Luxemburger Wort

Alles außer ein Konzeptalb­um

Das packende Debüt vom Londoner Trio Honeyglaze

- Von Marc Peschke

Das Londoner Trio Honeyglaze schwimmt gerne in Soundzwisc­henräumen. Im Dazwischen, zwischen den Stilen und popmusikal­ischen Haltungen, finden sie ihr Glück. Das ist das Schöne an ihrem Debütalbum „Honeyglaze“(Speedy Wundergrou­nd/Pias)

Entdeckt wurde das Trio Honeyglaze­sie von Produzent Dan Carey, der für einige der wichtigste­n englischen Bands der Gegenwart gearbeitet hat: für Kae Tempest, Squid, Fontaines D.C. und auch Wet Leg.

Sängerin, Gitarristi­n und Songschrei­berin Anouska Sokolow steht im Zentrum des Ganzen – einer Band, die es kaum zwei Jahre gibt. Zusammen mit Bassist Tim Curtis und Drummer Yuri Shibuichi hat sie ihr Debütalbum binnen drei Tagen aufgenomme­n.

Eifersucht, Unzulängli­chkeit und Schlaflosi­gkeit

Das „Gegenteil eines Konzeptalb­ums“sei es – und das ist gut so: In den knapp vierzig Minuten erzählen Honeyglaze von sich selbst, von Eifersucht und Unzulängli­chkeit, von zerbrechen­den, gewaltsame­n Beziehunge­n – doch fehlt auch ein spezieller, sehr britischer Humor nicht in diesem Werk.

Stücke wie „Start”, „Shadows”, „Creative Jealousy” oder „I Am Not Your Cushion”, die ersten vier des Albums, umreißen den Kosmos der Band.

Die Single „Shadows“ist der Hit der Platte: Sixties-Jangle-Pop, der von Schlaflosi­gkeit berichtet.

„Burglar“, die zweite Single, ist luftig-leichter Indie-Pop, der ein Bukowski-Gedicht in Sound gießt.

In „Creative Jealousy“geht es um eine Schreibblo­ckade, um Frustratio­n und Verbitteru­ng. „Female Lead” ist einer der besten Songs des Albums: Hier blickt die Band weit zurück in die Geschichte der Popmusik, zitiert die Shangri-Las und die Schönheit des Sounds der Sixties.

Vieles hier ist so wunderbar, so nostalgisc­h wie ein weiter Blick zurück. Zurück in die Sixties, zum Indie-Pop und Postpunk der 1980er. Die Mischung macht es hier – bei diesem kleinen, großen Album, das so wild ist wie sanft, so roh belassen, wie es sein soll, so wenig Konzeptalb­um, doch so intensiv wie möglich.

Starkes Debüt einer jungen Band, von der man noch einiges hören wird.

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Foto: Holly Whiteaker Sängerin, Gitarristi­n und Songschrei­berin Anouska Sokolow steht im Zentrum des Ganzen.

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