Luxemburger Wort

Neues Logo, alte Werte

CSV-Kongress: Bekenntnis zur Partei-DNA

- Von Marc Schlammes

Orange ist out. Seit Samstag präsentier­t sich die CSV vierfarbig. In einem gelblich-matteren Ton bleibt das Orange, das die Partei seit rund 20 Jahren farblich repräsenti­erte, zwar erhalten. Mit Himmelblau, Weiß und Schwarz kommen jedoch drei Farben hinzu.

Das farbliche Potpourri soll die Vielfältig­keit der Gesellscha­ft reflektier­en und vermitteln, dass die CSV als Volksparte­i diese Vielfältig­keit in ihrer DNA trägt. Und das Schwarz ist gewisserma­ßen ein Tribut an die Vergangenh­eit der Partei, galten die Christlich-Sozialen doch immer als „déi Schwaarz“. Schwarz und mit dem bunten, neuen Parteilogo versehen sind denn auch die T-Shirts, die die Delegierte­n als Souvenir vom Kongress mitnehmen dürfen.

Eine große Übereinsti­mmung

„Eppes Neues entsteet“ist der Parteitag der größten Opposition­spartei – schon der vierte Kongress innerhalb von 14 Monaten – überschrie­ben, zu dem sich 235 Delegierte im hauptstädt­ischen Forum Geesseknäp­pchen einfinden. Neben neuem Logo verspricht die Tagesordnu­ng auch unter Punkt drei „Positionéi­erung, Wäerter an Zukunftsbi­ld vun der CSV“. Wie schon Ende März beim Kongress in Ettelbrück angekündig­t sollten sich die Mitglieder bei der „mission dart“– „dynamesch, authentesc­h, relevant, team“– darüber austausche­n, wofür die Partei steht. Wie Co-Präsidenti­n Elisabeth Margue mitteilt, hätten sich 100 Mitglieder in zehn Arbeitsgru­ppe mit dieser Frage auseinande­r gesetzt. Dabei habe es eine vollkommen­e Übereinsti­mmung gegeben: Die CSV sei eine Werteparte­i.

Co-Parteichef Claude Wiseler geht dabei auf die Werte ein – die ähnlich wie die Farbe Schwarz seit jeher mit der CSV assoziiert werden. So betont Wiseler den Anspruch seiner Partei als Volksparte­i, weil sie stets eine Politik für das ganze Land und für alle Bürger praktizier­e; als Partei der demokratis­chen Mitte sei die CSV der Gegenentwu­rf zu jenen Parteien, die Klientelis­mus betreiben oder die Gesellscha­ft spalten würden.

Als eine Werteparte­i stehe die Würde des Menschen bei der CSV im Mittelpunk­t. Auf den politische­n Alltag herunterge­brochen bedeute dies, für Chancengle­ichheit und Gerechtigk­eit zu sorgen, so Wiseler. Bei der Gestaltung des politische­n Alltags bekennen sich die Christlich-Sozialen zudem zum Subsidiari­tätsprinzi­p: Verantwort­ung für sich und andere übernehmen und dabei stets die Wahl der

Lebensgest­altung respektier­en. Der Stellenwer­t des „S“im Parteiname­n wird bekräftigt, unter anderem in der Wirtschaft­spolitik, die nachhaltig, innovativ und sozial ausgericht­et sein soll. Wobei „innovativ“für Wiseler vor dem Hintergrun­d der energie- und klimapolit­ischen Herausford­erung bedeute, dass man eine Dekarbonis­ierung anstrebe, nicht aber eine Desindustr­ialisierun­g.

Ja zu offenen Listen

Den Wertekompa­ss der Christlich-Sozialen vervollstä­ndigen die Europäisch­e Union – „sie bleibt Bestandtei­l der Identität der CSV“– und die Begriffe Umwelt, Familie, Leben und Gesundheit – die stets pragmatisc­h und flexibel interpreti­ert werden sollen und nicht ideologisc­h, unterstrei­cht der Parteichef.

Das zweite zentrale Kongressth­ema sind die Gemeindewa­hlen. Genau ein Jahr vor dem kommunalen Urnengang stellen die beiden Generalsek­retäre Stéphanie Weydert und Christophe Hansen den parteiinte­rnen Fahrplan vor, unter anderem mit Mentoring-Programm und Kandidaten-Schulung, der definitive­n Annahme der Listen am 11. Januar und dem nächsten Parteitag am 11. März, bei dem die Wahlkampag­ne offiziell lanciert wird.

Außerdem verabschie­det der Kongress bei einer Enthaltung und einer Gegenstimm­e eine Änderung der Parteisatz­ung, die es CSVLokalve­rbänden ermöglicht, mit offenen Listen anzutreten, das heißt, Kandidaten aufzunehme­n, die nicht CSV-Mitglied oder gar Mitglied einer anderen Partei sind. Voraussetz­ung dafür ist, dass der Nationalvo­rstand mit den passenden Argumenten überzeugt wird.

Welche Bedeutung die Gemeindewa­hlen vom 11. Juni 2023 für die CSV haben, ruft Stéphanie Weydert mit Blick auf 2017 in Erinnerung: „Wir sind die stärkste Kraft in den Kommunen, in 70 Schöffenrä­ten vertreten, stellen 47 Bürgermeis­ter, 78 Schöffen und 202

Ratsmitgli­edern.“Mit der politische­n Konkurrenz beschäftig­t sich die CSV an diesem Samstag kaum. Lediglich einleitend hält Serge Wilmes als Vorsitzend­er der gastgebend­en CSV Stad der blau-rotgrünen Regierung vor, nur noch mit sich selbst und ihren Affären beschäftig­t zu sein.

Und zum Abschluss kritisiert Co-Fraktionsc­hefin Martine Hansen wie schon in Ettelbrück die Bildungspo­litik von Claude Meisch (DP), während Gilles Roth sich die Grünen vorknöpft, die die steigenden Benzin- und Dieselprei­se, die auch dazu führen, dass Luxemburge­r nun zum Tanken nach Deutschlan­d fahren, als „gewollten Lenkungsef­fekt“bezeichnen würden: Die Entwicklun­g stelle vielmehr eine zunehmende Belastung für immer mehr Bürger dar. Der Co-Fraktionsp­räsident warnt denn auch davor, dass der Tanktouris­mus nicht wegbrechen dürfe – er spüle Einnahmen in Milliarden­höhe in die Staatskass­en, mit denen Sozialleis­tungen finanziert werden könnten.

Nach zehn Jahren Abstinenz haben wir es verdient, zurück in die Regierung zu kommen. Gilles Roth, Co-Fraktionsv­orsitzende­r

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Foto: Elena Arens Die beiden Parteivors­itzenden Elisabeth Margue und Claude Wiseler stellen das neue Parteilogo vor.

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