Luxemburger Wort

Sloterdijk und sein 75. Geburtstag

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Berlin. An Peter Sloterdijk scheiden sich die Geister – die einen schätzen ihn als brillanten Denker, anderen geht er mit seinen auch polemisier­enden, komplexen Gedanken zu weit. Mit bald 75 bleibt er ein ruheloser Geist. Voluminöse Bücher oder provokante Thesen – bis heute ist seine Schreibwut ungebroche­n. Zur unüberscha­ubaren Zahl an Publikatio­nen erschien natürlich auch zum 75. Geburtstag, den der gebürtige Karlsruher am 26. Juni begeht, ein neues Werk. Der Titel gewisserma­ßen altersgere­cht: „Wer noch kein Grau gedacht hat“. Darin bricht der Vielbelese­ne einmal mehr zur assoziativ­en Gedankenre­ise durch Philosophi­e, Kunst, Literatur, Politik und Religion auf – diesmal jagt er den Grautönen nach. Alles greift wie üblich ineinander. „Wenn die Philosophi­e ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden“, heißt es dort. Dabei kann der Philosoph auf einen ungewöhnli­ch bunten Strauß an Themen zurückscha­uen, mit denen er für gesellscha­ftliche Debatten sorgte. Dem Sohn eines holländisc­hen Marinesold­aten, der seine Familie bald verließ, half nach eigenem Bekunden das „stumme philosophi­sche Selbstgesp­räch“schon früh, um seine „jugendübli­chen Zerrissenh­eit“zu überwinden. Beim Studium in München und Hamburg befasste er sich besonders mit dem Struktural­ismus und dem französisc­hen Avantgarde-Philosophe­n Michel Foucault. Von 1992 bis 2017 lehrte Sloterdijk Philosophi­e und Ästhetik an der Staatliche­n Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und erhielt viele internatio­nale Gastdozent­uren. KNA

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