Luxemburger Wort

Historisch­er Besuch

Belgischer König Philippe erstmals im Kongo

- Von Johannes Dieterich

Auf die zwei Jahre kam es dann auch nicht mehr an. Eigentlich waren Belgiens König Philippe und seine Frau Mathilde hier schon im März 2020 erwartet worden, aber dann kam zunächst die CoronaPand­emie und schließlic­h der russische Überfall auf die Ukraine dazwischen. Vorgestern war es dann endlich so weit: Das MonarchenP­aar traf in Kinshasa, der Hauptstadt der heutigen Demokratis­chen Republik Kongo, ein: zu seinem ersten Besuch in der belgischen Ex-Kolonie. Ein „historisch­es Ereignis“, titelt die belgische Presse, Kongos Öffentlich­keit zeigt sich dagegen weniger begeistert. „Das Geld für diesen Besuch wäre besser für Schulen ausgegeben worden“, sagt ein junger Kongolese in Kinshasa der Agentur Reuters.

Noch steht nicht fest, ob es zu dem Vorgang kommen wird, der Philippes Besuch wirklich historisch machen würde: Dass sich der Monarch öffentlich für das Unheil entschuldi­gt, das sein Volk, vor allem aber seine Vorgänger auf dem belgischen Thron, über die Kongolesin­nen und Kongolesen gebracht haben. Rund zehn Millionen Menschen sollen der belgischen Fremdherrs­chaft zum Opfer gefallen sein: Die königliche­n Beamten der „Force Publique“hackten unzähligen Afrikanern die Hand ab, wenn sie zu wenig Kautschuk ablieferte­n, und sperrten ihre Frauen in Konzentrat­ionslager ein, damit ihre Männer nicht flohen.

Vor zwei Jahren schrieb Philippe dem kongolesis­chen Präsidente­n Félix Tshisekedi einen Brief, in dem er sein „tiefstes Bedauern“über die im Kongo verübten „Gewalttate­n und Grausamkei­ten“zum Ausdruck brachte: Dass der Monarch dieses Bedauern nun auch öffentlich zur Sprache bringt,

Als Zeichen des guten Willens übergab König Philippe eine zeremoniel­le Holz-Maske, die das Volk der Suku bei Initiation­sriten verwendete.

wird von vielen erwartet. Philippe hat dafür sechs Tage Zeit. Gestern Abend sprach der adelige Gast in Kinshasas Parlament. Morgen wird er vor Studenten in der Universitä­t der südkongole­sischen Stadt Lubumbashi eine Rede halten. Und am Sonntag sucht er Friedensno­belpreistr­äger Dennis Mukwege in dessen Hospital in der ostkongole­sischen Stadt Bukavu auf, wo der Gynäkologe von Vergewalti­gungen verstümmel­te Frauen operiert.

Rückgabe von Kunstwerke­n

Den ersten Pflichtter­min hat Philippe bereits hinter sich: Beim Besuch des Nationalmu­seums in Kinshasa überreicht­e er eine Holzmaske des Suku-Volks, die von Belgiern vor über hundert Jahren geraubt worden war. Ein erster symbolisch­er Akt: Belgiens Regierungs­chef Alexander De Croo, der den König auf seiner Reise begleitet, kündigte bereits im Februar die Rückgabe von 84 000 Kunstwerke­n an – zumindest solle diese „diskutiert“werden.

Der Kongo hat die wohl schrecklic­hste Kolonialze­it aller afrikanisc­hen Länder hinter sich. Als junge europäisch­e Nation mischte Belgien erst spät im Kolonialis­mus mit: Philippes Ur-Ur-Großonkel Leopold II. riss sich die von anderen europäisch­en Mächten gemiedene Urwald-Region 1885 als Privatbesi­tz unter den Nagel – offiziell, um sie vor der Sklaverei zu schützen. In Wahrheit ließ er den Kongo, den er nie besuchte, ausplünder­n: Sein Königreich, das fast 90 Mal kleiner als die Ex-Kolonie ist, bereichert­e sich an Elfenbein, Gold und vor allem Gummi. Als Leopolds grausame Herrschaft weltweit Aufsehen erregte, sah sich der Monarch 1908 gezwungen, seinen Privatbesi­tz der belgischen Regierung zu übergeben.

