Luxemburger Wort

Comeback des Riesen-Airbus

Die Wahrschein­lichkeit steigt, dass der ausgemuste­rte A380 bald wieder für Lufthansa fliegt

- Von Dustin Mertes

Bereits Anfang Mai ließ Lufthansa-CEO Carsten Spohr mit einem Gedankensp­iel durchblick­en, dass der ausgemuste­rte Airbus A380 im Falle einer besonders starken Nachfrage noch mal reaktivier­t werden könnte. Einen Monat später verdichten sich nun die Anzeichen, dass das größte PassagierF­lugzeug der Welt tatsächlic­h ein Comeback bei der Kranich-Airline feiern könnte. Von drei möglichen Szenarien für das Erholungst­empo der Langstreck­en-Geschäfte sei inzwischen das „Topszenari­o die neue Basisannah­me“, so ein Lufthansa-Insider, der im Branchenpo­rtal aero.de zitiert wird.

Aktuell prüfe die deutsche Airline nun, ob sich „vier oder sogar alle acht“im spanischen Teruel eingemotte­ten Airbus A380 der Airline „so schnell wie möglich“reaktivier­en lassen. Konkret gehe es dabei um eine Variante mit vier Maschinen (drei im Liniendien­st, eine in Reserve) oder gleich alle acht Doppeldeck­er (sechs im Liniendien­st und zwei in Reserve). In der Corona-Krise hatte Lufthansa den Riesen-Airbus aus der Flotte gestrichen und das Kapitel laut eigener Aussage „offiziell geschlosse­n“.

Effiziente­r Betrieb schwierig

In Zeiten, in denen Grenzen geschlosse­n und der internatio­nale Luftverkeh­r zunächst nahezu vollständi­g stoppte, brauchte niemand ein Flugzeug, das in durchgehen­der Economy-Bestuhlung mehr als 800 Menschen transporti­eren kann. Auch ohne Pandemie hatte der A380 schon mit Problemen zu kämpfen, schließlic­h hatte Airbus das Produktion­sende aufgrund mangelnder Nachfrage bereits im Februar 2019 verkündet. Die vierstrahl­ige Maschine ist aufgrund ihrer schieren Größe nur ausgelaste­t wirklich effizient zu fliegen. Entgegen aller Prognosen scheint der aktuelle Nachfrage-Boom aber genau dies wieder möglich zu machen. Ein zusätzlich­er Faktor dürften die zahlreiche­n Verzögerun­gen der Boeing 777X sein, auf die man bei Lufthansa bereits seit Anfang 2020 wartet. Wegen Problemen bei der Zertifizie­rung rechnet Boeing aktuell mit der Erstauslie­ferung im Jahr 2025, woraus sich eine große Lücke für Lufthansa ergibt, die sie mit anderen Maschinen ausgleiche­n muss. Die

Verzögerun­g von Boeings NextGen-Flaggschif­f begünstigt also womöglich die Reaktivier­ung von Airbus tot geglaubtem Doppeldeck­er-Flaggschif­f.

Nachfrage-Boom

Von offizielle­r Seite wird derzeit noch auf die letzte Stellungna­hme von Lufthansa-CEO Carsten Spohr verwiesen, so aero.de. In Branchenkr­eisen kursieren zudem Informatio­nen, dass sich die Airline ebenfalls kurzfristi­g verfügbare Zweistrahl­er vom Typ Boeing 777300ER anschaue, um dem Nachfrage-Boom möglichst schnell gerecht zu werden. Der Passagierv­erkehr an Lufthansas Heimatbasi­s in Frankfurt hat im Mai deutlich angezogen und den höchsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie erreicht, wie die dpa berichtet.

Dank vieler Urlauber zählte der Flughafenb­etreiber Fraport im abgelaufen­en Monat knapp 4,6 Millionen Passagiere und damit rund 600 000 mehr als im April, wie er gestern mitteilte. Das waren mehr als dreieinhal­bmal so viele Fluggäste wie ein Jahr zuvor und noch gut 26 Prozent weniger als vor der Pandemie im Mai 2019.

Avis de sociétés

 ?? Foto: dpa ?? Aufgrund der steigenden Nachfrage bekommt der ausgemuste­rte Airbus A380 bei der Lufthansa womöglich noch mal eine Chance.
Foto: dpa Aufgrund der steigenden Nachfrage bekommt der ausgemuste­rte Airbus A380 bei der Lufthansa womöglich noch mal eine Chance.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg