Krise und der damit verbundenen Rohstoffknappheit. Zum Vergleich: 2020 waren es 200.
„Die Pandemie und nun auch der Krieg in der Ukraine haben natürlich einen Einfluss auf unsere Arbeit und die Baubranche im Allgemeinen. Die Preise ziehen an, die Baustellen kommen langsamer voran. Dennoch haben wir während der ganzen Zeit unser Bestes gegeben, um unserer Mission gerecht zu werden und weiterhin erschwingliche Wohnungen zu schaffen“, sagte Annick Rock, Präsidentin des Verwaltungsrats, vergangene Woche bei der Vorstellung der Jahresbilanz.
Die SNHBM blickt auf eine über 100-jährige Erfahrung im Schaffen von öffentlichen, bezahlbaren Wohnungen zurück, sei es zwecks Vermietung oder Verkauf. Zu dieser Hauptmission gesellen sich Projekte, die dazu beitragen, die Viertel lebendig zu gestalten, wie Kindertagesstätten, Geschäfte, Parkhäuser und öffentliche Plätze. Die Wohnungen oder Häuser werden mit einem Rückkaufsrecht von 99 Jahren vergeben. „Das ist ein
Die Nachfrage nach Mietobjekten wird immer größer. Annick Rock, Präsidentin des Verwaltungsrats der SNHBM
wichtiger Punkt. Die Wohnungen kommen nicht auf den freien Markt, sondern bleiben in öffentlicher Hand und können danach an die nächsten Klienten weitergehen“, erklärte Rock.
Über 1 000 Wohneinheiten befinden sich im Bau
Wenn man 300 Wohneinheiten pro Jahr fertigstellen wolle, müsse man auf der anderen Seite auch mit dem Bau von rund 300 neuen anfangen. „Auch diese Vorgabe haben wir 2021 erfüllt. Rund die Hälfte sind Mietwohnungen. Insgesamt befinden sich im Moment 1 076 subventionierte Wohneinheiten an 25 Standorten im Bau“, führte die Präsidentin des Verwaltungsrats weiter aus. 625 davon gehen in den Verkauf. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden sei sehr wichtig. Auch der Nachfrage nach alternativen Wohnformen wie etwa Wohngemeinschaften versuche man gerecht zu werden.
Die Anzahl der Baustellen der SNHBM ist seit 2015 stark gestiegen. „Über 1 000 Wohneinheiten, die sich in der Bauphase befinden und die es zu verwalten gilt – das ist wirklich eine enorme Zahl. In Zeiten von Corona und Krieg ist das eine noch größere Herausforderung“, hob auch der Direktor der Wohnungsbaugesellschaft, Guy Entringer, hervor. Vor allem im Süden und Zentrum sei man gut vertreten, in Zukunft wolle man aber auch im Norden aktiver werden. „Die Pandemie hatte nicht nur Auswirkungen auf die Baustellen, sondern auch auf die interne Arbeit. Wir sind es gewohnt, produktiv zu sein und effizient zu arbeiten. In den letzten beiden Jahren mussten wir uns umstellen, was aber gut geklappt hat. Die Arbeitsmethoden wurden der Situation angepasst“, so Rock weiter. Die Anzahl der Mitarbeiter wurde derweil seit 2014 quasi verdoppelt – auf 141 Ende letzten Jahres (136 Vollzeitäquivalente).
7 500 Personen wollen eine Wohnung erwerben
73 Wohnungen und 81 Einfamilienhäuser wurden letztes Jahr verkauft. Der Durchschnittspreis im subventionierten Wohnungsbau lag 2021 bei 3 917 Euro pro Quadratmeter. „7 494 Personen stehen im Moment bei der SNHBM auf der Warteliste, weil sie am Kauf eines Objekts interessiert sind. 1 951 neue sind im letzten Jahr hinzugekommen“, informierte Rock. Den Bestand an subventionierten
Mietwohnungen nach und nach auszubauen, beschrieb sie als eine der Prioritäten. „Die Nachfrage wird immer größer. Aktuell vermieten wir 427 Einheiten. 2021 waren es 349 und 2020 311. Auch da gibt es also eine klare Steigerung.“Der durchschnittliche Mietpreis liegt bei 4,10 Euro pro Quadratmeter. 3 742 Personen warten auf ein solches Objekt. 2021 sind 1 454 Interessierte hinzugekommen oder haben ihre Einschreibung erneuert.
