Zwei Titel und neue Leute
Kimberley dos Santos bereitet Racing den Weg zum Doublé, nun plant der Club für die Champions League
Sie hat es geschafft. „Dieser Titel hat mir noch gefehlt“, sagte Kimberley dos Santos glücklich. Die Nationalspielerin des Racing hatte die Meisterschaft mehrfach gewonnen, die Wahl zur besten Fußballerin Luxemburgs sowie das Hallenchampionat. Sie spielte in der Champions League und feierte Siege in der WM-Qualifikation. Mit dem Pokalerfolg machte sie ihre Trophäensammlung hierzulande komplett.
Die 24-Jährige trug am Freitagabend im Finale der Coupe des Dames gegen den FC Mamer entscheidend zum 3:2-Sieg des Racing und damit zum Doublé-Gewinn bei. Sie erzielte das erste Tor für den Favoriten (66.') und bereitete das zweite durch Karoline Kohr (76.') vor, ehe Kapitänin Julie Wojdyla (80.') ebenfalls traf.
Bis dahin hatte sich die Mannschaft aus der Hauptstadt, seit längerem Topfavorit in Luxemburgs Frauenfußball, im Stade Alphonse Theis in Hesperingen ungewöhnlich schwergetan. Dos Santos, die eine Großchance (31.') vergeben hatte, machte sich Vorwürfe: „In der ersten Halbzeit habe ich ein sicheres Tor vermasselt. Ich hätte mich schuldig gefühlt, wenn es am Ende zum Elfmeterschießen gekommen wäre.“
Früher Platzverweis
Gegner Mamer, der Zweite der Meisterschaft, hatte in der Liga zweimal 0:5 gegen den Champion verloren, im Pokalfinale aber mächtig Gegenwehr geleistet. Und das, obwohl die Mannschaft ohne die verletzte Leistungsträgerin Amy Thompson auskommen musste sowie fast eine Stunde in Unterzahl und ohne reguläre Torhüterin spielte. Sheila Hoja sah nach einer Notbremse an Kohr weit außerhalb des Strafraums Rot (36.'). Weil es sich um eine klare Torchance gehandelt habe, sei die Entscheidung zwingend gewesen, erklärte Schiedsrichter Frank Bourgnon den Platzverweis, der auf der Tribüne zu heftigen Diskussionen und zu Buh-Rufen aus dem Mamer-Block führte.
Mamer hat keine Ersatztorhüterin, was in Luxemburgs Frauenfußball
nicht ungewöhnlich ist, und musste improvisieren. Stürmerin Julia Battisti streifte das grüne Keeper-Trikot über. „Ich war noch nie im Tor“, berichtete sie. Obwohl sie ihre Sache überraschend gut machte und Mamer in den Schlussminuten durch Morgane Stibling (86.') und Jil Kohl (90. + 3.') fast noch den Anschluss schaffte, reichte es nicht. Trotzdem waren Battisti und die Mitspielerinnen danach in Feierlaune.
Für Gabriela Crespo, dos Santos' Teamkollegin beim Racing und in der Nationalmannschaft, war der Doublé-Gewinn die Krönung einer starken Saison nach einem schwierigen Comeback. Die Offensivspielerin, die früher mit
Junglinster Pokaltitel gewonnen hatte, kämpfte sich nach zwei Kreuzbandrissen zurück. „Es war eine lange Zeit, die viel Kraft gekostet hat“, sagte sie.
Noch kein neuer Trainer
Viel Zeit zum Ausruhen bleibt nun nicht. Für die Nationalspielerinnen stehen im Juni Partien gegen die Kapverden (19.) und gegen Lettland (24.) an.
Beim Racing laufen die Vorbereitungen für die erneute Teilnahme an der Champions League. Ein Großteil der Mannschaft bleibt laut Vizepräsident Philippe Ciancanelli zusammen, aber mehrere Verstärkungen kommen hinzu. Trainer Alexandre Luthardt wird dann nicht mehr dabei sein. „Ich hatte zwei herausragende Saisons mit diesen Spielerinnen. Jetzt ist uns das erste Doublé für Racing im Frauenfußball gelungen. Ich wünsche der Mannschaft eine erfolgreiche Zukunft“, so der Franzose, der zurück in seine Heimat wechselt. Über seinen Nachfolger beim Racing soll in den nächsten Tagen entschieden werden. Spekulationen zufolge soll es sich um den bisherigen Wormeldinger Coach Adrien Daniele handeln, doch das bestätigte Ciancanelli nicht: „Er ist einer von mehreren Kandidaten.“
Auch in Mamer wird die Zukunft geplant. Gerüchte, wonach er aufhören werde, wies Trainer Tiago
Pereira zurück. „Der Vorstand und ich setzen uns nächste Woche zusammen, um über die weiteren Ziele zu sprechen“, sagte er. Der Coach wünscht sich Verstärkungen. Dass man im Finale trotz aller widrigen Umstände nur knapp verloren habe, zeige, wie viel mit einem größeren Kader samt Ersatztorfrau möglich sein könne, so Pereira: „Wir wollen mehr erreichen als den zweiten Platz in der Meisterschaft und eine Finalteilnahme.“