Elektrisch oder hoch hinaus
Wie sich Menschen in Zukunft fortbewegen – Lexus stellt spektakuläre Visionen in Mailand vor
Geschirr, Gebrauchsgegenstände und natürlich Möbel – in dieser Woche verwandelte sich Mailand endlich einmal wieder in ein Mekka der Designfans. Kreative Köpfe aus aller Welt nutzen den „Salone del Mobile“und die Events des „Fuorisalone“, um Ideen zu präsentieren und Kontakte zu Händlern, Pressevertretern sowie Herstellern zu knüpfen.
Ikea, Hoover, Designneulinge
Während in den Messehallen vor allem große Möbel- und Designmarken mit neuen Kreationen auftrumpfen, verwandeln sich andere Plätze und Straßen der norditalienischen Metropole in ein kreatives Labyrinth. So etwa die Via Tortona im Südwesten der Stadt, wo unter anderem Ikea mit einer großen Präsentation aufwartet, während Hoover Interessierte durch eine bunte Küchenlandschaft führt und Hochschulabsolventinnen und -absolventen aus Deutschland Designvisionen dem Publikum sowie möglichen Arbeitoder Auftraggebern vorstellen.
Und mittendrin, zwischen Statement-Schmuck und Holzmöbeln im fernöstlichen Stil: die Automarke Lexus. Wer jedoch auf eine Probefahrt hofft – oder zumindest auf ein Probesitzen –, der wird enttäuscht, denn die Toyota-Tochter stellt nicht etwa ihren Fuhrpark zur Schau, sondern große Kunst, praktische Ideen aller Art und brillante Transportvisionen. Im Zentrum der Ausstellung: die Installation „ON/“des US-Künstlers Germane
Barnes, die er bereits in ähnlicher Form bei der Messe „Design Miami“vorstellte.
Die Stahl/LED-Konstruktion rückte ursprünglich ein Konzeptfahrzeug in den Fokus, in Mailand nun: den neuen RZ, den ersten vollelektrischen Lexus-SUV, der schon bald den Japanern in diesem wachsenden Marktsegment einen Platz zwischen Platzhirschen wie Mercedes und VW sichern soll.
Luftraum statt Straße
Doch nicht nur das Jahresende 2022 beziehungsweise 2023 ist bei den Japanern ein Thema: Man denkt auch an die Zukunft, etwa an das Jahr 2040. Und geht es nach
Richard Newman, dem Sieger des „Lexus 2040: the Soul of Future Premium“-Wettbewerbs, findet dann die Fortbewegung auf ganz ungewöhnlichem Wege statt. Die Straße wird nebensächlich, der Luftraum wird für Reisen offenstehen.
Der Master-Student des Londoner Royal College of Art konnte die Fach-Jury mit einem Konzept namens „Alto“überzeugen, einem Flugobjekt, das in seiner Optik an kugelförmige Objekte im Stil der 1970er-Jahre erinnert. Das mit Wasserstoff betriebene Fahrzeug, das sogar an Gebäude andocken kann, hat mit den Lexus-Modellen der Gegenwart jedoch wenig gemein – denn es steigt beim Start in Richtung Himmel auf und bringt Passagiere im Luftraum, also fliegend, von A nach B.
Für Newman spielte das eigentlich vorgegebene Thema „Fortbewegung als Luxus“kaum eine Rolle – denn viele zukunftsweisende
Technologien werden in seinen Augen 2040 als ganz gewöhnlich erscheinen. Einfache Erlebnisse seien daher als Premium-Erfahrungen anzusehen, als Luxus im Alltag.
„Ich habe nur das in mein Design eingeplant, was man auch wirklich braucht,“, so Newman. Im Inneren seines Konzeptobjekts findet man daher neben den obligatorischen Sitzbänken lediglich einige Kissen. „Es geht einfach darum, das Leben zu feiern, ohne das Ganze zu verkomplizieren“, so der Designstudent aus London, der sich bei seiner Kreation nicht von den Grenzen der Gegenwart einschränken ließ – und der sich selbst als passionierten Fußgänger bezeichnet. Das Autofahrergen sei aber zumindest in der Familie vorhanden, wie er betont.
Ich habe nur das in mein Design eingeplant, was man auch wirklich braucht. Preisträger Richard Newman
Visionen versus Realität
Die Ideen seiner ebenfalls ausgezeichneten Mitstudenten Zhenyu Kong („Lexus #Units“: ein Fahrzeug, das an eine Küstenbarriere erinnert und im Inneren das Thema Blockchain-Technologie aufgreift) und Ben Miller („Crucible“: ein Fluchtfahrzeug, das die eigentliche Passagierkabine von der Technik loslöst) wirken ähnlich futuristisch und werden vermutlich ebenfalls nicht in Kürze als Transportmittel zur Verfügung stehen. Das wird wohl vorerst – ab Ende des Jahres – nur der Lexus RZ, der immerhin unabhängig von fossilen Brennstoffen sein wird und so zumindest in Sachen Nachhaltigkeit einen entscheidenden Schritt in Richtung Zukunft macht.