Luxemburger Wort

„Aussage gegen Aussage“

Wirtschaft­sminister Fayot dementiert, Druck auf RSS Hydro gemacht zu haben – Opposition spricht von einem schlechten Theaterstü­ck

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Wurde seitens der Regierung oder Beamten Druck auf die Firma RSS Hydro gemacht, der zur Entlassung des Wissenscha­ftlers Jeff Da Costa geführt hat? Nein, sagte gestern Wirtschaft­sminister Franz Fayot (LSAP) in der Sitzung des Umweltauss­chusses. Er habe weder selbst Druck ausgeübt, noch Anweisunge­n an seine Beamten gegeben, sagte er vor der Sitzung bei Radio 100,7.

Für den Vorsitzend­en der Umweltkomm­ission François Benoy (Déi Gréng) ist die Sache erledigt: „Es gibt keine Beweise, die belegen, dass Druck gemacht worden ist. Es gibt lediglich Aussagen.“Er räumte ein, dass Guy Schumann offenbar seine Meinung geändert habe, das habe aber nichts mit der Regierung zu tun. „Es handelt sich um eine interne Angelegenh­eit zwischen einem Chef und seinem Mitarbeite­r.“

Die CSV glaubt dem Minister, dass er nicht selbst intervenie­rt hat. Dass gar niemand intervenie­rt hat, davon ist sie allerdings nicht überzeugt. Was die CSV zweifeln lässt, sind die widersprüc­hlichen Aussagen von Firmenchef Guy Schumann, der offensicht­lich einen Sinneswand­el vollzogen habe.

„Initiative ging von Schumann aus“Zur Erinnerung: Nach der Entlassung schrieb Schumann eine SMS an Da Costa, in der er sagte, dass es gefährlich sei, die Regierung zu erwähnen, dass so etwas schief ausgehen könne und genau das sei jetzt auch passiert. Sinneswand­el auch, weil Schumann Jeff Da Costa für dessen Aussagen in den Medien stets gelobt hat, nachlesbar in den sozialen Medien und in einer E-Mail, die Schumann am 10. September 2021 an sein gesamtes Team geschickt hat und die dem „Wort“vorliegt. In der 100,7-Reportage vom 30. Mai nannte Schumann als Grund für die Entlassung, dass er politische­n Druck habe abwenden wollen. Von internen Konflikten war keine Rede. Diese Fakten stehen im Widerspruc­h

zu der Aussage Fayots gestern, es habe Kontakte zwischen Schumann und Beamten seines Ministeriu­ms gegeben, allerdings sei die Initiative von Schumann ausgegange­n. Dieser habe beim Ministeriu­m angerufen, um sich über Jeff Da Costa wegen dessen Kritik an der Regierung zu beschweren und mitzuteile­n, dass er mit Da Costas Sicht nicht einverstan­den sei, berichten sowohl CSV-CoFraktion­schef Gilles Roth als auch

Widersprüc­he: RSS-Hydro-Chef Guy Schumann.

Marc Goergen (Piraten) und Myriam Cecchetti (Déi Lénk).

Chefhydrol­ogin verlässt AGE

Die Abgeordnet­en erfuhren gestern zudem vom Direktor des Wasserwirt­schaftsamt­s, Jean-Paul Lickes, dass die Chefhydrol­ogin wegen des Drucks die Verwaltung verlassen habe und er im Falle eines Hochwasser­s nicht für einen reibungslo­sen Ablauf garantiere­n könne. Dem Tageblatt zufolge habe die Beamtin nicht gekündigt, sondern sei ins Intérieur gewechselt. Das sei seit April geplant gewesen. Die Opposition­spolitiker empfanden Lickes' Aussage als Vorwurf, Schuld am Rücktritt der Hydrologin zu sein, und wollten das nicht auf sich sitzen lassen. „Es ist unsere Aufgabe, für Aufklärung zu sorgen“, sagte Cecchetti.

Schumann selbst hat dem „Wort“und anderen Medien gegenüber zuletzt immer wieder beteuert, es habe keinen Druck auf ihn und seine Firma gegeben. Das sagte er auch diese Woche bei der

Feier zum einjährige­n Geburtstag des Supercompu­ters MeluXina gegenüber „Paperjam“. RSS Hydro ist eine der Firmen, die den Supercompu­ter nutzen. Wie einem Tweet der Firma zu entnehmen ist, hatte sie sich im November mit ihrem Projekt „Mel4FM-Meluxina for Flood Mapping“beim Fit4StartP­rogramm von Luxinnovat­ion beworben und war zurückbeha­lten worden.

Ob und wie es in der Affäre weitergeht, ist unklar. „Es steht Aussage gegen Aussage“, sagte Gilles Roth. Die Opposition hatte vorgeschla­gen, Jeff da Costa in eine Ausschusss­itzung zu rufen. Die Mehrheitsp­arteien hatten das abgelehnt, mit dem Argument, es handle sich um eine firmeninte­rne Angelegenh­eit. Drei Zeugen, die beim Betriebsme­eting dabei waren, als den Mitarbeite­rn die Kündigung Da Costas mitgeteilt wurde, hatten dem „Wort“bestätigt, dass Schumann politische­n Druck als Grund für die Entlassung angegeben habe. mig

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Foto: Alain Piron

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