Restaurierung statt Renovierung
Denkmalpflege-Experte kritisiert das Projekt am Schloss Eisenborn – Umweltministerium äußert sich zum Park
Eisenborn. Mit Blick auf die im Schlosspark in Eisenborn durchgeführten Arbeiten gibt es Klarheit. Im Rahmen eines Wohnungsbauprojektes sollen im Schlossgebäude, das seit 1992 dem Fonds du Logement gehört, 14 Wohneinheiten entstehen. Dafür plant der Fonds, den linken Flügel des Schlosses abzureißen, und durch einen modernen Anbau zu ersetzen. Auch soll der umliegende Park umgestaltet werden: Ein Parkplatz und eine neue Zufahrtsstraße sind geplant.
Das Umweltministerium teilt nun auf Anfrage mit, dass für die Baumfällarbeiten im Park im Jahr 2019 und 2021 zwei Genehmigungen erteilt wurden. Zuvor hatten zwei Denkmalschützer kritisiert, dass im Vorgarten und im Park Bäume entfernt wurden, die mehr als 100 Jahre alt sind. „Gemäß Naturschutzgesetz von 2018 muss das Umweltministerium eine Genehmigung für die Ausführung dieser Arbeiten erteilen“, meinte Hubert Hollerich.
Er setzt sich für den Erhalt des vom Abriss bedrohten historischen Teils des Schlosskomplexes ein und wirft Fragen mit Blick auf die Gartenarbeiten im Park auf, der mitten in einer Grünzone liegt und an ein Natura-2000-Gebiet grenzt. Hollerich kritisiert, dass die Genehmigung für die Arbeiten im Park nicht öffentlich einsehbar sei: „Somit kann die Legalität der Baumfällaktion und auch jene der noch bevorstehenden Arbeiten angezweifelt werden.“
Fichtenbestand gerodet
Laut dem Umweltministerium wurden rund 75 Bäume auf dem Gelände entfernt. „Die hohe Anzahl erklärt sich dadurch, dass ein rund 40-jähriger, nicht standortgerechter und vom Borkenkäfer befallener Fichtenbestand gerodet wurde. Diese Bäume waren von schwachem Durchmesser und dicht gepflanzt“, erklärt Simone Dengler, eine Sprecherin beim Ministerium, auf Anfrage. „Eine geringe Anzahl älterer, rund 80-jähriger Fichten war ebenfalls vom Borkenkäfer befallen und wurde entnommen. Eine weitere 80-jährige Fichte wurde bei den starken Stürmen im Winter dieses Jahres entwurzelt“, so Dengler weiter.
Hollerich stellte ebenfalls die Frage, ob als Folge der durchgeführten und geplanten Arbeiten im Park Ausgleichsmaßnahmen festgelegt wurden. „In der vom Umweltministerium
erstellten Genehmigung wurden Ausgleichsmaßnahmen gefordert. Diese sollen bis spätestens drei Jahre nach dem Erstellen der ersten Genehmigung respektive bis zum 31. Dezember 2022 umgesetzt werden, dies in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Revierförster“, so Simone Dengler.
Gartenexperte: „Nicht normal“
Um dem historischen Stellenwert des Schlossparks in Eisenborn gerecht zu werden, wird der Staat laut Dengler ebenfalls den Rat von Marc Schoellen, landesweit bekannter Experte für Gartendenkmalschutz
und -pflege, bei den Arbeiten einbeziehen. Schoellen ist zurzeit mit einer ähnlichen Aufgabe betraut: Er muss eine architektonische und historische Studie zum denkmalgeschützten Echternacher Park anfertigen.
Schoellen spricht von „dicht gepflanzten Fichten“und Eiben im Park, die für die damalige Zeit sehr charakteristisch waren. Er bestätigt ebenfalls, dass es sich bei einigen Bäumen um kranke Bestände handele. Allerdings halte er die Kompensierung für diese Bepflanzung für „Unfug“: „Dieser alte Baumbestand hat keinen Wert, weil er nicht der Komposition dient“, meint der Experte für historische Gärten. Und: „Der Park soll in Progression instand gesetzt werden“, sagt Schoellen mit Blick auf das Bauvorhaben des Fonds du Logement.
Schoellen findet es „nicht normal“, dass das Schlossgebäude seit 30 Jahren leer stehe. Das geplante Projekt würde den im englischen Stil angelegten Park abschneiden, ihn zerstückeln, so der Gartenexperte. Sein Fazit: „Das Haus muss restauriert und nicht renoviert werden. Der Staat hätte damals besser das Schloss verkauft und mit dem gewonnenen Geld in den Wohnungsbau investiert.“