Nicht ohne Stolz ging SNHBMDirektor Guy Entringer auf den Stand der Dinge in Sachen Großprojekt „Elmen“ein. In der Gemeinde Kehlen entstehen bekanntlich auf einer Fläche von 27 Hektar drei Dörfer mit bis zu 800 Wohneinheiten. „Fast die Hälfte des ersten Dorfes, rund 200 Wohnungen, befinden sich aktuell im Bau. Hinzu kommen alle anderen Aktivitäten, die zu einem Dorf gehören.“Die ersten Einwohner wurden letzte Woche zu einer Standortbesichtigung empfangen. Im Herbst ist Schlüsselübergabe. „Sie müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass sie erst einmal auf einer großen Baustelle leben werden“, so Entringer.
Neue Verkaufsphase für das Geessewee-Projekt in Beles
Ein anderes großes Projekt mit 183 Einheiten entsteht derzeit in Beles. Eine neue Verkaufsphase für weitere 37 Einfamilienhäuser wurde vor wenigen Tagen gestartet. Bis zum 13. Juli können Interessenten ihre Bewerbungsunterlagen einreichen. Einerseits gelte es, die Standardbedingungen der SNHBM einzuhalten, andererseits hätten diejenigen mit einem Bezug zur Gemeinde Priorität, also Einwohner oder Arbeitnehmer. „Die Anzahl der Kinder spielt ebenfalls eine Rolle. Vorrang haben Familien mit zwei oder mehr Kindern. Ziel ist es, diese Einheiten möglichst gut zu füllen“, erklärte der Direktor.
Der Blick in die Zukunft stimmt unterdessen zuversichtlich: Die SNHBM verfügt über Grundstücksreserven für 3 000 Wohnungen, dies an 20 Standorten. „Die Grundstücke sind aber noch nicht bebaubar und befinden sich in ganz unterschiedlichen Stadien, was den Teilbebauungsplan (PAP) angeht“, bemerkte Entringer.
Baubeginn eines weiteren großen Projekts soll im zweiten Semester 2023 am Boulevard John F. Kennedy auf Kirchberg sein. „In Zusammenarbeit mit dem Fonds Kirchberg werden dort gerade neun Gebäude mit 230 Wohnungen geplant, die zwischen fünf und 14 Stockwerken hoch sind. Die Wohnungen in sechs Gebäuden werden unter SNHBM-Bedingungen vermietet oder verkauft. Um die anderen drei Wohnhäuser kümmert sich der Fonds Kirchberg“, teilte er mit.
Der Umsatz konnte derweil gegenüber dem Geschäftsjahr 2020 um 32 Prozent gesteigert werden (durch das Plus an Wohneinheiten, die fertiggestellt wurden). Das Nettoresultat beläuft sich auf über 3,1 Millionen Euro, was wiederum 41 Prozent weniger sind als im Vorjahr. „Es ist immer noch ein gutes Resultat, das jedoch den Kontext widerspiegelt. Wir verkaufen die Wohnungen zu festen Preisen, die wir nicht indexieren. Der Markt, der dahintersteckt, ist aber stark gestiegen, sodass die Gewinnspannen kleiner werden. Das ist eine Konsequenz. Und dann beschäftigen wir auch noch zwölf Prozent mehr Mitarbeiter als 2020“, gab der Direktor der SNHBM zu bedenken.
Nicht nach dem Prinzip
„first come, first served“
Vor den Büros der SNHBM muss übrigens niemand sein Zelt aufschlagen, um seine Bewerbungsunterlagen möglichst früh abzugeben und sich somit einen Platz ganz vorne auf der Warteliste zu sichern. „Wer für eine Sozialwohnung oder ein Haus infrage kommt, hängt von ganz anderen Faktoren ab. Wir halten uns an objektive Kriterien. Es spielt keine Rolle, ob man sein Dossier gleich am ersten Tag abgibt oder erst kurz vor Ablauf der Frist“, hielt Guy Entringer fest.
In Zukunft wollen wir auch im Norden aktiver werden. Guy Entringer, Direktor der SNHBM