Der Kongo hat die wohl schrecklic­hste Kolonialze­it aller afrikanisc­her Länder hinter sich.

Der Zahn von Patrice Lumumba

Auch dieser war an der Entwicklun­g des Landes nicht wirklich gelegen: Bei seiner Unabhängig­keit verfügte der Kongo über zwei Dutzend afrikanisc­he Universitä­tsabgänger. Als Philippes Großonkel Baudouin bei den Feiern zur Un

abhängigke­it 1960 in Kinshasa die Errungensc­haften der belgischen Kolonialma­cht pries, kam es zum Eklat: Vor den Kameras der Weltpresse warf der frisch gewählte Regierungs­chef Patrice Lumumba dem Monarchen an den Kopf, dass die Kongolesen ihre Freiheit von der belgischen Herrschaft mit ihrem Blut erkämpfen mussten. Ein halbes Jahr später wurde Lumumba auf Betreiben des belgischen und amerikanis­chen Geheimdien­stes umgebracht, sein Leichnam in Säure aufgelöst.

Der belgische Polizist Gérard Soete sicherte sich allerdings einen Zahn Lumumbas, den er fast 40 Jahre später einem TV-Team der BBC präsentier­te. Nach Soetes Tod ging der mit einer Goldkrone überzogene ler Grünen versuchen, bundesweit Tempo 80/100 auf Bundesstra­ßen und Autobahnen zu forcieren.

Damit nicht genug geben die Grünen im parlamenta­rischen UAusschuss Gas, der „ÖVP-Korruption­s-Untersuchu­ngsausschu­ss“heißt und sich nur mit möglichen Machenscha­ften der Volksparte­i beschäftig­t. Zwar haben ÖVP und Grüne angeblich einen „AngriffsPa­kt“vereinbart, wie der „Kurier“schreibt – also auf dem begrenzt bedeutende­n Feld des U-Ausschusse­s ist es erlaubt, sich gegenseiti­g zu bewerfen -, aber dass es seitens der Grünen gleich so heftig passiert, wie derzeit, war nicht vorgesehen.

Klimarat infrage gestellt

Zum Drüberstre­uen hat die ÖVP noch den von Regierung und Parlament zu Jahresbegi­nn eingesetzt­en „Klimarat“infrage gestellt, ein Gedanken- und Ideen-Forum von nach dem Zufallspri­nzip ausgewählt­en 100 Bürgern. Was mit den

Zwei Jahre nach dem historisch­en Eingeständ­nis der belgischen Kolonialve­rbrechen ist der belgische König Philippe (l.) in die Demokratis­che Republik Kongo gereist. Hier in Begleitung des kongolesis­chen Präsidente­n Felix Tshisekedi. Zahn in den Besitz der belgischen Staatsanwa­ltschaft über. Seit Jahren bemühen sich die Kinder Lumumbas bereits um die Rückgabe des Zahns: Das soll noch in diesem Monat tatsächlic­h geschehen. Allerdings erst nach dem königliche­n Besuch: Philippe sollte der unkomforta­ble Akt offenbar erspart bleiben.

Ideen passieren soll? „Ich halte den Klimarat als Institutio­n für absolut untauglich. Er ist in keinster Weise repräsenta­tiv“, sagte der ÖVP-Abgeordnet­e Johannes Schmuckens­chlager nun stellvertr­etend für seine Partei. „Es würde bei der Gesundheit­s- oder Verteidigu­ngspolitik niemand auf die Idee kommen, sich auf den Rat eines Gremiums per Losentsche­id zu verlassen. Es ist fahrlässig und eine leichtfert­ige, untauglich­e PRAktion von Frau Bundesmini­sterin Gewessler. Wer so etwas macht, nimmt den Klimawande­l nicht ernst.“

Der Aufschrei der Grünen folgte auf dem Fuße. Die Erkenntnis, dass das vor zwei Jahren unter nationalem und internatio­nalem Staunen zusammenge­zimmerte Koalitions­team aus bürgerlich­er ÖVP und öko-gesteuerte­n Grünen, das „Beste aus zwei Welten“, sehr brüchig ist, wenn es nicht gerade von Corona zusammenge­halten wird, folgt schon seit Längerem.

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