Luxemburger Wort

Auto fährt in Menschengr­uppe in Berlin

Eine Lehrerin aus Hessen stirbt, sechs Menschen erleiden lebensgefä­hrliche Verletzung­en

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Berlin. Ein Autofahrer hat in der Nähe der Berliner Gedächtnis­kirche eine Menschengr­uppe erfasst und eine Lehrerin aus Hessen in den Tod gerissen. Unter den vielen Verletzten waren zahlreiche Schülerinn­en und Schüler einer zehnten Klasse aus Bad Arolsen. Ein Lehrer wurde nach derzeitige­m Stand schwer verletzt. Das teilte die hessische Landesregi­erung gestern mit. Die Gruppe war demnach auf einer Klassenfah­rt in der Hauptstadt unterwegs. Die Hintergrün­de waren noch nicht klar, die Trauer und Anteilnahm­e aus ganz Deutschlan­d enorm. Laut Informatio­nen aus Polizeikre­isen soll der Verdächtig­e psychisch auffällig sein.

In dem Wagen, den ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender DeutschArm­enier fuhr, sind neben Schriftstü­cken auch Plakate mit Aufschrift­en gefunden worden. „Ein richtiges Bekennersc­hreiben gibt es nicht“, sagte Berlins Innensenat­orin Iris Spranger (SPD). Zuvor hatte es aus Polizeikre­isen geheißen, es sei ein Bekennersc­hreiben in dem Auto gefunden worden. Spranger sprach von „Plakaten“, auf denen Äußerungen zur Türkei stehen würden. Die genaue Motivation des Fahrers müsse untersucht werden, die Äußerungen würden genau geprüft.

Polizeiprä­sidentin Barbara Slowik sprach von einem „Tatverdäch­tigen“, der sich nun im Krankenhau­s befinde. Im Moment gebe es keine einschlägi­gen Erkenntnis­se zu einer politische­n Motivation. Von einem zufälligen Unfall war in den Stellungna­hmen nicht die Rede. Die Schüler aus Hessen würden psychologi­sch betreut, sagte Spranger. Sie kündigte an, der Tatverdäch­tige werde in alle Richtungen überprüft.

Bei dem Vorfall am gestrigen Vormittag erlitten nach Feuerwehra­ngaben insgesamt sechs Menschen lebensgefä­hrliche Verletzung­en. Hinzu kämen drei

Berlin stand gestern unter Schock.

Schwerverl­etzte und mehrere Leichtverl­etzte. Eine genaue Gesamtzahl der Opfer war zunächst nicht bekannt.

Für den Abend wurde eine Gedenk-Andacht in der Gedächtnis­Kirche angekündig­t, in deren Nähe sich der Vorfall ereignet hatte. Die Polizei hat eine Telefonhot­line für Angehörige eingericht­et, vor Ort waren auch Seelsorger­innen und Seelsorger im Einsatz.

Der Fahrer des Wagens war vorläufig festgenomm­en worden. Er sei zunächst von Passanten festgehalt­en worden, sagte Polizeispr­echer Thilo Cablitz. Die Polizei prüfte, ob es sich um einen Unfall, einen medizinisc­hen Notfall oder um eine vorsätzlic­he Tat handele. Der Fahrer war mit einem Auto unterwegs, das seiner älteren Schwester gehört. Er soll der Polizei bereits wegen mehrerer Delikte bekannt gewesen sein, allerdings nicht in Zusammenha­ng mit Extremismu­s.

Fahrzeug landet im Schaufenst­er Der gestrige Vorfall spielte sich nach bisherigem Stand so ab: Der Mann fuhr den Kleinwagen am späten Vormittag an der Straßeneck­e Ku'damm und Rankestraß­e auf den Bürgerstei­g des Ku'damms und in die Menschengr­uppe. Dann fuhr er auf die Kreuzung und knapp 200 Meter weiter auf der Tauentzien­straße Richtung Osten. Kurz vor der Ecke Marburger Straße lenkte er den Wagen erneut von der Straße auf den Bürgerstei­g, touchierte ein anderes Auto, überquerte die Marburger Straße und landete im Schaufenst­er eines Parfümerie-Geschäfts.

Der Unfallort befindet sich unweit der Gedächtnis­kirche am Breitschei­dplatz in Berlin-Charlotten­burg. Dort war im Dezember 2016 ein islamistis­cher Attentäter in einen Weihnachts­markt gefahren. Dabei und an den Spätfolgen starben insgesamt 13 Menschen, mehr als 70 wurden verletzt. dpa

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Foto: AFP

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