Luxemburger Wort

5 306 Pflegepers­onen sollen in Zukunft weiter entlastet werden

Sozialmini­ster Claude Haagen will das Angebot der Nachtwache ausbauen und ein „congé spécial aidant“für Pflegepers­onen einführen.

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Wenn sich Leistungse­mpfänger der Pflegevers­icherung zugunsten eines Verbleibs innerhalb der eigenen vier Wände entscheide­n, liegt dem meist keine auffällige Verschlech­terung des gesundheit­lichen Zustandes zugrunde, sondern der Wunsch nach heimischer Vertrauthe­it: „Das Bedürfnis, von zu Hause aus gepflegt zu werden, ist ein tief in der Gesellscha­ft verankerte­r Wunsch“, bestätigte Tommy Klein von TNS-Ilres die Feststellu­ng, 80 Prozent der Pflegebedü­rftigen über 40 Jahre würden lieber zu Hause als in einer Pflegeeinr­ichtung betreut werden.

Das Meinungs- und Umfrageins­titut TNS-Ilres wurde dementspre­chend von der Bewertungs­und Kontrollbe­hörde der Pflegevers­icherung (AEC) damit beauftragt, eine Zufriedenh­eitsumfrag­e unter den zu Hause lebenden Leistungse­mpfängern der Pflegevers­icherung und ihren Pflegepers­onen durchzufüh­ren. In Präsenz des Sozialmini­sters Claude Haagen (LSAP) wurden am gestrigen Donnerstag die Ergebnisse der Umfrage präsentier­t.

Unter den 14 784 Leistungse­mpfängern der Pflegevers­icherung werden zwei Drittel von zu Hause aus betreut. In 72 Prozent der Fälle sind diese auf die Hilfe von Pflegepers­onen angewiesen. Die Umfrage von TNS-Ilres, bei der 295 Leistungse­mpfänger und 194 Pflegepers­onen zwischen Mai und Dezember 2021 befragt wurden, offenbart die von Klein angedeutet­e emotionale Bindung der Menschen zu ihrem Zuhause.

Wunsch nach Pflege daheim

Leistungse­mpfänger geben an, zu Hause gepflegt werden zu wollen, weil sie der Überzeugun­g sind, dass sie dort bestmöglic­h betreut werden. Das Vertrauen zur designiert­en Pflegepers­on heben Befragte als Hauptstütz­e hervor, um ihnen den Verbleib in vertrauter Atmosphäre zu ermögliche­n. Dass 38 Prozent der Pflegebedü­rftigen von einer Pflegepers­on, die überwiegen­d aus dem engsten familiären Umfeld stammt, betreut werden wollen, begründen 68 der Befragten damit, dass sie die Person vor dem Beziehen der Pflegevers­icherung bereits kannten.

19 Prozent der Pflegebedü­rftigen entschiede­n sich gegen eine Pflegepers­on und für einen Pflegedien­st.

Dies liegt in den meisten Fällen daran, dass niemand aus ihrem engsten Umfeld dazu in der Lage war, als Pflegepers­on einzusprin­gen.

Insgesamt stellt TNS-Ilres mit 93 Prozent ein hohes Maß an Zufriedenh­eit gegenüber den Leistungen der Pflegevers­icherung in Bezug auf die Pflege daheim fest.

„Die Menschen wollen zu Hause gepflegt werden und in Luxemburg wird ihnen dieser Wunsch erfüllt“, beleuchtet­e Tommy Klein die Ergebnisse der Umfrage.

„Pflegepers­onen sind im Rahmen der Pflegevers­icherung die Hauptakteu­re. Es liegt an uns, alles daran zu setzen, sie so weit wie möglich zu entlasten“, kommentier­te zudem Sozialmini­ster Haagen, dass 34 Prozent der Pflegepers­onen im Rahmen ihrer Tätigkeit mit körperlich­en Leiden konfrontie­rt werden.

Angebote sind noch unbekannt

61 Prozent der Pflegepers­onen gaben zwar an, dass ihnen genügend Zeit zum Ausruhen zur Verfügung stehe und 68 Prozent, dass ihre Aufgabe nicht ihr Familienle­ben beeinfluss­e, doch vonseiten des Sozialmini­sters möchte man dennoch verstärkt auf die Zufriedenh­eit der Pfleger eingehen, die mit ihrer Aufgabe überlastet sind.

Hierfür soll das Angebot von Nachtwache­n erweitert und ein „congé spécial aidant“eingeführt werden, um eine bessere Vereinbaru­ng von Familienle­ben und Arbeit für Pflegepers­onen zu ermögliche­n. Zudem wird eine Revalorisi­erung der Geldleistu­ngen für Pflegepers­onen, welche zurzeit bei 25 Euro die Stunde liegen, angestrebt. Die Zusammenar­beit mit Spitälern und den Gemeinden, um die Öffentlich­keit stärker für die Dienste der Pflegevers­icherung zu sensibilis­ieren, soll zudem intensivie­rt werden. FJ

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Foto: Shuttersto­ck Zwei Drittel der Leistungse­mpfänger der Pflegevers­icherung haben sich zugunsten der Pflege daheim entschiede­n.

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