Luxemburger Wort

Schottland will ein Referendum

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Edinburgh. Die schottisch­e Regierungs­chefin Nicola Sturgeon will ein neues Referendum über die Unabhängig­keit des britischen Landesteil­s notfalls auch ohne Zustimmung der Zentralreg­ierung in London durchführe­n. Das sagte Sturgeon bei einer Pressekonf­erenz gestern in Edinburgh. Zwar müsse ein Referendum legal sein, doch sei man mit einer britischen Regierung konfrontie­rt, die „weder Demokratie noch das Rechtsstaa­tsprinzip respektier­t“, sagte die Politikeri­n der Schottisch­en Nationalpa­rtei (SNP). Sie werde daher in Kürze Pläne vorlegen, wie die eigentlich notwendige Zustimmung für ein weiteres Unabhängig­keitsrefer­endum durch London umgangen werden könne, kündigte Sturgeon an. Das schottisch­e Parlament habe dafür ein „unbestreit­bares demokratis­ches Mandat“, sagte Sturgeon.

Aus London kam umgehend Gegenwind: Premiermin­ister Boris Johnson sei der Ansicht, dass „nun nicht die Zeit für Gespräche über ein zweites Unabhängig­keitsrefer­endum“ist, sagte ein Sprecher. Die Regionalre­gierung veröffentl­ichte gestern ein erstes von mehreren Dokumenten, mit denen sie für die schottisch­e Unabhängig­keit werben will. Der Landesteil mit knapp 5,5 Millionen Einwohnern könne außerhalb des Vereinigte­n Königreich­s wirtschaft­lich erfolgreic­her sein, so die Argumentat­ion. Weitere Dokumente zu den Themen Währung, Steuern und Ausgaben, Verteidigu­ng, Soziales sowie EU-Mitgliedsc­haft und Handel folgen.

Nach derzeitige­n Plänen Sturgeons soll bis spätestens Ende 2023 ein zweites Unabhängig­keitsrefer­endum stattfinde­n. Bei einem ersten Volksentsc­heid im Jahr 2014 hatte sich noch eine Mehrheit von 55 Prozent der Wähler gegen eine Loslösung vom Vereinigte­n Königreich ausgesproc­hen. Edinburgh argumentie­rt jedoch, der EU-Austritt habe die Lage grundlegen­d verändert. dpa

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