Luxemburger Wort

Hier Politik machen, dort wohnen?

Opposition in Remich spricht Wohnsitzre­gel für Gemeindera­tsmitglied­er an

- Von Volker Bingenheim­er

Remich. Das Gesetz ist eigentlich glasklar: Wer ein Mandat in einem Gemeindera­t wahrnimmt, muss auch in dieser Gemeinde wohnen. Vielerorts in Luxemburg wurde dabei nicht so genau hingeschau­t – oder die Gemeinde drückte gleich ein bis zwei Augen zu. So war es bei dem ehemaligen Bürgermeis­ter von Vianden, Marc Schaefer, ein offenes Geheimnis, dass er seinen Hauptwohns­itz in Diekirch hatte, was aber niemanden zu stören schien.

In Remich brachte ein Opposition­spolitiker das Thema nun zur Sprache. Jean-Paul Wiltz (Déi Gréng) nahm die wenige Wochen zurücklieg­ende Vereidigun­g von Gemeindera­tsmitglied Ben Wagener (CSV) zum Anlass, an die Wohnsitzre­gelung zu erinnern. „Meinen Informatio­nen nach wohnen zwei Mitglieder dieses Gemeindera­ts nicht in Remich, sondern auf der deutschen Seite“, ließ Jean-Paul Wiltz die Katze aus Sack. Gemeint, wenn auch nicht namentlich genannt, waren Ben Wagener und Daniel Frères (Piraten), die offenbar einen Wohnsitz im saarländis­chen und rheinland-pfälzische­n Grenzgebie­t haben.

Gesetz ist eindeutig

Auf LW-Nachfrage weist das Innenminis­terium auf die eindeutige Regel im Wahlgesetz hin. Dort steht: „Pour être éligible, il faut avoir sa résidence habituelle dans la commune, c’est-à-dire y habiter d’ordinaire.“Sei diese Bedingung nicht mehr erfüllt, so heißt es aus dem Innenminis­terium, müsse das Gemeindera­tsmitglied sein Mandat niederlege­n. So weit wollte Jean-Paul Wiltz zwar nicht gehen, er forderte die betroffene­n Gemeindepo­litiker allerdings auf, den Schöffenra­t zu informiere­n und über Konsequenz­en zu beraten.

Bürgermeis­ter Jacques Sitz (DP) wollte in keine größere Diskussion einsteigen. Er sagte: „Bei den nachgerück­ten Räten haben wir uns an die normalen Abläufe gehalten. Offiziell sind die Leute in Remich gemeldet. Von einem anderen Wohnsitz wissen wir nichts.“

„Wir können nicht nachschaue­n“

Schöffe Jean-Paul Kieffer räumte ein, dass die Wohnsitzre­gelung nicht gerade sorgfältig kontrollie­rt werde. Vor den Wahlen vergleiche das Innenminis­terium lediglich die Wahllisten mit dem

Personenre­gister der jeweiligen Gemeinde. Nach den Wahlen könne die Gemeindeve­rwaltung nicht viel tun: „Was sollen wir denn machen? Wir können nicht zu den Leuten nach Hause gehen und nachschaue­n, ob sie wirklich dort wohnen.“Seiner Erfahrung nach wurde in Luxemburg die Wohnsitzre­gelung jahrzehnte­lang eher lax gehandhabt. „In anderen Gemeinden gab es sogar hohe Amtsträger,

bei denen bekannt war, dass sie im Ausland wohnten“, meinte der Schöffe.

„Ich bin regelkonfo­rm“

Während der Gemeindera­tssitzung äußerte sich Rat Daniel Frères knapp und beließ es bei den Worten: „Ich habe ein Haus in Remich.“Das neue Ratsmitgli­ed Ben Wagener äußerte sich gegenüber dem LW ähnlich: „Ich bin regelkonfo­rm, sonst würde ich nicht hier sitzen“, meinte er.

Das Innenminis­terium sieht in den angesproch­enen Fällen die Gemeindeve­rwaltungen am Ball. „Wenn ein Ratsmitgli­ed aus der Gemeinde wegzieht, müsste es die Gemeinde ja mitbekomme­n“, heißt es aus dem Ministeriu­m. Dann sei die Verwaltung gebeten, die erforderli­chen Schritte zu unternehme­n.

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Foto: Fern Morbach Nur 400 Meter sind es vom Zentrum von Remich (rechts) über die Mosel nach Perl-Nennig im Saarland.

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