Die Angst vor der Schildkröte
Vor der ersten Runde der Parlamentswahlen legt die Linksallianz Nupes von Jean-Luc Mélenchon zu
„Isst dieser Mann Kinder?“, fragte die Zeitung „Libération“am Freitag auf ihrer Titelseite. Gemeint war nicht etwa ein gefährlicher Serientäter, sondern der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon. Zwei Tage vor der ersten Runde der Parlamentswahlen bringt die Gefahr, dass der 70-Jährige eine Mehrheit in der neuen Nationalversammlung gewinnen könnte, etwas Schwung in den müden Wahlkampf. Die Regierung stellt den einstigen Sozialisten als Schreckgespenst hin, was nicht nur „Libération“, sondern auch Mélenchon selbst spotten lässt. „Habt Angst. Mélenchon ist aggressiv. Er isst die Kinder“, höhnte er bei einer Wahlkampfveranstaltung am Donnerstag.
Der begnadete Redner hatte die Stichwahl um das Präsidentenamt im April nur knapp verpasst und noch am Wahlabend die Parlamentswahlen zur dritten Runde der „présidentielles“ausgerufen. Bei dem Urnengang, der in zwei
an. Dadurch erhöhen sie ihre Chancen deutlich, die zweite Runde zu erreichen, für die 12,5 Prozent der Stimmen auf der Basis aller Wahlberechtigten nötig sind.
Landesweit landet die Nupes in den Umfragen bei rund 28 Prozent und liegt damit gleichauf mit dem Präsidentenbündnis Ensemble (Gemeinsam). Allerdings sind die Zahlen trügerisch, denn durch das Mehrheitswahlrecht ergeben sich für die Nupes laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos 175 bis 215 Sitze, für Ensemble dagegen 260 bis 300. Die absolute Mehrheit, die bei 289 Mandaten liegt, könnte das Lager von Präsident Emmanuel Macron damit zwar verlieren, doch es bliebe immer noch stärkste Kraft in der neuen Nationalversammlung.
Lange hatte der Staatschef sich nicht um die Parlamentswahlen gekümmert, bei denen sich mit 46 Prozent eine historisch niedrige Wahlbeteiligung abzeichnet. Vor allem, weil die Rechtspopulistin Marine Le Pen, gegen die er die