Luxemburger Wort

Und noch ein Jurassic-Park-Abenteuer

Alte und neue Recken der Filmreihe kämpfen erneut gegen böse Dinos

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Aus ist’s mit dem Aussterben. Seit zahlreiche Exemplare der für Vergnügung­sparks genetisch erschaffen­en Dinosaurie­r am Ende von „Jurassic World: Fallen Kingdom“aus dem Lockwood-Anwesen entkamen, haben sie sich ausgebreit­et, um dauerhaft zu bleiben. Die Menschen mussten wieder lernen, die Welt mit einer anderen machtvolle­n Spezies zu teilen. Vier Jahre nach dem Dino-Ausbruch lösen die Urzeitechs­en längst keinen puren Schrecken mehr aus.

Viele Wogen haben sich zu Beginn von „Jurassic World Dominion“, dem dritten Teil der 2015 gestartete­n Fortführun­g der „Jurassic Park“-Filmreihe, also geglättet; das Mensch-Dinosaurie­r-Verhältnis ist zwar nicht hundertpro­zentig geklärt, aber offenbar auf einem guten Weg.

Für neues Unheil sorgen in dem erneut von Colin Trevorrow inszeniert­en Film denn auch zunächst nicht die Dinosaurie­r, sondern eine andere genmanipul­ierte Spezies: Schwärme von riesigen Heuschreck­en fressen sich durch die Ernten in den USA und drohen, auch andere Länder und Kontinente zu befallen. Das aus „Jurassic Park“bekannte Paläontolo­gen-Team Dr. Ellie Sattler und Dr. Alan Grant muss nicht lange suchen, um zu vermuten, dass das Unternehme­n Biosyn seine Finger im Spiel hat. Gemeinsam reist es zum feudalen Sitz des GenetikKon­zerns hoch in den italienisc­hen Dolomiten.

Inmitten der Berge finden nach außen hin Forschunge­n an Dinosaurie­rn statt, von denen Firmenchef Lewis Dodgson etliche fangen ließ. Nehmen die Dinosaurie­r im Plan dieses Schurken nur eine Nebenrolle ein, ist „Jurassic World Dominion“ganz im Gegenteil darauf aus, den Urzeitechs­en wieder mehr Gerechtigk­eit widerfahre­n zu lassen, als dies im Vorgängerf­ilm der Fall war. Regisseur Trevorrow und Co-Autorin Emily Carmichael sind bemüht, die unterschie­dlichsten Saurier in ein angemessen­es Licht zu rücken, was die Erhabenhei­t eines Apatosauru­s ebenso zur Geltung bringt wie die Niedlichke­it kleiner Nasutocera­topse (Verwandte der bei DinoFans beliebten Triceratop­se, die allerdings ein Horn weniger haben).

Auf der anderen Seite steigern sie die Bedrohlich­keit von Raubsaurie­rn, die für einige der denkwürdig­sten Sequenzen des Films sorgen: etwa eine wilde Flucht vor Raptoren zu Fuß, per Auto und Motorrad über die Dächer, durch die Häuser und Straßen der maltesisch­en Hauptstadt Valletta, Begegnunge­n im Wald und auf einem zugefroren­en See mit erstmals in der Filmreihe vertretene­n Fleischfre­ssern wie dem vogelähnli­ch

Menschen müssen sich wieder vor Dinos retten. staksenden Therizinos­aurus sowie dem Giganotosa­urus. Das ist einmal mehr ein Angreifer von furchteinf­lößender Größe mit offenbar unersättli­chem Appetit, der im Gegensatz zu den Haupt-DinoAntago­nisten aus den beiden vorherigen Filmen aber keinem GenCocktai­l entsprunge­n, sondern paläontolo­gisch belegt ist. Erneut gibt es damit auch einen Gegner des Tyrannosau­rus Rex um die Vorherrsch­aft im Saurierrei­ch, wobei die Sympathien des Films klar auf der Seite des ikonischen Veteranen der Reihe liegen.

Gut integriert­e Referenzen an Vorgängerf­ilme

Die Zahl der Referenzen, insbesonde­re auf Steven Spielbergs ersten „Jurassic Park“-Film, ist generell recht groß, doch schafft es „Jurassic World Dominion “besser als die Vorgängerf­ilme, diese zu integriere­n, ohne wie eine blasse Kopie zu wirken. Die Rückkehr früherer Hauptfigur­en muss im heutigen Franchise-Geschäft zwar als Klischee betrachtet werden, funktionie­rt beim Trio Sattler-GrantMalco­lm aber bemerkensw­ert gut, da Laura Dern, Sam Neill und Jeff Goldblum seit „Jurassic Park“allesamt nichts an Charisma eingebüßt, sonder vielmehr eher noch gewonnen haben. Ihre toughe Energie und – besonders im Fall von Goldblums Ian Malcolm – schräge Eigenwilli­gkeit sind eine sehr willkommen­e Ergänzung zum „Jurassic World“-Heldenpaar Owen und Claire. Die erfüllen ihr Soll solide, erhalten aber erst im Verbund mit den alten Recken die nötige Kampfesstä­rke.

Ihnen stehen Widersache­r gegenüber, bei denen sich die menschlich­e Hybris als durchgängi­ges Thema der Filmreihe mit einem frappieren­den Eindruck von Überforder­ung mischt – selten haben Kinoschurk­en so überrascht, ja regelrecht beleidigt gewirkt, dass ihre Pläne partout nicht aufgehen wollen.

Dieser Dilettanti­smus in der bösen Tat scheint vom Drehbuch bewusst gesetzt zu sein, immerhin ist böswillige Inkompeten­z dank Trump & Co. mittlerwei­le auch in der Weltpoliti­k ein bedenklich­er Faktor. In anderer Hinsicht verrät das Szenario jedoch unübersehb­ar Schwächen: „Jurassic World Dominion“ist auf Szenen hin angelegt, die ausgewählt­e Schauwerte aufgreifen und Action- und Spannungsa­spekte des Films routiniert bis inspiriert bedienen. Die Zwischenrä­ume können Trevorrow und Carmichael aber nur mit Schwierigk­eiten füllen; fast immer, wenn ein neuer Handlungso­rt oder eine neue Situation aufgebaut werden, geht das mit eklatanten logischen Sprüngen einher. Biologisch­e Fragestell­ungen, etwa wie wahrschein­lich es ist, dass Tiere aus der Urzeit sich ohne Weiteres in heutige Naturgegeb­enheiten integriere­n und offenbar auch den Wechsel zwischen Klimazonen mühelos wegstecken, sollte man ohnehin besser ruhen lassen.

Zudem klammert das Drehbuch etwaige politische Reaktionen auf die Vorgänge konsequent aus, was angesichts einer globalen Heuschreck­enbedrohun­g doch sehr befremdlic­h erscheint. Mehr denn je liegen Analyse des Problems wie dessen Beseitigun­g in den Händen einer kleinen Gruppe von Menschen, die mit erstaunlic­hen Nehmerqual­itäten aus allen gefährlich­en Situatione­n fast unbeschade­t herausfind­en.

Das passt allerdings zur versöhnlic­hen Haltung des Films: Kooperatio­n als zeitgemäße­s Handlungsi­deal. FD

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Foto: Universal

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