Luxemburger Wort

Der richtige Mann zur richtigen Zeit

Wolodymyr Selenskyj wurde im Krieg zum unumstritt­enen Anführer der Ukrainer

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Kiew. Es liegt knapp drei Monate zurück, da war der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Staatschef mit recht geringen Umfragewer­ten in seinem eigenen Land. Doch dann kam der russische Angriff auf die Ukraine – und der 44-Jährige fand binnen Stunden in die Rolle des mutmachend­en und starken Anführers. Am 26. Februar, als russische Stoßtrupps die Hauptstadt Kiew schon bedrängten und fast alle Beobachter mit einem schnellen Sieg rechneten, lehnte Selenskyj zahlreiche Asylangebo­te aus dem Ausland ab. Er blieb in der umkämpften Stadt und verkörpert seitdem den Widerstand­swillen

Selenskyj im April in Butscha, wo es Kriegsverb­rechen gab.

der Ukrainer. „Selenskyj ist der Mann des Jahres, im freien Westen, erst recht in der Ukraine“, schreibt LW-Korrespond­ent Stefan Scholl in seinem Porträt des Präsidente­n. „Selenskyj ist leise, keiner, der droht oder auftrumpft wie sein Gegenüber Wladimir Putin.“Seine Zustimmung­swerte sind drastisch gestiegen. Doch Kritiker machen sich Sorgen um die ukrainisch­e Demokratie unter dem Kriegsrech­t. Der Kiewer Intelligen­zija galt der frühere Schauspiel­er lange als Laienpolit­iker mit zu wenig Distanz zum großen, feindliche­n Nachbarn. LW

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Foto: AFP

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