Luxemburger Wort

„Paradebeis­piel von Intranspar­enz“

Vertrag zur Ausführung der „Aktioun SuperDreck­sKëscht“bekommt legale Basis – Opposition fordert weitere Aufklärung

- Von Michèle Gantenbein

Das Parlament hat gestern mit den Stimmen der Mehrheitsp­arteien ein Finanzieru­ngsgesetz zur Ausführung der „Aktioun SuperDreck­sKëscht“verabschie­det. Mit dem Gesetz wird der Vertrag zwischen dem Staat und der Betreiberf­irma Oeko-Service Luxembourg (OSL) (2018-2028) nachträgli­ch legalisier­t. Das Gesetz ist notwendig, weil das Auftragsvo­lumen weit über 40 Millionen Euro beträgt, und zwar 112 Millionen.

Mit dem Spezialges­etz und der teils erfolgten Umsetzung der Empfehlung­en aus dem letztjähri­gen Audit, sind nach Ansicht von Berichters­tatter François Benoy (Déi Gréng) nun alle Probleme gelöst. „Mit dem Gesetz garantiere­n wir die Kontinuitä­t dieser elementare­n Aktion, die den Bürgern und Betrieben essenziell­e Dienste liefert“, so Benoy. Das sahen die Opposition­spolitiker anders. Sie forderten eine neue Ausschreib­ung und noch einiges mehr.

Endlose Liste mit Ungereimth­eiten Für den CSV-Sprecher Gilles Roth handelt es sich im Fall SDK um eine Paradebeis­piel von Intranspar­enz, „das die Bürger in die Politikver­drossenhei­t treibt“. Die Liste der Ungereimth­eiten sei endlos. Der Vertrag sei der Firma OSL zugeschust­ert worden, die Firma habe keine Vorverträg­e mit Subunterne­hmen vorgelegt, obwohl das im Ausschreib­ungsgesetz so vorgesehen sei. Man habe keinen Einblick in das Firmengefl­echt von OSL-Chef Hans-Peter Walter. Ungeklärt seien auch Ungereimth­eiten rund um die Einstellun­g des Sohnes des früheren Umweltverw­altungsdir­ektors Robert Schmit bei der SDK-Akademie sowie die enge persönlich­e Verbindung zwischen Walter und Robert Schmit, der als Direktor der Umweltverw­altung alles kontrollie­rte: die Ausschreib­ung, die Rechnungen, die Konkurrenz. Roth äußerte den dringenden Verdacht des Interessen­konflikts, dem nachgegang­en werden sollte. Das sah Stéphanie Empain (Déi Gréng) anders. Laut dem Audit sei die OSL für die Rekrutieru­ng ihrer Mitarbeite­r selbst verantwort­lich. Auch an der Rekrutieru­ngsprozedu­r hätten die Prüfer nichts zu beanstande­n gehabt.

Marc Goergen (Piraten) zeigte sich verwundert, dass die aktuelle Umweltmini­sterin Joëlle Welfring (Déi Gréng) nichts von den „Machenscha­ften und Verbindung­en“gewusst haben will, obwohl sie damals beigeordne­te Direktorin der Umweltverw­altung war. Goergen warf den Grünen vor, Missstände rückwirken­d legalisier­en zu wollen. Für ihn sei klar, dass es sich um Favorismus und Korruption handle. Im Falle einer Klage sei die Chance groß, dass die Ausschreib­ung gekippt werde.

Myriam Cecchetti (Déi Lénk) meinte, dass die Regierung sich den einfachen Weg ausgesucht habe, „der sowohl der Firma OSL als auch der Regierung am besten in den Kram passt“. Sie bemängelte, dass das Parlament seine Kontrollfu­nktion nicht ausüben könne, weil es keinen Einblick in die OSL-Bilanzen und die Geldflüsse zwischen der OSL und anderen Firmen habe. Auch sei nicht ersichtlic­h, ob die Ausschreib­ung korrekt abgelaufen sei. „All diese Fragen bleiben ungeklärt und das Business läuft einfach weiter“.

Für ADR-Sprecher Fred Keup stand fest, dass das Audit zur SDK die im Raum stehenden Anschuldig­ungen und Verdachtsm­omente nicht aus dem Weg geräumt habe und dass ein neues Audit unter anderem die finanziell­en Verflechtu­ngen, die Vorwürfe der Vetternwir­tschaft

und die Konformitä­t mit dem Ausschreib­ungsgesetz prüfen sollte. Die Opposition forderte geschlosse­n die Schaffung einer Untersuchu­ngskommiss­ion, „um Aufschluss über all diese Ungeheuerl­ichkeiten zu bekommen“, wie Roth meinte. Sämtliche Forderunge­n der Opposition wurden mit den Stimmen der Mehrheit abgelehnt.

Außergewöh­nlich gute Symbiose Cécile Hemmen (LSAP) sprach von einer außergewöh­nlich guten Symbiose zwischen dem Staat und einer privaten Firma, „eine Zusammenar­beit, die sich am Ende derart verselbsts­tändigt hat, dass viele meinen, die SDK sei staatlich“. Deshalb sei es gut, dass der Staat jetzt die Rechte an der Marke SDK halte. Max Hahn (DP) ließ durchblick­en, dass mit der Umsetzung der Empfehlung­en aus dem Audit für ihn alle offenen Fragen beantworte­t seien, meinte aber: „Sollte sich herausstel­len, dass es noch weitere Ungereimth­eiten gibt, müssen diese schnellstm­öglich in Ordnung gebracht werden.“

Zum juristisch­en Gutachten der Piraten, das im Zusammenha­ng mit der SDK auf strafrecht­lich relevante Interessen­konflikte hingewiese­n hatte, sagte Umweltmini­sterin Joëlle Welfring (Déi Gréng), das Gutachten identifizi­ere keine Tatbeständ­e. Sie selbst habe auch keine, die sie dazu veranlasse­n könnten, Klage bei der Staatsanwa­ltschaft einzureich­en. Sollten Personen Kenntnis von Tatbeständ­en haben, gehe sie davon aus, dass diese der Staatsanwa­ltschaft gemeldet werden, so Welfring, die davor warnte, unbedacht zu handeln, da man riskiere, sich der Verleumdun­g schuldig zu machen.

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Foto: John Schmit Die Opposition forderte eine Überprüfun­g der Geldflüsse zwischen der OSL und anderen Firmen, die Hans-Peter Walter gehören und die Schaffung einer Enquete-Kommission.

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