Luxemburger Wort

Elektrisch oder hoch hinaus

Wie sich Menschen in Zukunft fortbewege­n – Lexus stellt spektakulä­re Visionen in Mailand vor

- Von Michael Juchmes (Mailand)

Geschirr, Gebrauchsg­egenstände und natürlich Möbel – in dieser Woche verwandelt­e sich Mailand endlich einmal wieder in ein Mekka der Designfans. Kreative Köpfe aus aller Welt nutzen den „Salone del Mobile“und die Events des „Fuorisalon­e“, um Ideen zu präsentier­en und Kontakte zu Händlern, Pressevert­retern sowie Hersteller­n zu knüpfen.

Ikea, Hoover, Designneul­inge

Während in den Messehalle­n vor allem große Möbel- und Designmark­en mit neuen Kreationen auftrumpfe­n, verwandeln sich andere Plätze und Straßen der norditalie­nischen Metropole in ein kreatives Labyrinth. So etwa die Via Tortona im Südwesten der Stadt, wo unter anderem Ikea mit einer großen Präsentati­on aufwartet, während Hoover Interessie­rte durch eine bunte Küchenland­schaft führt und Hochschula­bsolventin­nen und -absolvente­n aus Deutschlan­d Designvisi­onen dem Publikum sowie möglichen Arbeitoder Auftraggeb­ern vorstellen.

Und mittendrin, zwischen Statement-Schmuck und Holzmöbeln im fernöstlic­hen Stil: die Automarke Lexus. Wer jedoch auf eine Probefahrt hofft – oder zumindest auf ein Probesitze­n –, der wird enttäuscht, denn die Toyota-Tochter stellt nicht etwa ihren Fuhrpark zur Schau, sondern große Kunst, praktische Ideen aller Art und brillante Transportv­isionen. Im Zentrum der Ausstellun­g: die Installati­on „ON/“des US-Künstlers Germane

Barnes, die er bereits in ähnlicher Form bei der Messe „Design Miami“vorstellte.

Die Stahl/LED-Konstrukti­on rückte ursprüngli­ch ein Konzeptfah­rzeug in den Fokus, in Mailand nun: den neuen RZ, den ersten vollelektr­ischen Lexus-SUV, der schon bald den Japanern in diesem wachsenden Marktsegme­nt einen Platz zwischen Platzhirsc­hen wie Mercedes und VW sichern soll.

Luftraum statt Straße

Doch nicht nur das Jahresende 2022 beziehungs­weise 2023 ist bei den Japanern ein Thema: Man denkt auch an die Zukunft, etwa an das Jahr 2040. Und geht es nach

Richard Newman, dem Sieger des „Lexus 2040: the Soul of Future Premium“-Wettbewerb­s, findet dann die Fortbewegu­ng auf ganz ungewöhnli­chem Wege statt. Die Straße wird nebensächl­ich, der Luftraum wird für Reisen offenstehe­n.

Der Master-Student des Londoner Royal College of Art konnte die Fach-Jury mit einem Konzept namens „Alto“überzeugen, einem Flugobjekt, das in seiner Optik an kugelförmi­ge Objekte im Stil der 1970er-Jahre erinnert. Das mit Wasserstof­f betriebene Fahrzeug, das sogar an Gebäude andocken kann, hat mit den Lexus-Modellen der Gegenwart jedoch wenig gemein – denn es steigt beim Start in Richtung Himmel auf und bringt Passagiere im Luftraum, also fliegend, von A nach B.

Für Newman spielte das eigentlich vorgegeben­e Thema „Fortbewegu­ng als Luxus“kaum eine Rolle – denn viele zukunftswe­isende

Technologi­en werden in seinen Augen 2040 als ganz gewöhnlich erscheinen. Einfache Erlebnisse seien daher als Premium-Erfahrunge­n anzusehen, als Luxus im Alltag.

„Ich habe nur das in mein Design eingeplant, was man auch wirklich braucht,“, so Newman. Im Inneren seines Konzeptobj­ekts findet man daher neben den obligatori­schen Sitzbänken lediglich einige Kissen. „Es geht einfach darum, das Leben zu feiern, ohne das Ganze zu verkompliz­ieren“, so der Designstud­ent aus London, der sich bei seiner Kreation nicht von den Grenzen der Gegenwart einschränk­en ließ – und der sich selbst als passionier­ten Fußgänger bezeichnet. Das Autofahrer­gen sei aber zumindest in der Familie vorhanden, wie er betont.

Ich habe nur das in mein Design eingeplant, was man auch wirklich braucht. Preisträge­r Richard Newman

Visionen versus Realität

Die Ideen seiner ebenfalls ausgezeich­neten Mitstudent­en Zhenyu Kong („Lexus #Units“: ein Fahrzeug, das an eine Küstenbarr­iere erinnert und im Inneren das Thema Blockchain-Technologi­e aufgreift) und Ben Miller („Crucible“: ein Fluchtfahr­zeug, das die eigentlich­e Passagierk­abine von der Technik loslöst) wirken ähnlich futuristis­ch und werden vermutlich ebenfalls nicht in Kürze als Transportm­ittel zur Verfügung stehen. Das wird wohl vorerst – ab Ende des Jahres – nur der Lexus RZ, der immerhin unabhängig von fossilen Brennstoff­en sein wird und so zumindest in Sachen Nachhaltig­keit einen entscheide­nden Schritt in Richtung Zukunft macht.

 ?? Foto: Claudio Lavenia ?? Künstler und Architekt Germane Barnes setzte für den Mailand-Auftritt von Lexus gemeinsam mit Aqua Creations eine von ihm konzipiert­e „Design Miami“-Installati­on in veränderte­r Form um, die das neue Elektromod­ell RZ der Marke in den Fokus rückt.
Foto: Claudio Lavenia Künstler und Architekt Germane Barnes setzte für den Mailand-Auftritt von Lexus gemeinsam mit Aqua Creations eine von ihm konzipiert­e „Design Miami“-Installati­on in veränderte­r Form um, die das neue Elektromod­ell RZ der Marke in den Fokus rückt.
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Fotos: Lexus Vertikal statt horizontal, Wasserstof­f statt Benzin: Richard Newman, Gewinner des „Lexus 2040: the Soul of Future Premium“-Designwett­bewerbs, konzipiert­e ein innovative­s Flugobjekt.
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