Kein Witz, trotzdem lustig
Kabarettist verwandelt historische Dokumente in ein bissiges Pandämonium der Missstände
Das neue Buch des österreichischen Kabarettisten Florian Scheuba widmet sich mit feiner Sprache und bissigem Humor den österreichischen Politikskandalen der jüngsten Vergangenheit.
Im Sommer 2019 taucht ein Video auf, das seitdem nicht nur zur Sprengung ganzer österreichischer Regierungen und Rücktritten geführt hat, sondern das vor allem die österreichische Justiz immer stärker beschäftigt. Darin ist der spätere Vize-Kanzler HeinzChristian Strache in einer Villa auf Ibiza zu sehen, wo er einer vermeintlichen russischen Oligarchin erklärt, wie man steuerfrei Parteispenden tätigt oder sich ein Medienmonopol zu eigenen Gunsten zusammenkauft.
von richterlich beschlossenen Hausdurchsuchungen eintrat. Die Argumentation dabei (ebenfalls, leider, kein Witz): Fragen Staatsanwälte ordentlich nach, bekommen sie eh, was sie verlangen. Müsse dann, aufgrund der ausgehändigten Dokumente tatsächlich ein Strafverfahren in die Wege geleitet werden, so „(…) bemühen sich alle um Korrektheit.“
Amüsante Vergleiche, obszöne Wahrheiten
Der Autor ist seit der Enthüllung des Ibiza-Videos aufmerksamer Beobachter der Ermittlungen und deren Konsequenzen und kann nicht nur deshalb als ausgewiesener Kenner der Causa gelten. Seine Profession als Kabarettist verwandelt die historischen Dokumente in ein bissiges und erschreckendes Pandämonium der Missstände in der Politikführung. Die zahlreichen Vergleiche Scheubas bieten von in Suppen spuckenden Oberkellnern bis zu sehr auskunftsbereiten Cannabisbauern ein humorreiches Arsenal an Bildern, die ungemein gut zu den mindestens ebenso absurden Fakten passen. Es gilt: je amüsanter die Vergleiche, umso obszöner die Wahrheit. Den einzelnen Kapiteln sind in kursiv gesetzte Aktualitätshinweise hinzugefügt. In deutlich nüchternerem Ton gehalten, relativieren sie den mit charmantbissigem Witz erläuterten aber eben tatsächlich wahren Sachverhalt. Florian Scheuba gelingt es, im Tonfall nie überheblich zu werden, sondern durch faktenbasierte Kenntnisse und sein kritisch-reflektierendes Denkvermögen souverän zu bleiben. Nach der Lektüre kommt mitunter der Wunsch auf, das Buch einzelnen Agierenden der ÖVP- und FPÖ-Familien zur dringenden Lektüre zu empfehlen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt (oder einfach langsam und schmerzvoll).
Scheubas Recherchen sind aber nicht nur für Österreicher empfehlenswert, im Gegenteil. Wo österreichische Leser bei der Lektüre peinlich berührt zunehmend tiefer ins Sofa sinken, um leise zu verschwinden, kann überall anders herzhaft und befreiend gelacht werden – natürlich nur, bis im eigenen Land die Korruption aufgedeckt wird!