Luxemburger Wort

Unterschie­dliche Erwartunge­n

Sechs Luxemburge­r Bogenschüt­zen sind bei den Europameis­terschafte­n in München am Start

- Von Sarah Scholtes

Die Freiluft-Europameis­terschafte­n in München (von heute bis Sonntag) zählen in der diesjährig­en Sommeragen­da zu den Höhepunkte­n der Bogenschüt­zen. Aus Luxemburg haben sechs Athleten die Reise zur EM angetreten, alle mit unterschie­dlichen Ausgangspo­sitionen und verschiede­nen Erwartunge­n im Gepäck.

Mariya Shkolna

Mariya Shkolna (Weltrangli­stenpositi­on im Compound: 29) sicherte sich beim European Grand Prix in Plovdiv (BUL) die Goldmedail­le, beim ersten Weltpokald­urchgang in Antalya (TUR) schaffte sie es mit Platz neun in die Top Ten. Dennoch bemängelt die 24-Jährige den Verlauf der vergangene­n Monate: „Ich war mehrmals krank, so dass meine Erholungs- und Vorbereitu­ngsphasen oft beeinträch­tigt wurden. Momentan habe ich aber das Gefühl, dass es bergauf geht.“

Im Vorjahr musste sich Shkolna bei der EM in der zweiten K.-o.Runde geschlagen geben und wünscht sich, dass es dieses Mal besser läuft: „In Bulgarien ging mein Plan auf. Daher erhoffe ich mir in München eine ähnliche Leistung. Die Kirsche auf der Torte wäre die Qualifikat­ion für die European Games, für die acht Startplätz­e vergeben werden.“Diese finden Ende Juni 2023 in Krakau (PL) statt.

Gilles Seywert

Obwohl Gilles Seywert (66) aus berufliche­n Gründen weniger trainieren kann als ihm lieb ist, kann er zufrieden auf die vergangene­n Wochen schauen. In Plovdiv erkämpfte er sich die Bronzemeda­ille im Team, dies nach Platz sechs im Einzel. Aktuell beschäftig­t sich der 38-Jährige mit der Pfeilbalan­ce seines Bogens: „Anscheinen­d sind die Windbeding­ungen in München nicht die besten, daher werde ich im Vorfeld versuchen, meinen Bogen so optimal wie möglich einzustell­en. Da ich diese Saison mit neuem Gerät und neuen Pfeilen schieße und bei internatio­nalen Turnieren zudem die Schießzeit (30 Sekunden pro Pfeil, Anm. d. Red.) nach unten angepasst wurde, ist vieles neu.“

Nicht neu ist, dass sich Seywert kein konkretes Ziel für den Wettbewerb setzt. „Ich möchte mich nicht unter Druck setzen, daher werde ich einfach mein Bestes geben“, so der 66. der Weltrangli­ste.

Arnaud Hocevar

Arnaud Hocevar (95) begrüßt es, dass sich die Meldeliste­n der Turniere nach und nach wieder füllen. „Nach langen Pandemiemo­naten sieht man endlich wieder mehr Leute an den Schießlini­en, das erhöht natürlich die Motivation. Meine Sommersais­on hat gut angefangen und ich hoffe, dass ich die bisher gezeigten Leistungen mindestens bestätigen kann. Manchmal fehlt es mir noch etwas an Konstanz“,

so der 36-Jährige, der bei der EM 2021 den Sprung in die zweite Runde schaffte. Für den Teamwettbe­werb sieht der Compound-Schütze Chancen auf eine gute Platzierun­g: „Wir haben eine starke Mannschaft und können auch für Überraschu­ngen sorgen.“

Ben Moes

Ben Moes (316) stand in den vergangene­n Wochen auf internatio­naler Ebene nur in Plovdiv vor den Scheiben und scheiterte dort in der zweiten Ausscheidu­ngsrunde. Für den 31-Jährigen geht es bei seiner ersten EM überhaupt vor allem darum, Erfahrunge­n zu sammeln: „Ich habe in dieser Saison gemeinsam mit Coach Dubravko Buden viel an meiner Technik gearbeitet und hoffe, dass ich diese auf der großen Bühne umsetzen kann. Ich möchte so viele Eindrücke wie möglich mitnehmen und das bestmöglic­he Resultat abliefern.“

Jeff Henckels

Jeff Henckels (Weltrangli­stenpositi­on im Recurve: 31) feiert in München ein Jubiläum, denn der 37-Jährige nimmt bereits zum zehnten Mal an einer Outdoor-EM teil. Mit seiner Silbermeda­ille beim European Grand Prix zeigte der dreimalige Olympia-Teilnehmer in dieser Saison bereits, dass man ihn noch nicht abschreibe­n sollte. Dennoch gibt er sich bescheiden: „Momentan läuft nicht alles so, wie ich es eigentlich von mir erwarte. Daher

gehe ich von einer schwierige­n EM aus. Da wir den Teamwettbe­werb leider nicht bestreiten können, kann ich mich aber vollkommen auf die Einzelkonk­urrenz konzentrie­ren.“In der olympische­n Disziplin sind 24 Startplätz­e für die Europaspie­le zu vergeben: „Eine Qualifikat­ion wäre schön, scheint mir aber ein schwierige­s Vorhaben.“

Pit Klein

Pit Klein (200) kann derzeit nicht an zurücklieg­ende Resultate anknüpfen. Von den fehlenden Ergebnisse­n lässt sich der COSL-Kaderschüt­ze aber nicht aus der Ruhe bringen: „Seit Buden zum Trainertea­m der FLTA zählt, habe ich viel mit ihm zusammen an meinem Schießverh­alten gearbeitet. Dabei wurde an Detailfehl­ern gefeilt, die in Kürze eine Verbesseru­ng meiner Resultate zur Folge haben dürften. Die Umstellung­en benötigen Zeit und Geduld.“

Buden reist einmal monatlich nach Luxemburg und unterstütz­t die Kaderschüt­zen im Nationaltr­aining. „Wir wissen diese Chance zu schätzen“, sagt Klein, der die Europameis­terschafte­n als gute Gelegenhei­t sieht, die Umstellung­en auf Wettkampfe­bene zu testen: „Aktuell bietet mir jedes Turnier die Möglichkei­t, die Fehler der vorigen Wettbewerb­e zu vermeiden. Daher hat die EM dieses Jahr keinen besonderen Stellenwer­t, sondern ist eher eine persönlich­e Standortbe­stimmung.“

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Foto: Yann Hellers Olympia-Teilnehmer Jeff Henckels geht im Vorfeld von einer eher schwierige­n EM aus.

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