Luxemburger Wort

Sur les traces de la judéité de Proust

La dimension juive de la vie et de l’oeuvre proustienn­es continue de passionner les exégètes et donne lieu à un grand livre de référence d’Antoine Compagnon

- Par Marcel Kieffer

un âge très jeune déjà la plume pour polémiquer lors d’une controvers­e sur la libéralisa­tion du judaïsme et pour réfuter des «agressions contre mon vertueux père», sa notoriété se fonda surtout sur la publicatio­n d’un manuel pour enfants largement diffusé dans la communauté juive. Mais l’effacement des coutumes au sein de la famille allait aussi passer par lui qui ne progressa pas aussi heureuseme­nt que son père ou son beau-frère Benoît Cohen dans la hiérarchie du Consistoir­e et de ses comités pour s’en éloigner totalement. Le mariage de la mère de Marcel avec son père Adrien Proust (1834-1903), fils d’une famille provincial­e catholique et donc étranger à la culture religieuse de sa femme, allait ouvrir une autre brèche, finalement déterminan­te dans l’ascendance juive du futur grand écrivain.

Angles de lecture et réception de l’oeuvre

Mais ce n’est pas là que s’arrête l’investigat­ion passionnan­te et passionnée d’Antoine Compagnon sur les traces de la judéité de Proust. Dans son bel ouvrage richement illustré, fruit d’une intéressan­te initiative participat­ive menée sur le site du Collège de France pendant la période du confinemen­t, il suit tous les fils et indices qui peuvent nous instruire sur les rapports de Proust à sa propre judéité mais aussi sur les angles de lecture et de réception de sa grande oeuvre. Il n’y a non seulement la question de l’énigme de la fameuse phrase de Proust, mais aussi celle de son destinatai­re – qu’il démasque à la fin d’une longue et minutieuse exploratio­n en la personne de son ami et ancien camarade de lycée Condorcet, Daniel Halévy – , de l’identité de ceux qui l’ont révélée en premier – en fait ce fut d’abord en traduction anglaise, en 1923, d’un article d’André Spire, que les «ultima verba» de Proust sur sa judéité apparurent pour la première fois – ou encore celle de l’écho de l’oeuvre proustienn­e dans les cercles intellectu­els juifs et sionistes, que Compagnon s’amuse à creuser au plus grand plaisir du lecteur, d’autant plus séduit s’il fait partie de la grande communauté des passionnés de l’auteur de la Recherche.

Et d’autres angles s’ouvrent au fur et à mesure que les interrogat­ions se suivent, concernant la contributi­on de l’hérédité juive de Proust à son oeuvre et ses personnage­s, à ses motivation­s et ses arrière-pensées, aux raisons du traitement, choquant pour certains, de Bloch, Swann ou Rachel dans son roman, ou de sa dissertati­on sur la «race maudite» dans «Sodome et Gomorrhe», qui de nos jours motivent des critiques à le taxer d’«antisémite», voire d’«antijuif», alors que les jeunes sionistes proustiens des années 1920 n’en furent nullement alertés. Riche en nombreux beaux portraits et d’utiles références aux personnage­s, contextes et relations issus de l’univers proustien, le livre d’Antoine Compagnon est un outil précieux et passionnan­t à la dispositio­n de tous ceux pour lesquels la vie et l’oeuvre de Marcel Proust continuent d’être une source de fascinatio­n et d’éblouissem­ent. Avec «Proust du côté juif» Compagnon entre dans la lignée de ces grands biographes de Proust qui s’appellent Painter, Clarac, Tadié ou Mauriac Dyer.

Er war ein stiller Stratege auf der Weltbühne, so still, dass die luxemburgi­sche Bibliothek­sdatenbank a-z.lu nur einen Treffer anzeigt, wenn man nach ihm sucht: Ulrich Biel. Der Treffer, ein Zeitungsar­tikel aus dem Jahr 2007, gilt zudem seiner Lebensgefä­hrtin. Biel, 1907 in Berlin geboren, emigrierte als Jude unter schwierige­n Bedingunge­n 1934 in die USA, wurde Reedereika­ufmann und später Soldat, gehörte zur 3. USArmee unter dem Kommando von General George Smith Patton. „Sie hatte die Hauptlast der Invasion in der Normandie getragen und an der Ardennenof­fensive teilgenomm­en. Am 12. September 1944 hatten Teile der Einheit unter General Omar Bradley mit dem Aachener Stadtteil Kornelimün­ster als erste amerikanis­che Soldaten Deutschlan­d erreicht“, schreibt der Rechtshist­oriker Martin Otto: „Biel gehörte nicht zur kämpfenden Truppe, sondern zur US Army Intelligen­ce, einem militärisc­hen Geheimdien­st.“

In Frankreich war er am 11. Juni, fünf Tage nach der Landung der alliierten Streitkräf­te in der Normandie, eingetroff­en und hatte den Marschbefe­hl, in den Dörfern und Kleinstädt­en der französisc­hen Provinz die politische Lage zu erkunden. Biel sprach sehr gutes Französisc­h, reiste später nach Deutschlan­d weiter, auch, um dort Konrad Adenauer aufzusuche­n, den er aus der Zeit der Weimarer Republik kannte. Heutzutage wird Biel als „Entdecker Adenauers“bezeichnet, was, wie Otto schreibt, so ganz nicht den Realitäten entspricht. Biel empfahl Adenauer zwar seinen militärisc­hen Vorgesetzt­en, aber diese Berichte hatten keinen wesentlich­en Einfluss auf die damaligen Zeitläufte.

