Reif für die Couch
Die Literaturveranstaltungsreihe „Das Blaue Sofa“kommt nach Luxemburg in die Nationalbibliothek
Wer sich in der deutschsprachigen Literaturszene etwas auskennt, dem dürfte „Das Blaue Sofa“sicherlich ein Begriff sein. Diejenigen, die sich allerdings weniger in die Tiefen der deutschen Literaturlandschaft begeben, fragen sich vermutlich, was sich hinter dem Konzept verbirgt und wieso die Couch ausgerechnet königsblau sein muss.
Die Lesungs- und Diskussionsrunde „Das Blaue Sofa“kennt man insbesondere von Bücherausstellungen (man denke beispielsweise an die Leipziger oder Frankfurter Buchmesse) und ähnlichen Veranstaltungen. Nun kommt das Autorinnenund Autorenforum erstmals nach Luxemburg in die Nationalbibliothek (BNL), wo es vier nationale wie auch internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller empfängt.
Das „Luxemburger Wort“hat sich im Vorfeld dieser Premiere, die am Montag, dem 13. Juni stattfinden wird, mit Karin Schlautmann – eine der Organisatorinnen – und mit der Luxemburger Autorin Julia Holbe unterhalten. Julia Holbe gastiert am kommenden Montag ebenfalls bei der Veranstaltung, wo sie über ihren neusten Roman „Boy meets Girl“spricht.
Eigentlich hätte das berühmte Literaturevent bereits 2020 im Großherzogtum organisiert werden sollen, wurde – wie so vieles – dann allerdings aus pandemischen Gründen abgesagt. Da es sich hierbei um eine deutsche Veranstaltungsreihe von Bertelsmann, ZDF, Deutschlandradio Kultur und 3sat handelt, liegt die Frage natürlich auf der Hand, was das Autorinnenund Autorenforum dazu bewegt, nach Luxemburg zu kommen. „Das Blaue Sofa“hat sich, laut Karin Schlautmann, nämlich „in mehr als zwei Jahrzehnten zu einem der erfolgreichsten Literaturformate im deutschsprachigen Raum entwickelt“.
Eine Mischung aus Diskussionsrunden und Lesungen
„Im deutschen Literaturbetrieb kennt es inzwischen fast jeder und auch in Österreich war es schon zu Gast, aber noch nie in Luxemburg. Das wird sich nun nächste Woche ändern. Wir freuen uns sehr darauf, dem luxemburgischen Publikum vier sehr unterschiedliche Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus dem eigenen Land, aus Österreich und Deutschland vorzustellen. Sie gesellen sich zu mehr als 3 100 Autorinnen und Autoren, die seit dem Jahr 2000 bereits auf dem ,Blauen Sofa‘ gesessen und ihre Bücher vorgestellt haben – darunter viele große Namen, Publikumslieblinge und Nobelpreisträger“, so Karin Schlautmann.
Das Format und das Konzept setzen sich laut der Leiterin der Bertelsmann-Unternehmenskommunikation hauptsächlich aus Gesprächen und Diskussionen zusammen: „Das Publikum kann vor allem inspirierende Geschichten und gute Unterhaltung erwarten. Die Autorinnen und Autoren werden einzeln, also nacheinander,
Karin Schlautmann ist Teil der Bertelsmann-Gruppe.
auf dem ,Blauen Sofa‘ Platz nehmen, um mit einem Moderator oder einer Moderatorin rund 20 Minuten lang über ihr jüngstes Werk zu sprechen. In diesem Setting haben wir schon die spannendsten Dialoge erlebt, vor allem wenn die Chemie stimmt. Manchmal lesen die Sofagäste auch aus ihrem Buch vor, so erlebt das Publikum den originären ,Sound‘ des Werkes.“
Dabei kann die Veranstaltung in der Luxemburger Nationalbibliothek, wie Karin Schlautmann findet, als eine Geste der Freundschaft verstanden werden, da Bertelsmann und das Großherzogtum eine lange Geschichte miteinander teilen. „Damit machen wir sichtbar, dass wir in Luxemburg wirtschaftlich und kulturell engagiert sind, als verlässlicher Partner und fester Teil der Gesellschaft.“
Beim Blick auf das Abendprogramm am 13. Juni fällt auf, dass die Werke der vier geladenen Autorinnen und Autoren kaum unterschiedlicher hätten sein können. Während Samuel Hamen in seinem rezentesten Buch Quallen porträtiert, schildert Julia Holbe in „Boy meets Girl“die Geschichte einer Frau mittleren Alters, deren Leben sich aufgrund einer (Wieder)Begegnung schlagartig ändert. In „Erfundene Frau“erzählt Daniel Wisser hingegen im lakonischen Ton 22 Kurzgeschichten über Lust und Frust in der Liebe und Jenny Erpenbecks zur Wendezeit angelegtes „Kairo“behandelt die Geschichte eines ungleichen Paares.
Diese Diversität erklärt sich vor allem dadurch, dass das Team von Bertelsmann ein möglichst breites Publikum ansprechen und die Auseinandersetzung mit Literatur fördern möchte. „Mit dem ,Blauen Sofa‘ ermöglichen wir authentische Begegnungen mit Autorinnen und Autoren und geben Einblicke in deren Gedankenwelt und Schreibwerkstatt“, erläutert Karin Schlautmann.
„Das gilt auch für das vielfältige deutsch-luxemburgische Programm, das wir in der BNL präsentieren. Die geladenen Autorinnen und Autoren unterscheiden sich in Themen, Genres und Stil, sie haben aber auch Gemeinsamkeiten: Alle vier sind preisgekrönt und verstehen es, das Lesepublikum mit ihrer Schreibkunst zu überzeugen“, fährt die Mitveranstalterin von Bertelsmann fort.
Gewinnbringend für die Luxemburger Literatur?
Zweifellos kann die Luxemburger Literaturszene einen Mehrwert daraus ziehen, dass die königsblaue Couch, auf der bereits jegliche Diskussionen geführt wurden, nun nach Luxemburg kommt. Denn wie Julia Holbe richtig bemerkt, rückt die Literatur von Luxemburger Autorinnen und Autoren sowohl im In- als auch im Ausland leider oftmals zu sehr in den Hintergrund. Die Veranstaltung in der BNL könnte, laut der Schriftstellerin, allerdings dazu beitragen, dass die luxemburgische Literaturszene stärker in der Öffentlichkeit zu sehen sein wird.
Bei der kommenden Veranstaltung wird in erster Linie auf das Live-Erlebnis gesetzt, weswegen die Gesprächsrunden auch nicht aufgezeichnet werden. Moderation führen an dem Abend Susanne Biedenkopf (ZDF), Michael
Sahr (ZDF) und der Luxemburger Kritiker Jérôme Jaminet (RTL).
„Das Blaue Sofa“findet am Montag, dem 13. Juni, um 19 Uhr in der BNL statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist obligatorisch.
www.reservation.bnl.lu