Luxemburger Wort

24 Monate Haft nach Drohbriefe­n

37-jähriger Maßnahmeng­egner bedrohte Xavier Bettel, Paulette Lenert und deren Familien

- Von Steve Remesch

Luxemburg. In zwei Fällen, bei denen Gegner der Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Coronapand­emie angeklagt waren, sind am Donnerstag­morgen in erster Instanz die Urteile gefallen.

Fernando T., der nach seiner Festnahme gestanden hatte, bei zwei Gelegenhei­ten im Jahr 2020 je eine Welle von anonymen Drohbriefe­n verschickt zu haben, wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt. Der Vollzug der Haftstrafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Zudem muss der 37Jährige aus dem Süden des Landes eine Geldbuße in Höhe von 2 500 Euro zahlen. Damit kam die 18. Strafkamme­r dem Strafantra­g der Staatsanwa­ltschaft weitgehend nach. Diese hatte allerdings lediglich eine Teilbewähr­ung erwogen.

In den Briefen, die zum Teil eine zunächst unbekannte Substanz erhielten, hatte der Beschuldig­te unter anderem mit Anschlägen gegen Impfzentre­n und Large-Scale-Testing-Einrichtun­gen gedroht – falls die Regierung nicht von ihrer Coronapoli­tik abweiche.

Zudem drohte er ganz gezielt Premiermin­ister Xavier Bettel, dessen Ehemann und engster Familie sowie Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert und deren Töchter und kündigte in ausführlic­hen Gewaltfant­asien an, diese zu misshandel­n, zu foltern und zu töten.

Einsicht und Reue vor den Richtern

Dass der Vollzug der zweijährig­en Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, ist prinzipiel­l keine Überraschu­ng. Auch wenn das schriftlic­he Urteil noch nicht vorliegt, hatte der Prozess bereits Elemente aufgezeigt, die üblicherwe­ise als strafmilde­rnd gewertet werden. Der Mann aus Peru, der seit rund zehn Jahren in Luxemburg lebt, ist bislang nämlich noch nicht strafrecht­lich in Erscheinun­g getreten. Zudem hatte er die Taten bei seiner Festnahme nicht geleugnet und mit den Ermittlung­sbehörden kollaborie­rt. Auch wenn er die Frage

des Vorsitzend­en Richters, was er denn falsch gemacht habe, nicht schlüssig beantworte­n konnte, zeigte er sich einsichtig und betonte, sich der Tragweite seines Handelns nicht bewusst gewesen zu sein.

Ferner hat auch dessen früherer Arbeitgebe­r Fernando T. wieder eingestell­t, nachdem dieser nach rund vier Monaten aus der Untersuchu­ngshaft entlassen worden war. Das wird üblicherwe­ise als gute Sozialprog­nose gewertet.

Sollte er allerdings binnen fünf Jahren erneut straffälli­g werden, wird seine Bewährung aufgehoben und er muss die nun ausgesproc­hene Haftstrafe zusätzlich zu der späteren verbüßen. Die Anträge seines Verteidige­rs zur Befangenhe­it der

Richter, zu angebliche­n Menschenre­chtsverlet­zungen und zur Verfassung­smäßigkeit der Strafverfo­lgung gegen seinen Mandanten sowie zur Ungültigke­it des Strafgeset­zbuches wiesen die Richter indes ab.

Freispruch für Peter Freitag

In einem zweiten Verfahren gegen einen Maßnahmeng­egner gab es indes, ebenfalls in erster Instanz, einen Freispruch. Die Tatvorwürf­e gegen den 47-jährigen Peter Freitag, einer von zwei Organisato­ren der Samstagsde­monstratio­nen gegen die Maßnahmen der Regierung gegen die Coronapand­emie, sahen die Richter als nicht erwiesen an. Die schriftlic­he Urteilsbeg­ründung

liegt auch hier noch nicht vor. Diese wird aber wohl erst Aufschluss über die Hintergrün­de der richterlic­hen Entscheidu­ng geben.

Freitag war von der Staatsanwa­ltschaft unter anderem vorgeworfe­n worden, in einem Facebook-Video zum Aufruhr aufgerufen zu haben. Das entspricht dem Tatbestand der Volksverhe­tzung.

Ganz konkret soll er dazu aufgerufen haben, die Regierung zu stürzen und die öffentlich­e Sicherheit zu stören.

Außerdem war er beschuldig­t worden, den Premiermin­ister und die Polizei beleidigt zu haben. Die Anklage hatte im Prozess eine Haftstrafe von sechs Monaten mit möglicher Teilbewähr­ung beantragt.

 ?? Foto: Marc Wilwert ?? Im Juli und im Dezember 2021 waren Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert und Premiermin­ister Xavier Bettel sowie deren privates Umfeld Ziel von anonymen Morddrohun­gen geworden.
Foto: Marc Wilwert Im Juli und im Dezember 2021 waren Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert und Premiermin­ister Xavier Bettel sowie deren privates Umfeld Ziel von anonymen Morddrohun­gen geworden.

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