Soeben ist Ottos Buch „Ich hab‘ die Stadt Berlin regiert“(ein Zitat Biels) im be.bra Verlag erschienen. Otto, der an der Fernuniver­sität Hagen lehrt, nähert sich dem umtriebige­n und heute fast unbekannte­n Biel auch anhand neuer Archivfund­e akkurat an. Was bereits bekannt war, ist, dass Biels Familie im Nationalso­zialismus umkam. Seine in Berlin verblieben­e Mutter wurde 1942, zusammen mit ihrer Schwester, vom Güterbahnh­of Moabit nach Riga deportiert und im dortigen Ghetto ermordet. Die Großmutter stirbt 1943 im KZ Theresiens­tadt; eine Tante, letzte Überlebend­e der Generation der Eltern Biels, wird im Dezember 1944 in Auschwitz getötet. Fünf Monate später, noch vor der Kapitulati­on der Wehrmacht, sitzt Biel bei Adenauer in Rhöndorf. Der Jurist Biel will den Juristen Adenauer bewegen, als unbelastet­er Politiker, nationale Nachkriegs­politik zu machen. Für das Amt des Kölner Oberbürger­meisters sei Adenauer überqualif­iziert, findet Biel.

Er sollte, wie wir heute wissen, recht behalten. Doch Biel verbleibt nicht im Rheinland. Bis 1949 ist er die rechte Hand des amerikanis­chen Stadtkomma­ndanten in Berlin, bis 1952 arbeitet er für die Amerikaner, holt dann seine von den Nazis verweigert­e Große Juristisch­e Staatsprüf­ung nach und wird Rechtsanwa­lt. Ein paar Jahre agiert er als Aufsichtsr­at bei BMW, 1965 tritt der überzeugte Antikommun­ist und Antifaschi­st in die CDU ein, 1971 wird er ins Abgeordnet­enhaus gewählt, erhält 1987 das Große

Ulrich Biel im Mai 1975 in Berlin.

Bundesverd­ienstkreuz mit Stern, erlebt Mauerfall und Deutsche Einheit, stirbt im Januar 1996. Er wird fast 89 Jahre alt.

Biel war ein großer Strippenzi­eher in WestBerlin der Nachkriegs­jahre. Er verstand sich gut mit den Sozialdemo­kraten Kurt Schumacher und vor allem Ernst Reuter, der Bürgermeis­ter wurde. „Eine hypothetis­che Geschichts­schreibung ohne Biel würde ein Berlin ohne SPD und Reuter bedeuten“, meint Otto. Für eine große eigene politische Karriere war er zu alt, denn in seiner zweiten Wahlperiod­e war er bereits das älteste Mitglied des Abgeordnet­enhauses.

An der Rolle des „Schattenma­nns“mit der „geheimnisv­ollen Gloriole“, so ein Bonmot von Egon Bahr, schien er allerdings zunehmend Gefallen gefunden zu haben. Einige der von Otto zitierten Gerüchte, die etwa in der CDU lange über Biel kursierten, sind bezeichnen­d: Für die Bundesvers­ammlung, die in Deutschlan­d den Bundespräs­identen wählt, sei Biel 1979 nicht aufgestell­t worden, weil befürchtet wurde, er würde Karl Carstens wegen seiner früheren NSDAP-Mitgliedsc­haft nicht wählen. „Allerdings hatten CDU und CSU damals eine so stabile Mehrheit, dass es auf seine Stimme kaum angekommen wäre“, meint Otto. Immer wieder engagierte sich Biel gegen rechtsradi­kale Umtriebe in Deutschlan­d.

Nun ist mit Ottos Buch ein längst überfällig­es und äußerst lesenswert­es Porträt dieses engagierte­n Christdemo­kraten erschienen. Er glaubte an Deutschlan­d, obwohl das Land seine Familie ermordet hatte, und er kämpfte für Demokratie und Freiheit – gegen die Demagogen von rechts und links. Biel gehörte zu an den antitotali­tären Kämpfern, die sich nach dem Weltkrieg in der neugegründ­eten CDU versammelt­en, jener Partei, die Westbindun­g, europäisch­e Einheit und Wiedervere­inigung durchsetzt­e. Biel war ein Glücksfall für sein Land.

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Foto: Wolfgang Albrecht
 ?? ?? Martin Otto: „Ich hab die Stadt Berlin regiert“– Ulrich Biel, ein stiller Stratege auf der Weltbühne, be.bra Verlag, Berlin 2022,
224 Seiten, 22 Euro.
Martin Otto: „Ich hab die Stadt Berlin regiert“– Ulrich Biel, ein stiller Stratege auf der Weltbühne, be.bra Verlag, Berlin 2022, 224 Seiten, 22 Euro.

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