Wege aus der Blockade gesucht
Polen will Getreidetransport aus der Ukraine ausweiten
Warschau. Polen will die Möglichkeiten zum Transport von Getreide aus der Ukraine ausweiten. „Wenn wir sehr intensiv daran arbeiten, können wir in nächster Zeit auf 1,5 Millionen Tonnen pro Monat kommen“, sagte Landwirtschaftsminister Henryk Kowalczyk am Freitag nach einem Treffen mit EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski. Gegenwärtig sei man dabei, die Abfertigungskapazitäten an den polnisch-ukrainischen Grenzübergängen zu erhöhen.
Die Ukraine habe die Erwartung geäußert, auf dem Landweg über Polen bis zu fünf Millionen Tonnen Getreide ausführen zu können. Dies sei aber nicht zu schaffen, da Polen dafür technisch nicht vorbereitet sei, räumte Kowalczyk ein. Das größte Problem sei die unterschiedliche Spurbreite der Eisenbahnen – in der Ukraine sind Gleise in russischer Breitspur verlegt. Außerdem mangele es an Containern für den Transport, sagte Polens Landwirtschaftsminister weiter. Russland unterbindet in der Ukraine die Ausfuhr von Getreide, wovon ein Großteil im Hafen von Odessa lagert.
Der Krieg hat zu angespannten internationalen Märkten und steigenden Preisen geführt – und akuten Sorgen um die Versorgung in einigen Ländern. Denn die Ukraine ist ein großer Exporteur unter anderem von Weizen vor allem nach Nordafrika und Asien. Nach Angaben der Regierung in Kiew können wegen Blockaden von Schwarzmeer-Häfen mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportiert werden. Trotz des Kriegs seien aber 75 Prozent der Agrarflächen des Vorjahres wieder bestellt worden. Die Ernte dürfte im nächsten Jahr nach Einschätzung der Kiewer Regierung dennoch um 35 bis 40 Prozent oder rund 30 Millionen Tonnen geringer ausfallen.
Nach Angaben des ukrainischen Ministeriums wurden in den Kriegsmonaten März, April und Mai 51 Prozent der Agrarexporte mit der Bahn außer Landes gebracht, 37 Prozent über ukrainische Donauhäfen, elf Prozent über Straßen. dpa