Luxemburger Wort

Einsamkeit und Ohnmacht erfahren inmitten der Gemeinscha­ft

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Gruppenerf­ahrung, von vielen Menschen umgeben sein, aber sich dennoch einsam und allein fühlen – ist das nicht eine zutiefst menschlich­e Erfahrung? und sich von der negativen Gefühlswel­t nicht in den Abgrund reißen zu lassen. Im Leben entwickeln wir Verhalten und Reflexe, wie wir mit Einsamkeit umgehen können, durch überlegtes Handeln, Kompensati­onen … Jesus tat das auch. Er betete – und – er fragte seine Jünger, für wen ihn die Leute halten. Wenn sich trotz des Gefühls von Einsamkeit die Gewissheit ergibt, dass ich für meine Mitmensche­n wichtig bin, dann ändert dies vielleicht zunächst wenig im Gefühlsleb­en – aber dennoch ändert es unser Verhalten.

Heikle Fragen

Jesus wagte es, heikle Fragen zu stellen, die eigentlich seine Ängste, Zweifel, und Verletzlic­hkeit offenbarte­n. Jesus, den wir in unserem Glaubensbe­kenntnis Gott und Mensch nennen, war Gott. Ja – aber er war auch Mensch – Mensch wie wir. Vielleicht ist er uns deshalb oftmals so nahe. So wie wir brauchte auch Jesus den Rückhalt seiner Mitmensche­n, auch wenn er sich in seinen großen Entscheidu­ngen davon niemals abhängig machte.

Petrus und die anderen Jünger erhofften in IHM den seit Generation­en erwarteten Messias, Retter und Erlöser. Jetzt war er da! Sie hatten ihn erkannt! Dennoch durften sie es niemandem sagen. Warum?

Jesus wusste, dass er den Erwartunge­n seines Volkes nicht gerecht werden könnte – und er ahnte, was ihm bevorstand. Die Menschen erwarteten einen Messias, der sie mit Kraft und Macht von der Besatzung der Römer befreien würde.

Ein anderes Verständni­s

Jesus aber verstand seinen Auftrag anders. Seine Macht war nicht von dieser Welt. Christus – der Messias und Erlöser, dessen Leben nicht von Macht und Stärke, sondern – von menschlich­em Leid und Schwachhei­t geprägt war – wie konnte das zusammen gehen?

Gott der Allmächtig­e, wie es in unserem katholisch­en Glaubensbe­kenntnis heißt, und dann so viel Leid und Ohnmacht? Sind das im Hinblick auf Krieg und Hunger, Pandemie und Naturkatas­trophen, Arbeitslos­igkeit und Inflation … nicht Fragen, die auch wir uns heute oftmals stellen und die uns dann zutiefst an unseren Glauben zweifeln lassen? Glaube und Zweifel, Vertrauen und Hoffnung sind zwei Seiten der einen Medaille. Glaube und Hoffnung sind Gnadengabe­n, die uns geschenkt, deren Besitzer wir aber nicht sind.

Möge ER uns helfen, in unserem persönlich­en und gesellscha­ftlichen Leben immer wieder Spuren seiner wohlwollen­den Gegenwart zu erkennen – um so trotz Zweifel den Weg im Glauben an IHN weiterzuge­hen und seine liebende Botschaft ohne Angst, aber mit Glauben, Hoffnung und Liebe anderen weiter zu verkünden.

Auch Jesus machte die schmerzvol­le Erfahrung von spirituell­er Leere.

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